„Corona hat den Schwung rausgenommen“Vorstand der Kölner Stadtteilbibliothek Haus Balchem sucht Nachfolger

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Zwei Frauen stehen vor Bücherregalen in der Stadtteilbibliothek Haus Balchem.

Barbara Moritz (l.) und Ulla Jansen in der Bücherei Haus Balchem.

Am Wochenende steht ein Sommerfest im Haus Balchem an. Barbara Moritz und Ulla Jansen suchen dort Nachfolger für ihre Vorstandsposten.

Die ehemalige „Kampftruppe“ ist in die Jahre gekommen. Sagen jedenfalls zwei von sich, die von Anfang an mitgekämpft haben. Ulla Jansen und Barbara Moritz bilden den Vorstand des Fördervereins Stadtteilbibliothek Haus Balchem. Sie erinnern sich an die Zeit vor 30 Jahren. Damals wurde in Politik und Verwaltung erwogen, die beliebte Bücherei an der Severinstraße im Vringsveedel zu schließen.

„Damals hieß es, die Leute könnten doch in die Zentralbibliothek am Neumarkt gehen“, erzählt Jansen. Das hätten viele Leute aus der Südstadt aber anders gesehen und sich für den Erhalt der Einrichtung in dem Barockhaus aus dem 17. Jahrhundert eingesetzt.

„Büchereien haben keine gesetzliche Grundlage. Sie sind keine Pflichtaufgaben der Kommunen, sondern immer freiwillige Leistungen und damit immer auch potenziell gefährdet“, erklärt Barbara Moritz. Aus der Truppe, die den Kampf um den Standort letztlich für sich entschied, entstand 1995 der Förderverein. „Viele von damals sind immer noch Mitglied“, sagt Jansen. Das sei einerseits schön, andererseits aber auch ein Problem. „Wir werden nicht jünger“, ergänzt Moritz.

Sie und Jansen wollten eigentlich nur zwei Jahre die Vorstandsposten bekleiden. Aber dann kam Corona, und jetzt sind es doch ein paar mehr Jahre geworden. „Corona hat bei uns den Schwung herausgenommen“, sagt Moritz. Der Vorstand würde gern in die zweite Reihe treten. „Wir wollen uns nicht komplett zurückziehen. Wir würden uns weiter engagieren. Aber eben nicht verantwortlich“, erklärt Jansen.

Sommerfest mit Musik und Theater in und um Kölner Haus Balchem

Um neue Vorstände zu werben, wollen die beiden auch das Sommerfest am Samstag, 9. September, in und um Haus Balchem, Severinstraße 15, nutzen. Um 12 und um 14 Uhr gibt es Führungen durch das Haus. Um 13 Uhr steht Puppentheater auf dem Programm, ab 14 Uhr wird gebastelt und ab 15 Uhr machen Tom Word und Celine Musik. 

Was stünde denn an Arbeit an, wenn man sich entschiede, im Förderverein federführend mitzuwirken? „Natürlich hat der Vorstand Bürokram zu erledigen“, sagt Jansen. Der zeitliche Aufwand sei aber mit einigen Stunden im Monat überschaubar. Wichtigster Teil der Vorstandsarbeit sei die Organisation von Veranstaltungen, insbesondere von Lesungen. Viel Zeit verwenden Moritz und Jansen darauf, Kinder an Literatur heranzuführen.

Immer wieder besuchen Klassen der umliegenden Grundschulen Haus Balchem. Und natürlich ist die Geldbeschaffung eine Aufgabe. Regelmäßig spendet der Förderverein Bücher an die Bibliothek. Prominente Unterstützer hat Haus Balchem einige, die immer mal wieder unentgeltlich auftreten: Winfried Schmickler etwa, Jürgen Becker, Heinrich Breloer und Gerd Köster. Eines ist Barbara Moritz in Sachen Nachfolge sehr wichtig: „Man muss von der Sinnhaftigkeit des Tuns überzeugt sein.“ Das falle bei einer Bücherei aber sehr leicht. 

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