DrogenkonsumraumWie die Lage am Kölner Neumarkt verbessert werden soll

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Im Drogenkonsumraum der Stadt Köln im Gesundheitsamt am Neumarkt können Suchtkranke unter hygienischen Bedingungen Drogen konsumieren.

Der Drogenkonsumraum der Stadt Köln im Gesundheitsamt am Neumarkt.

Der Drogenkonsumraum am Neumarkt wird ab März werktags 15 Stunden täglich öffnen. Die Stadt Köln hofft, damit den Konsum harter Drogen auf offener Straße einzudämmen.

Die Öffnungszeiten des städtischen Drogenkonsumraums am Neumarkt werden deutlich ausgeweitet. Das hat der Gesundheitsausschuss der Stadt Köln einstimmig beschlossen, die Zustimmung des Stadtrats am 9. Februar gilt als sicher. Ab 1. März steht das Hilfsangebot im Gesundheitsamt (Eingang Lungengasse) montags bis samstags von 8 bis 23 Uhr zur Verfügung. Das sind 15 Stunden pro Tag und 90 Stunden pro Woche. Sonntags ist geschlossen.

Nach jahrelangen Diskussionen war der Konsumraum im Mai 2022 eröffnet worden, um den offenen Konsum harter Drogen im Straßenraum am Neumarkt einzudämmen und suchtkranken Menschen zu helfen. Sie können hier an zwölf Plätzen unter hygienischen Bedingungen konsumieren, erhalten Hilfs- und Beratungsangebote, außerdem gibt es Duschen, WC, etwas zu trinken und zu essen sowie Möglichkeiten, Wäsche zu waschen. Weil sich die Personalsuche schwierig gestaltete, war anfangs nur von 8.00 bis 15.30 Uhr geöffnet, ab Mitte September bis 18.30 Uhr. Künftig investiert die Stadt 2,2 Millionen Euro pro Jahr, um 33,7 Vollzeitstellen für den Betrieb des Konsumraums zu finanzieren, darunter zwölf für Sozialarbeiter und neun für Krankenpfleger. Hinzu kommen mehr als 550 000 Euro Sachkosten pro Jahr.

Besucherzahlen haben sich verdreifacht

Laut Stadt wird das Angebot gut angenommen, die Besucherzahlen haben sich verdreifacht. Anfang Juni kamen täglich zwischen 24 und 55 Menschen in den Konsumraum, im Schnitt rund 200 pro Woche. Ende September waren es rund 650 pro Woche und in der Spitze 187 pro Tag.

Gleichwohl gebe es weiterhin viele Beschwerden von Anwohnern und Geschäftsleuten, räumt die Stadt ein. „In letzter Zeit ist eine Zunahme der Konsumierenden und des hemmungslosen Konsums in der Öffentlichkeit festzustellen.“ Jedoch nehme der öffentliche Drogenkonsum während der Öffnungszeiten des Konsumraums ab. Daher hoffe man, dass die verlängerte Öffnung die Situation auf der Straße entspannt.

Bürgerinitiative befürchtet Sogwirkung

Walter Schuch, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Zukunft Neumarkt“, teilt die Sichtweise der Stadtverwaltung nur zum Teil. Dass der geschützte Konsum im Gesundheitsamt zunehme, könne zwar dazu führen, dass der öffentlich sichtbare Drogenkonsum zurückgehe, sagte er. „Doch gleichzeitig entfaltet der Konsumraum eine Sogwirkung, er zieht Konsumenten und Dealer an. Die illegale Beschaffung konzentriert sich da, wo die Nachfrage ist.“ Zudem gebe es Menschen, die den Drogenkonsumraum auch bei erweiterten Öffnungszeiten nicht nutzen.

In der Lungengasse sorge jetzt Security-Personal für geordnete Verhältnisse, doch die benachbarte Fleischmengergasse und der Josef-Haubrich-Hof blieben weiterhin Problemzonen, betont Schuch. „Durch die Konzentration der Drogenszene am Neumarkt sehe ich die Aktivitäten, den Platz und sein Umfeld attraktiver zu gestalten, als gefährdet an. Der Konsumraum ist nicht die große Entlastung, von der Sozialdezernent Harald Rau stets spricht.“

Im Jahr 2021 starben in Köln 74 Menschen an den Folgen des Konsums illegaler Drogen, darunter 15 Frauen und 59 Männer. Das waren 24 mehr als ein Jahr zuvor und ein neuer Höchststand.

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