Der „Dicke Pitter“ lebe hochKölns berühmte Glocke feiert 100. Geburtstag

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Der „Dicke Pitter“ im Einsatz.

Der Dicke Pitter: Er lebe hoch!

Wenn er läutet, hält Köln inne: Die 24 Tonnen schwere Glocke des Doms, „Dicke Pitter“ genannt, feiert im Mai ihren 100. Geburtstag.

Der Terminkalender ist rappelvoll. „Endlich wieder ein normales Jahr“, frohlockt Domdechant Robert Kleine mit Blick auf die zahlreichen Veranstaltungen im und rund um den Dom, die nun wieder möglich sind. Ob Valentinstag, Köln Marathon oder selbstverständlich die kirchlichen Feiertage – Kölns Wahrzeichen ist immer dabei. „Ich freue mich, dass der Dom weiterhin ein Anziehungspunkt ist“, ist auch Dompropst Guido Assmann erleichtert. Doch ein Ereignis ragt heraus, stellt alle anderen in den Schatten: Der „Dicke Pitter“ wird 100 Jahre alt. Ein Fest, das mit nur einem Festtag nicht abgehandelt werden kann. Da braucht es schon vier. Und der europäische Glockentag ist gerade gut genug, um den würdigen Rahmen zu bilden.

„Dass das eine Glocke schafft“

Am 5. Mai 1923 war es soweit: Der „Dicke Pitter“ war gegossen (siehe Infokasten). Dass diese Glocke keine wie jede andere ist, das war ihr schon durch Größe (3,22 Meter Durchmesser) und Gewicht (24 Tonnen) in die Wiege gelegt. Bis heute ist der „Dicke Pitter“ die tontiefste freischwingende Glocke der Welt. Das, was ihn auszeichnet, lässt sich nicht im Maße fassen. Oft hat Dompropst Assmann schon erlebt, wie die Menschen im Trubel der Großstadt innehalten, wenn der „Dicke Pitter“ über den Dächern der Stadt erklingt.

Zuletzt zum Tode des ehemaligen Papstes Benedikt. „Dass das eine Glocke schafft“, umschreibt Assmann, was diese Glocke im Kern ausmacht. Und weil sie diese Bedeutung nicht nur für katholische Christen hat, starten die Feierlichkeiten am Donnerstag, 4. Mai, mit einem ökumenischen Gottesdienst. Die Glanzpunkte eines mit Turmbesteigungen, Morgengebeten, und Vorträgen gespickten Programms: Am Freitag, 5. Mai, wird es ab 20 Uhr ein Glockenkonzert vor dem Dom geben. Das Geläut der berühmten Kathedrale wird bis dahin von ihm nicht gehörte Harmonien vortragen.

Eine neue Glocke wird gegossen

Schiller hat es wortgewaltig gedichtet und dennoch dürfte nur wenige Menschen ein Bild davon haben, wie eine Glocke entsteht. Die Glockengießerei Schmidt aus der Eifel wird auf dem Roncalliplatz eine kleine, 50 Kilogramm schwere Glocke gießen. Nicht allein zu Anschauungszwecken. Die neue Glocke bekommt die Elendskirche in der Südstadt. Für seine Festtage bekommt der Dicke Pitter einen Sonntagsstaat. Vom 6. bis zum 13. März wird er gründlich gereinigt, vom Taubendreck befreit. Nicht die einzigen Arbeiten im Glockengestühl. Wie die Rundschau berichtete, bekommt der „Dicke Pitter“ ein Schwesterchen. Die sogenannte Klaraglocke wird als zwölfte Glocke das Domgeläut ergänzen. Sie hat eine rund 400 Jahre alte, wechselvolle Geschichte. Zuletzt als Brandglocke im Dom eingesetzt, liegt sie seit Jahrzehnten auf Lager. Für ihre neue Heimat im Domgeläut muss dort noch eine Aufhängung geschaffen werden. Für sie muss noch die Steuerung neu programmiert und die Läuteordnung angepasst werden. 

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