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Keine Spielplätze mehrOB-Kandidat der CDU in Köln kritisiert „Schildbürgerstreich“

3 min
Ein Spielplatz

Ist das noch ein Spielplatz? Nein, findet die Stadt Köln, es ist eine Spiel- und Aktionsfläche.

Köln plant die Umbenennung von Spielplätzen in „Spiel- und Aktionsflächen“ und will 700 Schilder austauschen. CDU-Kandidat Greitemann sieht das kritisch - und ist damit nicht alleine.

Markus Greitemann, der CDU-Kandidat für die Kölner Oberbürgermeisterwahl, hat scharfe Kritik an der Kölner Stadtverwaltung geübt, weil sie den Begriff des Spielplatzes aus der Stadtverwaltung streichen will. „Köln braucht Schaukeln statt 700 neuer Schilder. Wir brauchen sichere Spielplätze und echte Freiräume für Kinder und Jugendliche. Dafür müssen wir investieren und nicht in neue Schilder“, sagte Greitemann. Das Pikante: Greitemann ist Baudezernent der Stadt Köln und somit Teil der Kölner Stadtverwaltung. Er befindet sich derzeit im Urlaub, um sich auf seine OB-Bewerbung konzentrieren zu können.

Nun übt der Beigeordnete deutliche Kritik, die über das Formale hinaus geht: Besonders absurd sei, dass bei der Neubezeichnung auf das Wort ‚Spielen‘ gar nicht verzichtet werden kann. Greitemann: „Sonst hätte das Ordnungsamt keine rechtliche Grundlage mehr, um bei Zweckentfremdung einzugreifen. Das zeigt, wie sehr sich die Aktion zu einem Schildbürgerstreich erster Güte entwickelt hat.“ Die CDU-Ratsfraktion schloss sich der Kritik mit ähnlichen Worten an: Das neue Spielplatzschild sei ein echter Schildbürgerstreich des Jugenddezernenten Robert Voigtsberger (SPD), sagte CDU-Fraktionsgeschäftsführer Niklas Kienitz. „Aus einem guten politischen Antrag wurde eine Verwaltungsposse. Ein weiterer Patzer, nachdem bereits die Öffnung der Schulhöfe gescheitert ist und die Finanzplanung des Dezernats im letzten Jahr die Sportvereine so sträflich im Stich gelassen hat.“ 

Spiel - und Aktionsflächenschild

Das neue Schild der Stadt Köln

Die Kölnische Rundschau hatte bereits vor zwei Wochen berichtet, dass mehr als 700 Flächen umbenannt werden müssen, weil der Begriff des Spielplatzes der Stadtverwaltung nicht mehr zeitgemäß erscheint. Alle Schilder auf den Arealen, die unter anderem zum Spielen dienen, sollen in den nächsten Monaten ausgetauscht werden, um auf die Neuorientierung hinzuweisen. Dahinter steckt eine „kommunale Strategie“, heißt es in der amtlichen Verlautbarung der Verwaltung.

Aus Spielplätzen werden „Spiel- und Aktionsflächen“

„Spiel- und Aktionsflächen“ lautet die neue Wortwahl. Dies soll ausdrücken, dass die Plätze der Begegnung aller Bürgerinnen und Bürger dienlich seien und „zahlreiche Nutzungsmöglichkeiten“ fördern. In einer Vorlage für den Jugendhilfeausschuss wurde das Konzept erläutert, knapp ein Jahr hatte die Jugendverwaltung der Stadt an dem Konzept gearbeitet. Ein neues Schild soll die Flächen kennzeichnen, es zeigt neben einem Mädchen, das Sand schaufelt, einen jugendlichen Basketballer und einen Jungen auf einem Skateboard. Das alles Comic-artig in leuchtenden Farben. 

Die Verwaltung beschreibt das Schild folgendermaßen: „Eine figürliche, aber fiktive Darstellung von Personen, die sich in Bewegung und Aktion befinden.“ Es seien bewusst keine, beziehungsweise kaum Rückschlüsse auf das Alter der Personen, aber vor allem auch auf den kulturellen Hintergrund und die Nationalität oder eventuelle Beeinträchtigungen möglich. Ein Schild für alle also. Diversität und Inklusion würden mit dem Konzept großgeschrieben. Ab Herbst sollen die Spielplätze in Köln Schritt für Schritt Geschichte werden.

Dann sollen die „finalen Informationsschilder“ auf allen neu angelegten und sanierten „Spiel-, Bewegungs- und Aktionsflächen“ aufgestellt werden. Weil es aber um rund 700 bisherige Spielplätze geht, wird der Austausch danach „über einen längeren Zeitraum sukzessive“ stattfinden.

Das künftig stadtweit zu installierende bunte Stück Metall ist derweil noch deutlich sichtbar mit der städtischen Amtsbezeichnung „Die Oberbürgermeisterin“ überschrieben. Das könnte im Herbst - nach der Kommunal und OB-Wahl - eine Neubezeichnung erfordern. Denn nicht zwangsläufig wird Henriette Rekers Nachfolger/in weiblich sein.