Ansturm in KölnSo lief der dritte Adventssamstag

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Menschen drängen sich um die Buden des Weihnachtsmarktes

Ansturm in der City wie hier auf dem Weihnachtsmarkt Alter Markt

Traditionell zählt der dritte Samstag im Advent zu den umsatzstärksten Tagen des Jahres im Handel. Trotz Warnung kamen viele Besucher mit dem Auto - und dann nicht weiter.

Krise? Welche Krise? Am Wochenende drängelten sich die Menschen schwer bepackt durch die Einkaufsstraßen. Traditionell gehört der dritte Samstag im Advent zu den umsatzstärksten Tagen. Tausende strömten auch aus der gesamten Region und dem benachbarten Ausland in die City. Mittendrin einer, den der Weihnachtstrubel überhaupt nicht interessiert. Karl Haupt ist Filmemacher, Fotograf und Künstler und plant eine Ausstellung auf der Hohen Straße zu Obdachlosigkeit: „Mir bedeutet Weihnachten relativ wenig. Wir brauchen keine Wegwerf- und Konsumgüter. Auf Weihnachtsshopping kann ich verzichten.“

„Als Jugendlicher hat man einfach weniger, und wir sind beide Schülerinnen. Der Nebenjob kann die gestiegenen Kosten nicht wirklich auffangen.
Frieda (17) und ihre Freundin Anna

Das würden die Jüngsten auf der Shoppingmeile nicht unterschreiben: Frederik (9) und Luisa (10) sind mit ihrer Tante und ihrem Onkel auf der Hohen Straße unterwegs (siehe Umfrage). Annette Wolff will ihrer Nichte und ihrem Neffen zu Weihnachten etwas Gutes tun. „Da müssen wir großzügig sein, da gehen wir auch Crêpes essen und Eislaufen. Vor dem Wochenende hat die Stadt Köln eindringlich gewarnt, mit dem Auto in die City zu fahren. Genutzt hat es nur bedingt. An den Einfallstraßen und vor den Parkhäusern waren lange Schlangen zu sehen, teilweise gab es erhebliche Rückstaus in den Seitenstraßen. Im Gürzenich-Quartier ging zeitweise gar nicht mehr. Ein Autofahrer klagte: „Ich stehe hier seit 45 Minuten und komme nicht weiter.“

Menschen mit Weihnachtsmützen spielen Trompete vor einem Brauhaus.

Ein spontanes Weihnachtskonzert in der Altstadt.

Dass der Krieg die Kauffreude einschränkt, lässt sich also auf den ersten Blick nicht erkennen. Die hohen Preise schlagen bei Anna und Michele Tortaro aus Ossendorf dennoch etwas aufs Gemüt: „Wir kaufen weniger, es ist alles zu teuer geworden. Die Geschenke bleiben aber, die Familie und die Enkel sollen sich ja freuen.“ Wer jedoch jünger ist und weniger Geld verdient, muss genauer hinschauen: „Ich achte schon mehr auf das Geld und versuche, nicht zu viel auszugeben“, sagt die 17-jährige Frieda aus Köln. Ihre Freundin Anna (17) achtet auch bei den Geschenken in diesem Jahr auf den Preis. „Als Jugendlicher hat man einfach weniger, und wir sind beide Schülerinnen. Der Nebenjob kann die gestiegenen Kosten nicht wirklich auffangen.“ Wer jedoch schon seit Jahren im Berufsleben steht, wie Susanne Bollwagen und Michael Körver, der ist zumeist nicht bereit, größere Abstriche bei der Lebensqualität zu machen. „Wir schauen nur beim Einkaufen im Supermarkt auf den Preis, aber Weihnachten wird nicht gespart. Ich habe schon alle Geschenke gekauft und mache keine Unterschiede zum letzten Jahr“, lacht Susanne Bollwagen.

Ein Lotse weist Autofahrern den Weg zu den Parkhäusern:

Lotsen regelten den Verkehr und kämpften gegen den Blech-Infarkt

Auch der Kölner Papa Christopher Fertig will seinen Sohn Julian (5) nicht enttäuschen und steht damit stellvertretend für viele der gesammelten Meinungen am 3. Advent: „Es muss natürlich im Rahmen bleiben. Aber Weihnachten zählen die Kinder und die Familie. Wir wollen ein tolles Weihnachtsfest feiern und die Kids lachen sehen, daher steht nicht der Blick ins Portemonnaie im Vordergrund, sondern der Spaß unterm Weihnachtsbaum."

Umfrage: Schränken Sie sich ein?

Mohammed Bagheri“, der mit seiner Partnerin unterwegs ist, sagt kurz und knapp: „Alles wie immer.“ Auch wenn es zuhause jetzt mal ein oder zwei Grad kälter ist, solle man das Leben genießen, meint der junge Mann aus Kerpen. „Wir schauen ungern auf den Preis und sparen lieber woanders, zum Beispiel bei der Energie.“ Dafür solle man sich zu Weihnachten auch mal etwas gönnen und ein schönes Geschenk machen. „Wir alle bekommen gerne mal tolles ein Geschenk.“

Mohammed Bagheri mit Partnerin vor einem Weihnachtsbaum

Mohammed Bagheri mit seiner Partnerin

Annette Wolff und Christopher Lohmann aus Junkersdorf sind vorsichtiger als in den Jahren zuvor: „Wir wollen unserer Familie etwas Gutes tun, sind aber auch sparsamer geworden. Bei uns sind die Strom- und Gaspreise noch nicht hochgegangen, aber das kommt alles früh genug. Wir wissen ja nicht, wie lange das mit der Inflation noch anhält.“ Neffe Frederik und Nichte Luisa sagen: „Man sollte mehr sparen, damit es allen besser geht. Ansonsten könnte man pleite gehen.“ 

Einkauf Annette Wolff und Christopher Lohmann

Einkauf Annette Wolff und Christopher Lohmann mit Frederik und Luisa

Ana Bajan aus Langenfeld ist begeistert von den Kölner Shopping-Möglichkeiten, will sich jedoch dieses Jahr ganz bewusst einschränken: „Angesichts des Krieges in der Ukraine und der Inflation sollte man vorsichtiger im Umgang mit Geld und Konsumgütern sein. Ich habe eine deutliche Gaspreiserhöhung in diesem Jahr erhalten, und achte schon sehr auf meine Ausgaben. Meine Weihnachtsgeschenke habe ich schon gekauft, möchte aber allzu hohe Unkosten vermeiden.

Ana Bajan vor einem Weihnachtsbaum

Ana Bajan kommt aus Langenfeld

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