Heiraten in KölnWie Paare mehr Zeit für das Ja-Wort im Rathaus erhalten sollen

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Eine große Hochzeitsgesellschaft vor dem historischen Rathaus in Köln.

Eine große Hochzeitsgesellschaft vor dem historischen Rathaus in Köln.

Die Nachfrage nach Trau-Terminen im historischen Rathaus ist so groß, dass unter der Woche nur ein Zeitfenster von 20 Minuten möglich ist.

Trauungen im 20-Minuten-Takt sind im Kölner Rathaus ganz normale Realität. Aber sind 20 Minuten ausreichend für einen der wichtigsten Momente einer Beziehung? Diese Frage stellt die Kölner FDP-Fraktion dem Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag. Mit einem Antrag zielen die Liberalen darauf ab, den Service für Brautpaare zu entschleunigen, aber auch eine Verbesserung für die Mitarbeitenden der Verwaltung zu erreichen. Beides soll dem Image der Stadt zugutekommen. „Wenn Sie heiraten, bleibt der Tag für immer in Erinnerung“, erklärt Katja Hoyer, stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion.

5000 Trauungen pro Jahr

Mehr als 5000 Paare werden in Köln jedes Jahr getraut. Dabei wollen viele Kölnerinnen und Kölner, aber auch verlobte Paare von außerhalb, gerne im Historischen Rathaus heiraten. Dort gibt es insgesamt drei Trauzimmer, zwei im Rathaus und eines im Spanischen Bau. Die Nachfrage ist so groß, dass die Uhr mitläuft. An Freitagnachmittagen und Samstagen finden die Trauungen im 30-Minuten-Takt statt, unter der Woche sind es nur 20 Minuten.

Exklusivere Trauungen

Es gibt in Köln aber nicht nur die Möglichkeit, das Ehegelöbnis im Rathaus abzulegen. Insgesamt 22 Veranstaltungsorte stehen bereit, um sich das Ja-Wort in einem besonderen Ambiente zu geben. Die Stadt selbst spricht vom „bundesweit führenden Angebot an Ambiente-Trauungen und Samstagstrauungen“. Allerdings ist dafür auch das nötige Kleingeld nötig. Eine Trauung im spanischen Bau zu den normalen Öffnungszeiten kostet lediglich den Verwaltungsaufwand von 40 Euro. Wer in einem der beiden Trauzimmer im historischen Rathaus heiraten möchte, legt 39 Euro drauf. Außerhalb der Öffnungszeiten kommen Gebühren hinzu. Das ist nicht zu vergleichen mit den Kosten für Locations wie die Wolkenburg, wo eine standesamtliche Trauung im romantischen Innenhof unter freiem Himmel für 1750 Euro angeboten wird.

Ungewöhnliche Orte

Zu den Ambiente-Trauungen gehört aber nicht nur das Exklusive, sondern auch so manches Kuriose: Seit 2008 können Paare sich während einer Fahrt in der Rhein-Seilbahn das Ja-Wort geben. Mehr als die beiden Ehepartner und der oder die Trauende passen allerdings nicht mit in die Gondel. Wer auf große Dickhäuter steht, kommt in Köln auch auf seine Kosten: Im Elefantenpark im Kölner Zoo sind Hochzeitsfeiern mit bis zu 500 Gästen möglich.

Einrichtung eines weiteren Trauortes im Rathaus

Die FDP zielt mit ihrem Antrag nicht auf die exklusiven, sondern auf die traditionellen Trauungen des Standesamts im Rathaus ab. „Die standesamtliche Trauung wird immer wichtiger“, sagt Katja Hoyer. Aufgrund der hohen Anzahl der Trauungen im Rathaus – 2022 waren es 5165 Trauungen, 2023 rechnet die Stadt mit einer ähnlich hohen Zahl – komme es im Rathaus zu großem Andrang und Hektik. Die FDP schlägt die Einrichtung eines dritten Trauzimmers vor, beispielsweise den Muschelsaal oder den weißen Saal, der zumindest an den Samstagen genutzt werden könnte, um die Zeiten für Trauungen zu verlängern oder auch die Zahl der Gäste zu vergrößern. So ließe sich die Situation für die Paare, ihre Familien und Freunde, aber auch die Mitarbeitenden der Stadt entspannen.

Maximal 30 Personen

Im Rathaus ist die Gästezahl auf 30 Personen begrenzt. Bei größeren Familien wird das schon eng. Fraktionschef Ralph Sterck hofft, dass in einem weiteren Raum auch Gruppen mit bis zu 50 Personen unterkommen könnten. Die Zahl der Gäste spielt aber auch im Eingangsbereich eine Rolle. Dort kommt es laut den Liberalen besonders an Tagen mit vielen Trauungen zu Gedränge. „In einem vom Publikumsverkehr getrennten Empfangsbereich könnten die Hochzeitsgesellschaften angemessen empfangen werden, warten und an die jeweiligen Trauorte verwiesen werden“, so die Liberalen. Hierfür würde sich der ehemalige Ratskeller im Rathaus anbieten, der laut FDP-Fraktion brach liegt und hergerichtet werden könnte.

Per Live-Stream dabei sein

„Mit dem Angebot, Hochzeiten live zu übertragen, besteht auch für Gäste aus dem Ausland oder kranke Menschen die Möglichkeit, an einer Hochzeit teilzunehmen“, erklärt Katja Hoyer. Sie selbst hat in der Kölner Partnerstadt Esch-sur-Alzette in Luxemburg erleben dürfen, wie gut der Service dort angenommen wird. Ein professionelles Angebot garantiere eine hohe Qualität der Aufnahmen, die besser als jede Handy-Übertragung ist.

Finanzieller Anreiz

Neben Standesbeamtinnen und Standesbeamten dürfen auch Mitarbeitende anderer Bereiche Trauungen durchführen. Insgesamt 40 Angestellte in Voll- und Teilzeit des Standesamtes führen neben ihren Haupttätigkeiten Trauungen durch. An Samstagen unterstützen derzeit 20 Mitarbeitende anderer Ämter die Stadt. Bisher können diese Mehrstunden nur durch Freizeit ausgeglichen werden, allerdings fehlt das Personal dann unter der Woche im eigentlichen Amt. Die FDP-Fraktion fordert eine Auszahlungsmöglichkeit für die Überstunden. Das würde einem Fehlen der Mitarbeitenden vorbeugen und einen zusätzlichen Anreiz schaffen.


133 Trauungen an nur einem Tag sind Rekord beim Kölner Standesamt. Dabei spielt das Datum eine entscheidende Rolle: Diese Rekordzahl an Eheschließungen erlebte das Standesamt am Elften im Elften im Jahr 2011. Der 11.11.11 ist wohl der jeckeste Hochzeitstag von allen.