Die Kölnmesse hat den Siegerentwurf für eine neue Unternehmenszentrale vorgestellt. Ob sie wirklich gebaut wird, hängt von mehreren Faktoren ab.
Jury hat entschiedenSo könnte die neue Zentrale der Kölnmesse aussehen

Die Visualisierung zeigt, wie ein möglicher Verwaltungsneubau der Kölnmesse am Standort der heutigen Halle 3 aussehen könnte.
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„Eines steht außer Frage: Die Kölnmesse braucht einen langfristigen, zukunftssicheren und nachhaltigen Bürostandort.“ Das betonte Messe-Chef Gerald Böse am Montag bei der Vorstellung der Pläne für eine neue Unternehmenszentrale in Deutz. Als attraktiver Arbeitgeber in Köln und der Region sei man in der Pflicht, die Arbeitsbedingungen „noch individueller und attraktiver zu gestalten“.
Die Messe hatte Generalplaner aufgefordert, Ideen für einen möglichen Neubau am Standort der heutigen Messehalle 3 einzureichen. Mit dem Vermieter der aktuellen Unternehmenszentrale im Messehochhaus streitet die Messe über ausbleibende Sanierungen. Den früheren Plan eines Neubaus am Pfälzischen Ring hatte man angesichts der hohen Verluste in der Corona-Zeit zu den Akten gelegt. Stattdessen soll dieses Grundstück verkauft werden, um Erlöse zu generieren. Zurzeit sitzt die Messeverwaltung im Messehochhaus 1, der ehemaligen KHD-Zentrale. Dort wolle man bis mindestens 2030 bleiben, über die Verlängerung des bis 2025 laufenden Mietvertrags werde gerade verhandelt, so Böse.
Einstimmige Jury-Entscheidung
Die Jury unter dem Vorsitz von Kaspar Kraemer hatte am 13. September einstimmig einen Entwurf von HPP Architekten und Astoc Architects and Planners zum Sieger gekürt. 30 Büros hatten sich beworben, von denen fünf in die engere Auswahl kamen. HPP und Astoc überzeugten mit einem laut Jury „gelungenen architektonischen Auftritt“, der als weiterer Eingang zum Messegelände von Süden „eine hervorragende Präsenz im Stadtraum entwickelt“.

So könnte der begrünte Innenhof der möglichen neuen Unternehmenszentrale der Kölnmesse aussehen.
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Die neue Unternehmenszentrale soll helle, flexibel nutzbare Büroräume mit viel Glas bieten, aber auch zentralen Einrichtungen wie Kantine, Gastrobereich, Besprechungsräumen und Grünflächen Raum geben, die sowohl Mitarbeiter als auch Kunden nutzen können. Auf rund 34.000 Quadratmetern sollen 500 Büroarbeitsplätze für rund 750 Beschäftigte entstehen. „Der Entwurf macht unsere Vision eines zukunftsorientierten, flexiblen und nachhaltigen Unternehmens sichtbar und erlebbar“, erklärte Böse. Gewünscht seien höchste Nachhaltigkeitsstandards mit Photovoltaik, Dachbegrünung und mehr.

Der Neubau soll moderne, flexible Bürolandschaften bieten.
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Der ursprüngliche Plan, die Messehalle 3 aufzustocken, ist vom Tisch. Einen Teil des Altbaus zu erhalten, habe sich bei näherer Betrachtung als unvorteilhaft erwiesen, erklärte der Jury-Vorsitzende Kaspar Kraemer. Mit dem Entwurf von HPP und Astoc erhalte die Messe „ein neues attraktives Entree im Süden“, während die bisherige Architektur sich dort eher abschotte wie „die chinesische Mauer oder die verbotene Stadt“.
Baubeginn frühestens April 2026
Zu den Kosten des Projekts will sich die Messe derzeit nicht äußern, zunächst soll eine detaillierte Kostenschätzung erstellt werden. Die Entscheidung, ob gebaut wird oder nicht, solle 2025 fallen, der Bau könne frühestens im April 2026 beginnen und würde rund dreieinhalb bis vier Jahre dauern. Zur Finanzierung sagte Böse, in die Halle 3, eine der ältesten der Kölnmesse, müsse man rund 60 Millionen Euro investieren, nur um die Nutzung zu erhalten. Dieses Geld könne man sparen und in einen Neubau investieren, plus die Erlöse aus dem Verkauf des Grundstücks am Pfälzischen Ring.

Die bisherige Messehalle 3 (im Vordergrund) müsste für den Neubau der Verwaltung abgerissen werden.
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Mit der Vorstellung des Entwurfs verbessert die Messe auch ihre Position in den Verhandlungen über die Verlängerung des Mietvertrags für das Messehochhaus. Mit dem Vermieter streitet man sich unter anderem über die Sanierung der denkmalgeschützten Fassade, die immer noch mit Netzen gesichert ist, weil Teile hinabzufallen drohen. Der Vermieter wurde nun verpflichtet, bis Ende des Jahres mit der Sanierung zu beginnen. Es sei gut, betonte Böse, mehrere Optionen zu haben: den Umzug in einen Neubau, einen Verbleib zur Miete im Messehochhaus und eine Anmietung an anderer Stelle. „Wir lassen uns nicht unter Druck setzen.“ Wirtschaftlich laufe es nach den Corona-Jahren wieder gut, sagte der Messe-Chef, das aktuelle Geschäftsjahr übertreffe die Erwartungen. „Die Kölnmesse ist zurück als Wirtschaftsmotor.“
Ob man sich den Neubau wirklich leisten will und kann, will Böse 2025 entscheiden. Die langfristige wirtschaftliche Konsolidierung der Messe habe höchste Priorität. Zwei Bedingungen gelte es zu erfüllen: Der Betrieb in der neuen Zentrale dürfe nicht mehr kosten als bisher und die Investitionen müssten sich langfristig amortisieren. Dass mit Halle 3 rund 16.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche verloren gehen, ist laut Böse kein Problem. Denn die neue Zentrale biete 5000 Quadratmeter Multifunktionsflächen, die man für den Messebetrieb nutzen werde, und den Rest könne man mit anderen Hallen auffangen.