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Update

Eklat vor dem Aufstiegsfinale
FC-Torjäger Tim Lemperle bei Schlägerei auf Partyschiff schwer verletzt

Lesezeit 5 Minuten

Im Abseits: Der scheidende FC-Torjäger Tim Lemperle sorgt kurz vor dem entscheidenden Saisonspiel für einen Eklat.

Tim Lemperle war am trainingsfreien Sonntag auf einem Partyschiff unterwegs, als es zu Handgreiflichkeiten kam und der Stürmer einen Nasenbeinbruch erlitt. Das sagen der 1. FC Köln und Lemperles Berater zu dem Vorfall, der den negativen Höhepunkt mehrerer teaminterner Eskapaden bildet.

Der 1. FC Köln wird vor dem wichtigsten Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte von einem Eklat erschüttert. Torjäger Tim Lemperle ist am Sonntagabend bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung am Heinrich-Lübke-Ufer schwer verletzt worden. Nach Rundschau-Informationen erlitt der stark alkoholisierte U21-Nationalspieler einen Nasenbeinbruch, eine Gehirnerschütterung und eine Platzwunde. Lemperle verbrachte die Nacht auf Montag in der Kölner Uniklinik, verpasste die Trainingseinheit am Montagnachmittag und fällt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit für das Aufstiegsfinale am kommenden Sonntag gegen den 1. FC Kaiserslautern aus.

Für den Tabellenzweiten, der im letzten Saisonspiel noch einen Punkt zur sicheren Rückkehr in die Fußball-Bundesliga benötigt, würde ein Ausfall von Tim Lemperle einen herben Schlag ins Kontor bedeuten und eine nicht zu kompensierende Schwächung. Lemperle führt die teaminterne Torschützenliste gemeinsam mit Damion Downs an. Beide Angreifer haben zehn Tore auf dem Konto, wobei Downs nach seinem Handbruch im Frühjahr außer Form geraten ist. Fällt Lemperle am Sonntag tatsächlich aus, wird er wahrscheinlich nie wieder für die Geißböcke auf dem Platz stehen. Bereits seit Winter steht fest, dass der gebürtige Frankfurter am Saisonende ablösefrei zum Bundesligisten TSG Hoffenheim wechseln wird. Sein Verhalten abseits des Platzes ist dagegen alles andere als erstklassig. Lemperle setzt mit seinem Verhalten die Zukunft des 1. FC Köln aufs Spiel. Verpasst der FC den Aufstieg, droht die Mannschaft in ihre Einzelteile zu zerfallen und ein Ausverkauf.

Ich möchte mich zu der Situation nicht äußern und das Thema nicht größer machen als es ist.
Dusan Jevtic, Berater von Tim Lemperle

Tim Lemperle war am trainingsfreien Sonntag auf dem Partyschiff „Roxy“ feiern gegangen. In der Event-Location am Rodenkirchener Rheinufer stieg – wie an jedem Sonntag – die Party „Daydrinking“. Der aus dem Englischen stammende Begriff bezeichnet den Konsum von alkoholischen Getränken am Tag. Nach Angaben eines Polizeisprechers soll Lemperle auf dem Schiff von etwa drei Personen zunächst verbal attackiert worden sein. Auf dem Gehweg vor dem Schiff soll die Auseinandersetzung eskaliert sein. Dabei soll Lemperle von einem Angreifer ins Gesicht geschlagen worden sein. Der 23-Jährige war offenbar derart betrunken, dass er sich nicht zur Wehr setzen konnte. Herbeigerufene Sanitäter versorgten den FC-Profi und lieferten ihn zur Behandlung ins Krankenhaus ein. „Wir ermitteln gegen Unbekannt wegen Körperverletzung“, sagte ein Polizeisprecher weiter.

Beim 1. FC Köln hielt man sich am Tag danach weitgehend bedeckt. „Wir sind über den Vorfall informiert. Tim wurde am frühen Sonntagabend tätlich angegangen und hat dabei Gesichtsverletzungen erlitten. Nach aktuellem Stand ist es unwahrscheinlich, dass er am kommenden Sonntag einsatzfähig sein wird“, erklärte Sportdirektor Thomas Kessler in einer vom FC verbreiteten Stellungnahme. Lemperles Berater wollte den Vorfall zunächst ebenfalls nicht näher kommentieren. „Ich möchte mich zu der Situation nicht äußern und das Thema nicht größer machen als es ist“, sagte Dusan Jevtic auf Anfrage der Rundschau lediglich.

Wir haben jetzt ein schönes Wochenende vor uns, das haben wir uns verdient, mit dem Ergebnis gestern und der Art und Weise, das war hochverdient.
FC-Trainer Friedhelm Funkel nach dem Sieg in Nürnberg

Auch der neue FC-Trainer Friedhelm Funkel konnte nach dem Training am Montagnachmittag noch nicht zur Klärung beitragen: „Ich habe noch nicht die Möglichkeit gehabt, mit Tim zu sprechen. Ich weiß, dass er am Sonntagabend tätlich angegangen worden ist, dass er sich dabei Gesichtsverletzungen zugezogen hat und dass die Wahrscheinlichkeit, dass er am Sonntag spielen kann, gering ist. Die Chance ist nicht von der Hand zu weisen, aber sie ist gering. Mehr kann ich dazu nicht sagen, weil ich noch nichts weiß.“

Nach dem 2:1-Sieg am Freitagabend beim 1. FC Nürnberg war die Kölner Mannschaft am Samstagmittag am Geißbockheim zusammengekommen, um die Spiele der Konkurrenten Elversberg und Magdeburg gemeinsam zu verfolgen – und bestenfalls den Aufstieg auf der Couch zu feiern. Dabei floss auch Kölsch. „Alle Spieler waren da. Einige haben ihre Frauen und Kinder mitgebracht. Es war richtig schön“, berichtete Friedhelm Funkel am Samstagnachmittag, ehe er seinen Spielern für Sonntag freigab. „Wir haben jetzt ein schönes Wochenende vor uns, das haben wir uns verdient, mit dem Ergebnis gestern und der Art und Weise, das war hochverdient. Von daher können wir das Wochenende jetzt auch genießen.“

Funkel hob zudem den Charakter der Kölner Mannschaft hervor: „Ich glaube, bei der Mannschaft braucht man in der Endphase der Saison keine Teambuilding-Maßnahme zu machen – weil das Teambuilding innerhalb der Mannschaft hervorragend ist. Das muss man einfach sagen. Es ist toll, wie die Jungs zusammenstehen, da gibt es keinen Stinkstiefel oder sonst irgendwas. Es ist richtig toll, mit ihnen zusammenzuarbeiten.“

1. FC Köln: Party-Eskapade auch nach der Blamage gegen Jahn Regensburg

Hinter den Kulissen kam es zuletzt jedoch wiederholt zu Undiszipliniertheiten, die mit dem Vorfall am Sonntag ihren negativen Höhepunkt fanden. An Weiberfastnacht, zwei Tage vor dem verloren gegangenen Spiel in Karlsruhe (0:1), waren vereinzelte FC-Spieler entgegen der Absprache mit dem Verein feiern gewesen. Nach Rundschau-Informationen zählte auch Tim Lemperle zu der Partygruppe um Linton Maina. Während Lemperle zum damaligen Zeitpunkt wegen einer langwierigen Muskelverletzung nicht einsatzfähig war, verletzte sich Maina in Karlsruhe am Sprunggelenk und fiel zwei Monate aus.

Die feiernden Spieler wurden vom FC mit einer Geldstrafe belegt, die ihre Wirkung – wie sich nun herausstellte – jedoch verfehlte. Wie diese Zeitung erfuhr, schlug ein Teil des Teams auch nach dem blamablen 1:1 gegen Absteiger Regensburg vor einer Woche über die Stränge. Am Tag danach verloren Trainer Gerhard Struber und Sportchef Christian Keller ihre Jobs.