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Straßenmusiker in KölnSo will die Stadt die Lautstärke regulieren

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Der Dezibel-Blitzer im Domumfeld

Der Dezibel-Blitzer im Domumfeld

Einige von ihnen bieten einen Ohrenschmaus. Andere sorgen für Kopfschmerzen. Doch egal, ob schön oder schrecklich: Straßenmusiker dürfen nicht zu laut sein. Nun rückt das Ordnungsamt ihnen mit Hightech zu Leibe. Wer überdreht, soll in die Schranken gewiesen werden. 

Es gibt Anwohner, die kennen ihre Pappenheimer schon: immer zur selben Zeit, immer die selben Instrumente, immer das selbe Lied. In Gefängnissen gilt das als Folter. In Fußgängerzonen ist es das „Tagesgeschäft“. Viele Jahre sind unter anderem Anwohner des Wallrafplatzes  dagegen Sturm gelaufen. Es wurden immer mehr Straßenmusiker an immer mehr Standorten. Zeitweise spielten sie oder sangen gegeneinander an. Um sich die Aufmerksamkeit der Passanten zu sichern, wurden wahlweise die Kombos größer oder Verstärker aufgestellt. Die Stadtverwaltung musste regieren. 

Verstärker sind mittlerweile verboten für Straßenmusiker

Und sie tat es. Gleich Mehrfach. Eine Reaktion war, dass Verstärker untersagt wurden. Die andere, dass den Straßenmusikern im Domumfeld feste Plätze zugewiesen wurden: auf dem Bahnhofsvorplatz, in der Nähe des Hauptportales des Domes (Domplatte/Domkloster), auf dem Roncalliplatz in der Höhe des Einganges zum Römisch-Germanischen Museum sowie Am Domhof/Museum Ludwig. Gespielt werden darf nur in den ersten 30 Minuten jeder vollen Stunde. Um 21.30 Uhr ist Schluss. Vor 10 Uhr darf nicht wieder angefangen werden. Doch damit ist die Lautstärke noch nicht geregelt. Um der Herr zu werden, ließ sich die Stadt etwas Besonderes einfallen. 

Corona verhinderte Pilotprojekt

Messgeräte sollten an den vorgegebenen Standorten installiert werden. Spielen die Musiker zu laut, schlägt es beim Ordnungsamt Alarm. Was der Starenkasten für den Straßenverkehr, das ist der Dezibel-Blitzer für die Straßenmusikanten.  Löst der Blitzer für Musiker aus, können Ordnungsamtsmitarbeiter in der Nähe der „Spielstätte“ umgehend eingreifen. Soweit der Plan - und dann kam Corona. Abstandsregelungen, Lockdowns, Sperrstunden. Straßenmusikern war die Geschäftsgrundlage entzogen. Es gab nichts mehr zu messen. Es brauchte keine Messgeräte.

Samba geht in die Beine - und auf die Ohren

Die Pandemie ist vorbei, das Leben blüht wieder in alter Pracht. Sie sind wieder da, die Straßenmusiker, spielen mit dicken Wangen Balkan-Jazz, schmettern mit Inbrunst Opernarien oder trommeln sich die Arme müde. Und wer darüber verzückt oder verzweifelt den Blick gen Himmel hebt, der kann sie nunmehr entdecken, die Dezibel-Blitzer. Wie beispielsweise an dem Standort auf der Domplatte in der Nachbarschaft zum römischen Nordtor. Ein schmuckloser Kasten hängt dort an einem Pfahl. Unten ein kleines Mikrofon, darüber ein großer Notenschlüssel.

Auswertung kommt bald

Seit dieser Straßenmusiker-Saison sind sie an den vier Standorten installiert. Der Notenschlüsse weist den „Künstlern“ aus allen Herren Ländern ihren Platz zu. In einem ersten Versuch wurden diese noch aufs Straßenpflaster aufgemalt. Weil die Farbe aber vor allem auf der Domplatte und dem Roncalliplatz nicht in den Stein eindringen durfte, waren sie von Regen und darüber schreitenden Passanten schnell weggewischt.

Noch befinden sich die „Dezibel-Blitzer“ in der Pilotphase. „Auswertungen und Entscheidungen werden in Kürze stattfinden“, sagt eine Stadtsprecherin. Die Ergebnisse des Pilotprojekts würden im Laufe des vierten Quartals 2023 bewertet. Dass die Geräte eine feste Einrichtung sind, ist noch nicht ausgemachte Sache. Auswertungen und Empfehlungen werden dem Stadtrat vorgelegt. Das letzte Wort über die Zukunft der „Dezibel-Blitzer“ hat dann die Politik.