Der Umbau der Haltestelle Barbarossaplatz für die Stadtbahnlinien 16 und 18 soll ein Pilotprojekt werden. Denn so eine Haltestelle hat es in Köln noch nie gegeben.
Pilotprojekt in KölnSo soll der Barbarossaplatz Kölns grünste Haltestelle werden

Die Haltestelle Barbarossaplatz für die Linien 16 und 18 soll barrierefrei, und begrünt werden. Die Pergolen sollen auch Vögeln und Insekten Heimat bieten. Ein unterirdisches Regenwasserreservoir ist eingeplant.
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Zwei Schippen drauflegen und der Job ist gemacht. Auf den Gedanken könnte kommen, wer den Arbeitsauftrag für den Barbarossaplatz liest: Der lautet nämlich im Kern, die Haltestelle für die Linien 16 und 18 im östlichen Platzbereich soll barrierefrei werden, und dafür müssen die Bahnsteige eigentlich nur um 55 Zentimeter höher gelegt werden. Doch das Projekt nimmt in dem nun von der Verwaltung vorgelegten Baubeschluss ganz andere Dimensionen an. Die Haltestelle am Kreuzungspunkt der Neuen Weyerstraße mit den Ringen soll zu einem kleinen Biotop werden, mit eigener Bewässerung. Kostenrahmen: 14 Millionen Euro.
30.000 Ein- und Aussteigende am Tag
Mit mehr als 30.000 Ein- und Aussteigenden zählt diese eine von zwei Haltestellen am Barbarossaplatz zu den größten „Umschlagplätzen“ im Netz der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Und zugleich ist sie Stachel im Fleisch des Betriebs. Denn wer im Rollstuhl unterwegs oder anderwärtig in seiner Mobilität eingeschränkt ist, kann die Haltestelle kaum nutzen. Der Bahnsteig ist zu niedrig für die Hochflurbahnen der Linien 16 und 18. Die müssen dort ihre Treppen ausfahren.
Die Alternativen lauten: Auf die Funktionstüchtigkeit des Aufzugs an der U-Bahnhaltestelle Poststraße hoffen oder den Weg zur barrierefreien Haltestelle Eifelwall in Kauf nehmen. Den Plan, das zu ändern, haben die Verantwortlichen schon lange im Kopf. Doch bisher hieß es stets, die Zeit dafür ist erst gekommen, wenn der gesamte Großknotenpunkt Barbarossaplatz mal umgebaut wird. Weil das aber noch lange nicht in Sicht ist, wurden nun erstmals Pläne auf Papier gebracht für die Barrierefreiheit der Haltestelle.

Die Haltestelle Barbarossaplatz ist noch nicht barrierefrei
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Zuerst die rein technischen Herausforderungen: Die bisherige Bahnsteigkante von 35 Zentimetern über dem Schienenstrang muss auf 90 Zentimeter angehoben werden. Weil die Rampen, die von der Westseite zum Bahnsteig führen aber nicht zu steil werden dürfen, soll die Neugestaltung noch als barrierefrei gelten, braucht es mehr Platz. In die Kreuzung hinein, Richtung Westen, kann die Haltestelle nicht wachsen. Also wächst sie in die Breite und in Richtung Osten. Die Konsequenz: Die Linksabbiegerspuren auf der Neue Weyerstraße entfallen und auch die Umfahrung am Pantaleonswall.
Doch dieser „Turn“ über die Gleise der Stadtbahntrasse direkt hinter der Haltestelle ist keine Laune der Verkehrsplaner aus Zeiten, als das Auto noch das Maß der Platzgestaltung war. Die Umfahrung ist der ortsnahe Weg, den Autofahrer einschlagen müssen, wollen sie aus Westen über die Luxemburger Straße kommend links auf die Ringe abbiegen. Oder wenn sie aus Richtung Süden über die Ringe kommend links in die Luxemburger Straße abbiegen wollen. Die Planer streichen den Turn ersatzlos. Wer in den beiden genannten Fällen links abbiegen will, muss dann künftig bis zur Kreuzung Neue Weyerstraße/Am Weidenbach fahren. Der Protest dürfte auf dem Fuße folgen.
Neue Weyerstraße wird tiefer gelegt
Damit durch das Anheben der Bahnsteigkanten die Pläne für die Haltestelle nicht in den Himmel wachsen, soll die Stadtbahntrasse um 45 Zentimeter abgesenkt werden. Damit kann aber auch die parallel laufende Neue Weyerstraße nicht auf dem Niveau verbleiben, auf dem sie sich zurzeit befindet. Auch sie werde abgesenkt, heißt es in der Vorlage zu dem Baubeschluss. Die Straße soll bei der Gelegenheit gleich neue aufgeteilt werden. „Die neue Fahrbahn wird acht Meter breit und erhält zwei Fahrspuren. Der Radfahrstreifen erhält eine Breite von 2,25 Meter“, so die Planer. Für die „neuen Gegebenheiten“ muss dann die Lichtsignalanlage im südlichen Bereich neu aufgebaut und installiert werden.
Eine Haltestelle, wie sie Köln noch nicht gesehen hat
Sind die technischen Hürden genommen, kann eine Haltestelle entstehen, wie sie Köln noch nicht gesehen hat. Neuartig begrünte Fahrgastunterstände werden von der Verwaltung als Pilotprojekt angepriesen. Zwei begrünte Pergolen. Zu Beginn werden Efeupflanzen in einer Höhe von einen halben Meter bis zu zwei Meter gepflanzt. In der dieser Phase ist ein provisorischer Regen und Windschutz vorgesehen. Nach rund drei Jahren soll die höher gewachsene Bepflanzung den Schutz der wartenden Fahrgäste übernehmen, ihnen Schatten und Kühle spenden. Auch Vögel und Insekten sollen dann Heimat in den Pergolen finden.
Staubfilterung und Lärmminderung seien weitere Nebeneffekte. Damit der Begrünung in dürren Sommermonaten nicht der Saft ausgeht, ist unter der Haltestelle ein Regenwasserspeicher eingeplant. Das aufgefangene Regenwasser dient den Pergolen als Reservoir. Sollte in harten Wintern Streusalz an der Haltestelle eingesetzt werden müssen, kann die unterirdische Anlage das Salzwasser in die Kanalisation abscheiden. Für die Pergolen plant die Verwaltung 500.000 Euro ein, für das Wasserspeichersystem rund 85.000 Euro.
Grünpflege kann die Stadt nicht leisten
Nicht inbegriffen in diesen Preisen sind die Pflegekosten der Pergolen. Denn die Pflege - Rückschnitt und Ersatzpflanzungen - könnten nicht von der Verwaltung übernommen werden. Der Auftrag soll extern vergeben werden. Für zehn Jahre werde das rund 40.000 Euro kosten.
Winken der Stadtrat und seine für den Umbau zuständigen Gremien das Projekt durch, soll der Bau in den Sommerferien 2027 mit einer Vollsperrung der Stadtbahnlinien 16 und 18 beginnen. Ersatzbahnsteige werden denn auf der Neue Weyerstraße aufgebaut. Für die Bauzeit rechnet die Verwaltung mit 18 Monaten.

