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Fußgängerzone geplantRadfahrer sollen am Kölner Eigelstein Schritttempo fahren

Lesezeit 4 Minuten
Konfliktzone Eigelstein: Fußgänger und Autofahrer kreuzen die Fahrradstraße.

Konfliktzone Eigelstein: Fußgänger und Autofahrer kreuzen die Fahrradstraße.

Die Stadt Köln will den Verkehr am Eigelstein neu ordnen. Die 2021 eingeführte Fahrradstraße soll zur Fußgängerzone werden.

Der Eigelstein ist eine der ältesten und belebtesten Straßen der Stadt. Schon die Römer nutzten diesen Weg, wenn sie von Köln nach Neuss wollten. Heute ist er eine Art Reallabor. Noch vor wenigen Jahren wurde er von Autos dominiert, nun ringen hier vor allem Fußgänger und Radfahrer um den Verkehrsraum. Das führt immer wieder zu Konflikten.

Denn der Eigelstein ist größtenteils eine Fahrradstraße, in der Radfahrer Vorrang haben und mehr oder weniger flott vorankommen möchten. Viele Passanten halten ihn jedoch für eine Fußgängerzone, durch die man am liebsten in der Straßenmitte bummelt. Schließlich ist der eigentliche Gehwegbereich zwar teils durch Poller abgegrenzt, geht aber ebenerdig ohne Bordstein in die Fahrbahn über. Die Autos sind weniger geworden, aber an bestimmten Stellen weiterhin rund um die Uhr anzutreffen. Und auch in den eigentlich autofreien Bereichen ist Lieferverkehr von 6 bis 11 Uhr erlaubt.

Die Folgen des bewegten Miteinanders auf teils knappen Raum sind wahlweise Geklingel, Gehupe oder genervte Kommentare, wenn sich verschiedene Verkehrsteilnehmer in die Quere kommen. Seit der Eigelstein 2021 zur Fahrradstraße umgestaltet wurde, hat sich die Aufenthaltsqualität zwar sehr verbessert, auch dank der Begrünung mit großen Pflanzkübeln, doch der Grundkonflikt zwischen Radfahrern und Fußgängern ist geblieben.

Stadt Köln will Teile des Eigelsteins für Fuß- und Radverkehr umwidmen

Nun soll das nächste Kapitel dieser Geschichte aufgeschlagen werden. Die Stadtverwaltung plant die so genannte „Teileinziehung“ von Teilstücken der Straße Eigelstein. Betroffen sind Abschnitte zwischen Ebertplatz und Machabäerstraße, die heute bereits de facto autofrei sind. Sie sollen künftig straßenrechtlich so gewidmet werden, dass nur noch Fuß- und Radverkehr erlaubt sind, sowie Anlieferverkehr werktags von 6 bis 11 Uhr und die Zufahrt zu einigen privaten Stellplätzen (siehe Grafik, Abschnitte blau markiert). Die Bezirksvertretung Innenstadt (BV) soll dies am 8. Mai beschließen. „Das Teileinziehungsverfahren ist zur rechtlichen Absicherung der 2021 erfolgten Herausnahme des Kfz-Verkehrs aus der Straße notwendig. Sie ist zudem eine rechtliche Voraussetzung für eine eventuelle Änderung der autofreien Bereiche in eine Fußgängerzone“, erklärte das Verkehrsdezernat auf Anfrage der Rundschau.

Grafik zur geplanten Verkehrsführung am Kölner Eigelstein.

Grafik zur geplanten Verkehrsführung am Kölner Eigelstein.

Verkehrsbeobachtungen hätten gezeigt, dass Fußgänger inzwischen deutlich häufiger in der Straßenmitte unterwegs seien. „Insbesondere ist bei größeren Gruppen zu beobachten, dass diese vorzugsweise die Fahrbahn nutzen, weil der autofreie Raum dazu einlädt, auch zu dritt oder viert nebeneinander zu gehen“, so das Verkehrsdezernat auf Anfrage. Das könne zu Gefahrensituationen führen.

Im Ergebnis empfehle die Verwaltung, „in den autofreien Bereichen des Eigelstein die Fahrradstraße durch eine Fußgängerzone zu ersetzen. Damit werden die geltenden Verkehrsregeln auf der Straße auf die tatsächliche Nutzung angepasst.“ Den Fußgängern werde Vorrang eingeräumt. Damit werde „dem Umstand Rechnung getragen, dass die Geschäftsstraße häufig gequert wird“ und viele Fußgänger die Fahrbahn entlanglaufen. Durch die vorgeschriebene geringere Geschwindigkeit für den Radverkehr würden Komfort und Sicherheit für Fußgänger erhöht. In einer Fußgängerzone dürfen Radfahrer nur Schritttempo fahren, um Fußgänger nicht zu gefährden.

ADFC Köln fordert Erhalt der Radverkehrsachse Eigelstein

Im September 2024 hatte die Verwaltung der BV Innenstadt bereits vorgeschlagen, die Fahrradstraße Eigelstein in eine Fußgängerzone mit Zusatzschild „Radfahrer frei“ umzuwandeln, was die BV aber zunächst ablehnte. Nun soll am 22. Mai ein Fachgespräch mit Vertretern von Stadt, Politik und Betroffenen stattfinden.

Der Bürgerverein Eigelstein begrüßt die geplante Teileinziehung der Straßenabschnitte. „Das ist die rechtliche Voraussetzung für alle weiteren Schritte“, sagte der Vorsitzende Burkhard Wennemar. Der Verein habe sich anfangs für eine Fahrradstraße stark gemacht mit dem Ziel, Rad- und Fußverkehr zu trennen. Doch das habe sich als der falsche Weg herausgestellt. „Die Fußgänger werden immer in der Straßenmitte gehen. Wir setzen uns jetzt dezidiert für eine Fußgängerzone mit Zusatz Radfahrer frei ein und versprechen uns davon mehr Rücksichtnahme“, so Wennemar.

Christoph Schmidt, Vorsitzender des Kreisverbands Köln des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), sieht die Pläne der Stadt kritisch. „Der Eigelstein ist die Hauptroute für Radfahrer aus dem Bezirk Nippes und dem Kölner Norden in Richtung Hauptbahnhof und Innenstadt. Eine Fußverkehrszone würde diese Radverkehrsachse unterbrechen, ohne dass es eine gleichwertige Alternative gibt.“ Und Schmidt sieht noch ein anderes Problem: „In einer Fußverkehrszone dürfen keine eigenen Räume für Rad- und Fußverkehr zugewiesen werden. Die Konflikte finden dann auf der gesamten Fläche von Hauswand zu Hauswand statt.“ Sein Vorschlag lautet: Die Fahrradstraße sichtbarer machen, etwa mit Fahrrad-Piktogrammen auf der Fahrbahn, farblichen Markierungen im Pflaster und temporärer Beschilderung. Außerdem solle man den Fußgängern an den Seiten der Fahrbahn mehr Raum geben. Dafür könne die Breite der Fahrradstraße verringert werden.