Die Digitalisierung der Kölner Hotellerie schreitet voran: Im neuen Goldschmied Carré am Dom soll ein Numa-Hotel mit 94 Apartments eröffnen – komplett ohne Rezeptionspersonal.
Hotels ohne RezeptionWenn „Emma“ den Concierge ersetzt – Numa-Hotel entsteht in Köln

Im Goldschmied Carré entsteht derzeit dieser neuer Gewerbe-, Hotel und Bürokomplex in direkter Nähe zum Dom.
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Übernachtungsbetriebe werden immer digitaler, auch in Köln. Mittlerweile gibt es Hotels, die ganz ohne Personal an der Rezeption auskommen, wie die Konzept Hotels am Alter Markt und in der Südstadt. Nun soll am Goldschmied Carré, das derzeit gegenüber von Dom und Roncalliplatz entsteht, mit Betreiber Numa ein weiterer Digital-Vorreiter der Hotelbranche einziehen, die Rundschau berichtete.
In dem Neubau, den die Kölner Firma Bauwens derzeit für die Hanse Merkur Grundvermögen entwickelt, sollen 94 Apartments entstehen, durchschnittlich 24 Quadratmeter groß. Der Clou ist, dass außer einem Handy nichts mehr nötig ist, um sich vor Ort eines dieser Apartments zu sichern. Die Fertigstellung des Bauwerks ist für 2028 geplant. Die Schweizer Numa-Gruppe hat laut eigener Aussage 80 Prozent der internen Prozesse digitalisiert, mit einer hauseigenen Software-Lösung. Buchen, einchecken, auschecken, das gibt es bereits in vielen Hotels digital.
Künstliche Intelligenz als ständiger Concierge
Bei Numa erhält der technikaffine Gast einen Zugangscode, der zugleich für Eingangstür und Zimmer oder Apartment gilt. Per App können, falls möglich, ein früherer Check-in oder späteres Auschecken gebucht werden. Zusätzliche Reinigungsintervalle oder frische Handtücher können per Whatsapp geordert werden, oder einfach bei „Emma“. Das ist die Künstliche Intelligenz, die Numa als immer ansprechbare Concierge nutzt. Bei „Emma“ kann man auch Frühstück anfragen. Numa arbeitet neben den Service-Apartments mit Küche für Selbstversorger auch mit Partner-Restaurants vor Ort oder einem Lieferservice von Frühstücksboxen.
Dabei steht wie bei vielen digitalen Services die Kundenbindung im Vordergrund. Kostenlos kann jeder Mitglied bei Numa werden, mit der Registrierung werden weitere Services und auch Rabatte von 15 bis zu 30 Prozent bei längeren Aufenthalten möglich.
Numa expandiert in europäische Metropolen
Die Numa-Gruppe betreibt insgesamt rund 10.000 Service-Apartments und Hotelzimmer in 15 Ländern. Dabei konzentriert sich das Unternehmen auf Metropolen wie Barcelona, London, Paris, Amsterdam oder Berlin. Dimitri Chandogin, Geschäftsführer der Numa-Gruppe, erklärt: „Die Premiumlage im Herzen Kölns, nicht weit vom Hauptbahnhof, hat uns überzeugt und passt sehr gut in unser Konzept für moderne Reisende. Die 94 Apartments im Goldschmied Carré markieren eine wichtige strategische Erweiterung unseres Portfolios in den deutschen Metropolen.“

Einblick in eines der Numa-Apartments in Hamburg.
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Technologische Innovation bei Kölner Hotels
In Köln gibt es bereits Service-Apartments von Numa an der Venloer Straße in Ehrenfeld. Zudem gibt es die Konzept Hotels, die über den Check-in per App hinausgehen. In den Eingangsbereichen stehen Automaten, an denen Gäste sich mit einem Code selbst Schlüsselkarten für ihr Zimmer codieren können. Neu ist auch das „Schlafwerk“ in Poll (siehe Infokasten). Die Zahl der digitalen Services nimmt vor allem aufgrund von Fachkräftemangel und gestiegenen Personalkosten zu.
Christoph Becker vom Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Nordrhein erklärt: „Es gibt viele Entwicklungen und Trends. Ich sehe das aber weder positiv noch negativ, denn es kommt immer auf die Zielgruppe an.“ Ein Hotel ohne Personal, ohne Rezeption oder mit digitalem Check-in per App funktioniere schnell und unkompliziert. „Das ist im Business-Bereich sicher eine angenehme Geschichte. Der Privatreisende möchte sich auch gerne an der Rezeption ein Museum oder ein Restaurant empfehlen lassen.“
Ob der Trend seit Corona zugelegt hat? Das Angebot nehme durchaus zu, aber Becker sagt: „Es gibt auch heute noch viele Menschen, die lieber mit Bargeld als mit Karte bezahlen. Und auch solche, die gar nicht so digital unterwegs sind.“ Mit Blick auf das hochpreisige Segment spricht er vom Unterschied der Erwartungshaltung. „Im Luxussegment möchte der Gast vor der Tür begrüßt und umworben werden.“
Kölntourismus als digitaler Vorreiter
Auch bei der städtischen Tourismusorganisation „Kölntourismus“ spielt der Trend zur digitalen Hotellerie eine Rolle. „Digitalisierung ist ein gesellschaftlicher Megatrend, der alle Bereiche unseres täglichen Lebens prägt – und damit auch den Tourismus. Immer mehr Gäste buchen ihre Reisen online, und auch in Hotels zeigt sich diese Entwicklung deutlich, etwa durch Self-Check-in-Lösungen, die traditionelle Rezeptionen ergänzen oder ersetzen“, so Geschäftsführer Jürgen Amann. Für Köln als Großstadt biete das besondere Chancen. Städte seien Trendsetter und würden digitale Innovationen früh umsetzen. „Diese Entwicklungen sind für urbane Zentren entscheidend, um beispielsweise dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, die Servicequalität zu sichern und den steigenden Erwartungen digital-affiner Gäste gerecht zu werden.“ Köln nehme in puncto Digitalisierung eine Vorreiterrolle ein. „Auch wir bei Kölntourismus digitalisieren unsere Angebote kontinuierlich und treiben diese Entwicklung aktiv voran, um den Standort zukunftsfähig zu gestalten.“