Die Allianz Kölner Sport kritisiert massive Mängel in der städtischen Sportförderung. Der Verband fordert eine Verdreifachung des Sportetats und weniger Bürokratie. Selbst Schulhöfe bleiben den Vereinen oft verschlossen.
Kommunalwahl KölnSportvereine fordern mehr Geld und Hallen - 350.000 Mitglieder betroffen

Es fehlen Plätze: Sportler auf einem Basketballplatz im Inneren Grüngürtel.
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An der stadtweiten Euphorie über die jüngsten Erfolge des 1. FC Köln sieht man: Köln definiert sich als Sportstadt. Doch die Allianz Kölner Sport, ein Zusammenschluss aus Amateur-, Leistungs- und Profisportvereinen, schlägt Alarm: Laut der Allianz gibt es in Köln zu wenige und unzureichende Sportstätten, zu wenig Geld für die Vereine und zu viele bürokratische Hürden. Zusätzlich würde die Politik dem Sport nicht ausreichend Anerkennung zollen.
„Sport steht für Inklusion, Gesundheit, Ehrenamt, Integrität, Arbeitsplätze und noch vieles mehr, das sollte die Stadt anerkennen und fördern“, erklärt Philipp Walter, Geschäftsführer der Kölner Haie. Eine Form, dem Sport mehr Beachtung zukommen zu lassen, wäre laut der Allianz, ihn nicht nur im Sport- und Jugendausschuss zu vertreten. Vertreter des Sports sollten ihre Expertise auch in Ausschüsse für Soziales und Gesundheit einbringen können. Auch im Aufsichtsrat der Kölner Sportstätten wären sie gerne vertreten.
Treffen mit Kölns OB-Kandidaten
Um herauszufinden, wie die Parteien dazu stehen, hat sich die Allianz mit den Oberbürgermeisterkandidaten getroffen. Die Kandidaten von CDU, SPD, FDP, den Grünen, Volt und den Linken wurden eingeladen. Dabei haben alle Kandidaten erklärt, wie sie den Sport in Köln unterstützen wollen, doch nach der Wahl müssten auf Worte Taten folgen. Denn Versprechen habe es von der Politik bereits viele gegeben, so Peter Pfeifer, Vorstandsmitglied der Allianz. Köln bezeichne sich gerne als Sportstadt, gebe allerdings nur 0,6 Prozent des Gesamtetats für Sport aus. Die Allianz fordert bis 2030 für den jährlich Sportetat mindestens ein bis zwei Prozent, 2025 wären das laut Pfeifer rund 65 bis 130 Millionen Euro.
Es wäre schon gut, wenn wir auf Schulhöfen trainieren dürften.
Dieses Geld fehle im Sport überall. Besonders die kleinen Vereine würden darunter leiden, dass es zu wenig geeignete Sporthallen gebe. Sie müssten sich oft Sportplätze untereinander und auch mit Schulen teilen. Dafür wünsche sich die Allianz einfache Lösungen. „Es wäre schon gut, wenn wir auf Schulhöfen trainieren dürften“, erklärt Ute Ahn, Vorsitzende des Turn Clubs Köln-Poll. Dazu habe es bereits das erfolgreiche Pilotprojekt offene Schulhofe gegeben. Es wurde trotzt deutlicher Kritik beendet. „Für viele Menschen, insbesondere Senioren ist der wöchentliche Sport nicht nur gesundheitlich wichtig, sondern auch der Höhepunkt der Woche. Es ist unzumutbar, dass sie in unsanierten Turnhallen trainieren müssen.“ Deshalb sollte die Stadt die Sportstätten sanieren, das sei ihre Pflichtaufgabe. Nur so könnte dafür gesorgt werden, dass sich jeder Sport leisten könnte.
„Wenn sich nichts ändert, bleiben Kölner Vereine benachteiligt gegenüber Vereinen in umliegenden Dörfern“, beanstandet Handballtrainer Chris Stark. Dort hätten die Vereine eigene Hallen, während die vielen wachsenden Vereine in Köln oft um Plätze in Hallen kämpfen müssten. Vereine, die es sich leisten könnten, würden bereits auf Privathallen umsteigen, das sei allerdings teuer und nicht für jeden Verein möglich, da müsste die Stadt handeln.
Diese kleinen Vereine, die ehrenamtlich geführt werden, würden besonders unter bürokratischen Hürden leiden. Eine weitere Forderung der Allianz ist deshalb der Abbau von Bürokratie für Sportprojekte. Diese würden wichtige Entscheidungen unnötig herauszögern. Wenn die Politik die Forderungen nicht ernst nehmen würde, müsste sie mit dem Frust der rund 350.000 Sportvereinsmitglieder in Köln rechnen. „Wie man gerade beim Streit um das Geißbockheim sieht, mobilisiert der Sport in Köln unfassbar viele Menschen“, erklärt für den 1. FC Köln, dessen Vizepräsident Carsten Wettich.