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Mode- und DesignfestivalTausende Besucher bei le bloc im Belgischen Viertel

Lesezeit 4 Minuten

Wenn der Schulhof zum Laufsteg wird, dann ist le bloc-Festival.

Neustadt-Nord – Wenn der Gong in der Gemeinschaftsgrundschule Antwerpener Straße zur Pause erschallt, dauert es – wie in jeder anderen Schule auch – nur wenige Sekunden, bis der Schulhof mit Leben erfüllt ist. Auch am Samstagnachmittag ertönte das altbekannte Geräusch – anstelle lauter Kinderstimmen schallte jedoch der alte Eurythmics-Klassiker „Sweet Dreams“ über den Platz. Junge Damen und Männer kamen aus dem Gebäude, um zu den treibenden Beats von DJ Fangkiebassbeton luftig sommerliche Kleider, Hemden, Unterwäsche und ausgefallene Accessoires zu präsentieren. Für eine gute Stunde verwandelten sie den Schulhof inmitten des Belgischen Viertels in einen Freiluft-Laufsteg und zeigten, wie sich elf junge Designer aus dem Veedel und „The NRW Design Issue“-Gastdesignerin Marina Willms aus Düsseldorf den Sommer modisch vorstellen.

Modenschau ist einer

der Höhepunkte

Die Modenschau gehört jedes Jahr zu den Höhepunkten des Mode- und Designfestivals le bloc, das nun zum elften Mal rund um den Brüsseler Platz und erstmals auch im Kwartier Latäng stattfand.

Wenn der Schulhof zum Laufsteg wird, dann ist le bloc-Festival.

Die Models wurden dabei wieder allesamt in einem offenen Casting vor wenigen Wochen im 25-hours-Hotel The Circle ausgewählt. Auch Dianelis Alejandra Castañeda Jaén gehörte dazu. Die 26-jährige Studentin aus Köln hatte zuvor keinerlei Erfahrung auf dem Catwalk und war am Samstag dementsprechend nervös: „Ja, ich war schon sehr aufgeregt und habe natürlich gehofft, dass ich nicht hinfalle – zum Glück ist alles gut gegangen“, freute sie sich nach dem Auftritt. Das Modeln könne sie sich weiterhin sehr gut nebenbei vorstellen. „Ich habe auf jeden Fall ein paar Kontakte knüpfen können. Mal sehen, wie es weitergeht.“

Kirsten Schneider, die gemeinsam mit Arno Ende und Johanna Schlegelmilch die Show koordinierte, zeigte sich schonmal vom Talent der jungen Nachwuchsmodels überzeugt: „Die haben das toll gemacht, und wir hatten alle einfach sehr viel Spaß.“

Das größte Fashionfestival der Stadt

Wer keines der kostenlosen Tickets für die Modenschau ergattern konnte, brauchte jedoch nicht traurig sein, denn mit le bloc feiert die Szene jeden Frühsommer mit rund 10 000 Besuchern das größte Fashionfestival der Stadt – und dementsprechend bunt und abwechslungsreich ging es am Samstag auch im Belgischen Viertel zu.

Stöbern, ansehen und letztendlich kaufen. Le bloc ist vieles, in erster Linie aber ein Fashion-Fest.

Mehr als 50 Boutiquen, Labels, Showrooms und Shops wie Ohhh de Cologne, Mata, Emma Pearl oder Belle im Veedel beteiligten sich an dem Festival, die umliegenden Gastronomie-Betriebe luden zum Schlemmen ein und brachten ihre Auswahl gleich auf die Straße. In allen Ecken passierte etwas, es lockten Hinterhofkonzerte, Tanzperformances oder Mitmach-Workshops. Ganz nach dem Selbstverständnis des Festivals: „Kioskbier trifft auf Haute Couture“.

Stöbern, ansehen und kaufen - das gehört zum Fashion-Festival le Bloc dazu.

So zeigten etwa Vincent und Kornelius Schulte-Kellinghaus, wie Siebdruck funktioniert. An der Ecke Brüsseler Straße/Neue Maastrichter Straße hatten die Brüder mit ihrem Online-Shop Flowseekers, in dem sie nachhaltig und fair hergestellte Kleidung anbieten, einen Pop-up-Store eingerichtet.

Es ging bunt zu beim Le Bloc Festival.

„Qualität ist ein ganz wichtiger Punkt für uns, wir wollen nicht Teil dieser Fast-Fashion-Mode sein, sondern quasi unsere Lieblingsteile anbieten“, erklärt Vincent Schulte-Kellinghaus das Konzept hinter ihrer Marke. Am Abend spielte dann noch Singer-Songwriter Ijaz Ali in dem kleinen Laden, den Vini und Koko, wie die Brüder sich nennen, bereits am Ende von le bloc wieder räumen mussten. Auch der Super-Markt von Lena Schröder und Anna Mancarella war wieder Teil von le bloc. Im Parkhaus an der Maastrichter Straße kamen rund 40 Designer zusammen und zeigten ausgefallenen Schmuck oder handgefertigte Kleidungsstücke. Auch Schröder selbst hatte mit ihrer Kleiderei einen Stand eingerichtet. Das Besondere bei ihr ist das Konzept dahinter. „Die Leute können wie in einer Bücherei einen Monatsbeitrag entrichten und sich Stücke ausleihen“, erzählt sie. In Kürze wird sie nach Ehrenfeld in Freiburg eine weitere Filiale eröffnen.

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Kleider tauschen in der Kirche

Und auch wer ganz knapp bei Kasse war, konnte bei le bloc fündig werden. In der Kirche St. Michael am Brüsseler Platz hatte Zero Waste Köln einen Kleidertausch für Männer eingerichtet. Dort, wo normalerweise Gebetsbücher liegen und Menschen zu Gott beten, stapelten sich am Samstag Hosen, T-Shirts und Hemden. Eine Schneiderin bot an, zerfledderte Lieblingsstücke wieder auf Vordermann zu bringen. Wenn etwas passte und gefiel, konnte es gleich vor Ort mitgenommen werden. „Es ist gar nicht nötig, sich jedes Mal neue Klamotten zu kaufen – auf der Welt gibt es bereits genug“, erklärt Anja Schneider das Konzept hinter der Tauschbörse von Zero Waste.

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„Eine tolle Idee“, zeigte sich davon auch Michael Peters begeistert. Der Familienvater war durch Zufall vorbeigekommen und „am Ende um zwei Hosen reicher“. Fürs nächste Mal wolle er seinen Schrank ausmisten und ebenfalls ein paar alte Sachen mitbringen.