StolpersteinGedenken an einen bedeutenden Kölner Architekten

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Gunter Demnig bei der Verlegung des Stolpersteins an der Aachener Straße.

Gunter Demnig bei der Verlegung des Stolpersteins an der Aachener Straße.

Für den Architekten Manfred Manuel Faber verlegte Gunter Demnig einen Stolperstein an der Aachener Straße. Faber entwarf die rechtsrheinische Märchensiedlung und die Naumannsiedlung in Riehl. 

Ein Musikerduo spielt mit Akkordeon und Klarinette jüdische Musik, während der Künstler Gunter Demnig den Stolperstein für Manfred Manuel Faber, der im Jahr 1944 im Konzentrationslager ums Leben kam, in den Boden klopft. Anschließend werden Blumen auf den Stein gelegt im Namen der Angehörigen und aller Opfer des Nationalsozialismus.

Faber lebte von 1920 bis 1922 in der Aachener Straße 1, vor welcher der mit Messing überzogene Stolperstein nun Teil des Kölner Straßenpflasters ist. „Wir wünschen uns ein Nachdenken und einen Moment des Innehaltens“, sagt Bezirksbürgermeister Andreas Hupke bei der Verlegung des Steines.

Köln: Manfred Faber von Nationalsozialisten verfolgt

Manfred Faber wurde am 26. Oktober 1879 geboren und war Architekt. 1914 ließ sich der inzwischen 35-Jährige als selbständiger Architekt in Köln nieder, wo er im Jahr 1920  mit seinem ersten Großprojekt, dem Bau der Märchensiedlung in Dellbrück und Holweide, begann. Sieben Jahre später entstand auf dem Gelände der ehemaligen Ziegelei Delfosse in Riehl nach seinen Plänen die Naumannsiedlung mit mehr als 600 Wohneinheiten. Seine Bauten sprechen heute noch für sich und so bleibt der ehemalige Architekt ein Teil der Kölner Stadtgeschichte.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 begann für Manuel Manfred Faber aufgrund seiner israelitischen Herkunft eine Zeit der Verfolgung und des beruflichen Niedergangs. 1942 musste er zunächst in ein Ghettohaus in der Cäcilienstraße 18-22 ziehen und war im März 1942 im Deportationslager in Müngersdorf interniert. Im Konzentrations- und Vernichtungslager Ausschwitz-Birkenau wurde er  im Jahr 1944  ermordet.

27 neue Stolpersteine in Köln

Am Mittwoch und Donnerstag verlegt Demnig an 27 Orten in Köln 63 neue Stolpersteine. Diese Gedenksteine erinnern an Menschen, die während des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. „Wir wollen die Opfer aus der Vergessenheit holen“, sagt Hupke. Die meisten von ihnen, wie Manfred Faber, waren jüdischen Glaubens, während andere aufgrund politischer Einstellungen oder Lebensweisen als Widerständler und Verbrecher eingestuft wurden. Die Steine werden vor den ehemaligen Wohnhäusern verlegt, in denen die Verfolgten vor ihrer Flucht oder Verhaftung lebten.

Das Stolperstein-Projekt basiert auf bürgerschaftlichem Engagement, bei dem Bürgerinnen und Bürger, Schulen und Vereine kostenpflichtige Partnerschaften übernehmen. Angehörige und Nachfahren tragen dazu bei, die Geschichte ihrer Vorfahren in Köln zu bewahren. Zu einigen Verlegungen reisen Angehörige der Verfolgten auch aus andern Ländern an. Der einzige Vorfahre Fabers, der ausfindig gemacht werden konnte, ist ein Cousin dritten Grades, der in Israel lebt und aufgrund der politischen Situation nicht zur Verlegung erscheinen konnte.

„Auf den Stolpersteinen bekommt das Opfer seinen Namen wieder“, sagt Ingrid Blom-Böer. Sie gründete vor drei Jahren gemeinsam mit zwei weiteren Frauen die Arbeitsgruppe „Runder Tisch Riehl“. So wurden sie auf Faber und seine Geschichte aufmerksam. Daraufhin schlossen sich die drei Frauen zusammen, um die Initiative zu ergreifen. Sie übernahmen die Patenschaft über den Stolperstein und betrieben eine aufwändige Recherche zur Biografie von Faber. „Manfred Faber hat nie ein Grab bekommen, jetzt gibt es einen Stolperstein, der an ihn erinnert“, sagt Blom-Böer. Sie würden die Patenschaft gerne an jüngere Generationen weitergeben. 

Momentan sind Ingrid Blom-Böer und Andreas Hupke daher auf der Suche nach einer Schulklasse, die die Patenschaft übernimmt, um die Erinnerung und die Verantwortung an die jüngere Generation weiterzugeben.

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