Künstlerinnen und Künstler des 1995 gegründeten Vereins öffnen vom 28. bis 31. August ihre Archive und Ateliers.
Größte Atelierstätte in ehemaliger FabrikKölner Verein KunstWerk feiert 30-jähriges Bestehen

Thomas Deyle, Alin Klass und Jens Eike Krüger (v. l.) begehen mit rund 150 weiteren Künstlerinnen und Künstlern das 30-jährige Bestehen des Vereins KunstWerk Köln.
Copyright: Thomas Dahl
Ein einzigartiges KunstWerk in Zahlen: Die ehemalige Gummifädenfabrik auf dem einstigen Industrie-Areal der Deutz AG bietet aktuell mehr als 150 Künstlerinnen und Künstler in rund 80 Ateliers und 12 Proberäumen auf circa 7.000 Quadratmetern Fläche Arbeitsmöglichkeiten, die sich in bis zu 10 Ausstellungen pro Jahr sowie 20 bis 30 weiteren Kulturevents, etwa die „Mülheimer Nacht“, offenbaren.
Kooperationen mit namhaften Institutionen, beispielsweise mit der Internationalen Photoszene Köln oder der Studiobühne Köln, ergänzen das Portfolio. Das Pachtrecht des Vereins läuft bis 2033. Am letzten Augustwochenende feiert der Verein KunstWerk nun das 30-jährige Bestehen. Deutschlands größte selbstverwaltete Atelierstätte öffnet dafür an drei Tagen seine Produktionsräume und Archive für Besucher. Dabei werden bisher unveröffentlichte Bild- und Filmaufnahmen sowie Einblicke in das Schaffen aus den Bereichen Malerei, Zeichnung, Bildhauerei, Grafik, Trickfilm und Performances gezeigt. Zudem laden die Mitglieder zur Geburtstags-Party mit Live-Musik ein.
Die frühen Tage im KunstWerk waren chaotisch und unorganisiert. Die Miete wurde mit einem herumgereichten Pizzakarton eingesammelt. Heute ist hier alles hochprofessionell.
Als ältestes Mitglied erinnert sich Maler Thomas Deyle mit verwundertem Amüsement über die Anfangstage der Einrichtung. Nachdem er 1995 seine gut ausgestatteten Räumlichkeiten in Stuttgart zugunsten einer vielversprechenden Vermittlung an den Rhein aufgegeben hatte, fand der freie Künstler zunächst einen heruntergekommenen Bau in einer Brache vor, der weder über funktionierende Heizungen noch über einen strukturierten Bürobetrieb verfügte. Vielmehr handelte es sich um ein Sammelsurium an ernsthaften Kunstschaffenden und Überlebenskünstlern, das den Charakter der Hausbesetzerszene innehatte.
„Die frühen Tage im KunstWerk waren total chaotisch und vollkommen unorganisiert. Die Miete wurde damals mit einem herumgereichten Pizzakarton eingesammelt, Belege wurden lose in Schuhkartons aufbewahrt. Wir waren naiv. Heute ist dagegen alles hochprofessionell“, erinnert sich Deyle kopfschüttelnd an die ideologisch-geprägten Zeiten des Projekts, das von Glasgraveur Uli Eichhorn eher spontan ins Leben gerufen worden sei.
Man habe jedoch bald die Spreu vom Weizen getrennt. So wurden Ausschüsse eingerichtet, die über neue Mitglieder oder mögliche Ausstellungen entscheiden. Von allen Mietern werde abseits der künstlerischen Projekte ein ehrenamtliches Vereins-Engagement erwartet. Im Laufe der Jahre habe man sich so durch Mitgliederbeiträge und Mieteinnahmen eine autonome Stellung in Zeiten unsicherer langfristiger Förderungen erarbeitet, erklärt der Wahl-Kölner.
Eingänge ins KunstWerk
Einer Isolation als reine Kunststätte wirken die „Bewohner“ mit einer bewussten Öffnung ihrer Location entgegen. „Bei den großen Party-Events haben wir stellenweise über 1.000 Gäste pro Nacht. Die Leute kommen aus ganz Köln und der Region. Auch das macht uns bekannt und sorgt für eine Vernetzung mit Menschen, die sich in erster Linie vielleicht nicht für Kunst interessieren“, informiert Jens Eike Krüger. Der aktuelle Träger des Deutschen Newcomer-Karikaturenpreises ist im Haus zudem als Kulturmanager tätig. Über die Formalitäten zur Aufnahme ins KunstWerk informiert Vorstandsmitglied und Malerin Alin Klass: „Momentan sind wir zwar voll besetzt, aber im Falle von Ateliersaufgaben oder Vereinsaustritten besteht die Möglichkeit zur Neuvergabe der Räume. Die Ateliers umfassen 15 bis 120 Quadratmeter und können auch befristet untervermietet werden, beispielsweise, wenn unsere Mitglieder ein Auslandsstipendium erhalten.“
„30 Jahre KunstWerk Köln“, 28. bis 31. August, Verein KunstWerk Köln, Deutz-Mülheimer-Straße 115, 51063 Köln, 28. August 18 Uhr: Eröffnung Archivausstellung, 29. August 19 Uhr: Aufführungen aus dem Filmarchiv, 30. August 15 bis 20 Uhr: Offene Ateliers, Verleihung Madaus-Kunstpreis, ab 20 Uhr Live Musik und Party, 31. August 16 Uhr: Künstlerinnen, Künstler & Freunde-Café, Telefon: 0221 8800767, Bürozeiten: Montag 10 bis 12 Uhr, Donnerstag 12 bis 15 Uhr, www.kunstwerk-koeln.de