Verkehrsversuch in Köln-Deutz„Hier gehen die Leute aufeinander los“

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Ein Fahrradfahrer streitet mit einem Autofahrer.

Der Verkehrsversuch auf der Deutzer Freiheit spaltet. Einige Geschäftsleute beklagen Umsatzeinbrüche. Manche Fußgänger beschweren sich über rücksichtslose Radfahrer.

Der Protest ist laut, doch die Mehrheit der Politiker und die Verwaltung unerbittlich: Der Verkehrsversuch auf der Deutzer Freiheit wird nicht abgebrochen. Ein „Veedelsbeirat“ soll aber die Wogen glätten.

Noch liegen nicht alle Ergebnisse zum Verkehrsversuch auf der Deutzer Freiheit vor. Doch eins hat die Umgestaltung zur Fußgängerzone wohl schon erreicht: Deutz ist gespalten. Oder wie es Bezirksbürgermeister Andreas Hupke umschreibt: „Hier gehen die Leute aufeinander los.“ Nun soll ein „moderierter“ Veedelsbeirat die Wogen glätten. So hat es die Bezirksvertretung nach einer „Aktuellen Stunde“ zu dem Thema entschieden. Im vergangenen Jahr soll er starten. Im Vorfeld werden in einem „Fachgespräch“ nochmals strittige Punkte vorberaten. Eine Abbruch des Versuchs, sowie von mehreren Bürgern und Organisationen gefordert, lehnt die Bezirksvertretung mehrheitlich ab.

Köln: Die Fronten sind verhärtet

Wie bei den Bürgern, so in der Politik: Die Fronten scheinen verhärtet. Sie hätten eine Klima des Hasses geschürt, werfen Grüne den Christdemokraten vor. Hupke: „Deutz befindet sich in einer Showdown-Situation.“ Güntner Leitner von der CDU in der Bezirksvertretung kontert: „Der Verkehrsversuch wurde mit der grünen Brechstange umgesetzt.“ Das komme in einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer zum Ausdruck, in der Deutzer Geschäftsleute Umsatzrückgänge und Geschäftsaufgaben beklagen. Mehrere Bürgereingaben zur Sitzung, unter anderem von der „Initiative Deutz“, forderten zum Abbruch des Versuchs auf. Die „aktuelle Stunde“ zu dem Thema konnten ihrem Namen nicht mehr gerecht werden. Drei Stunden dauerte der Austausch der Argumente. Aus Sicht der Versuchsgegner ohne Erfolg: Wie bereits vom Verkehrsdezernat der Stadt empfohlen, lehnten Grüne, SPD, Die Linke, Die Partei und Klima-Freunde gegen die Stimmen von CDU und FDP einen Abbruch ab. Der Versuch wird wie vorgesehen bis zum Juni 2023 weitergeführt.

Mehr Aufenthaltsqualität

Bis dahin sollen die Ergebnisse von zwei Befragungen als Entscheidungsgrundlage auf den Tisch liegen. Eine erste Befragung, durchgeführt von Experten der Uni Bochum, fand bereits im vergangenen August und September statt. Details fehlen noch. Doch laut Stadtverwaltung gibt es bereits eine Tendenz. Demnach würden rund 60 Prozent der Befragten eine Verbesserung der Aufenthalts- und Lebensqualität durch den Versuch feststellen. „Kommt darauf an, wie ich den Maßstab ansetzte“, stellt Leitner das Vorabergebnis in Frage und verweist auf das ganz andere Meinungsbild, das sich durch die IHK-Umfrage abgezeichnet habe. Ein wenig zwischen den Polen steht die IG Deutz, in der sich große Teile der Deutzer Unternehmerschaft – vom Einzelhändler über die Lanxess-Arena bis hin zu Versicherungskonzernen – vereinen. Vorstandsvorsitzender Daniel Wolf macht klar: „Ein Abbruch des Versuchs ist keine Lösung.“ Das würde nicht den Anforderungen an Verkehr und Stadtraumgestaltung in der heutigen Zeit entsprechen.

„Wollen Veränderung mit Maß“

„Wir wollen aber eine Veränderung mit Maß, bei der die Menschen mitgenommen werden.“ Er setzt stark auf das Fachgespräch am 12. Dezember. Dort will er den Kompromissvorschlag der IG nach vorne bringen: Der Abschnitt zwischen Gotenring und Graf-Geßler-Straße soll aus dem Versuch genommen werden. Dort könnten zehn von 15 geforderten Kurzzeitparkplätzen entstehen. Dafür sollte der große Abschnitt von der Deutzer Brücke aaus einem Guss neu gestaltet werden.

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