Grundstück in bester LageWie es mit dem Karstadt-Haus in der Kölner Innenstadt nun weitergehen soll

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An der Fußgängerzone Breite Straße ziert das Karstadt-Gebäude die denkmalgeschützte Fassade des früheren Kaufhauses Peters.

An der Fußgängerzone Breite Straße ziert das Karstadt-Gebäude die denkmalgeschützte Fassade des früheren Kaufhauses Peters.

Die Karstadt-Filiale an der Kölner Breite Straße schließt. Der Luxemburger Immobilienriese Aroundtown, der das Gebäude 2020 erworben hat, plant einen Abriss und Neubau.

Äußerlich deutete am Montagvormittag im Karstadt an der Breite Straße nichts darauf hin, welches Drama sich hier am Samstagmorgen abgespielt hatte. In dem Warenhaus herrschte viel Betrieb, die Mitarbeiter im Verkauf und an den Kassen hatten gut zu tun und machten gute Miene zum bösen Spiel. 48 Stunden zuvor hatten die rund 155 Beschäftigten erfahren, dass ihre Arbeitsplätze bald weg sind. Wie berichtet, wird das seit 1914 bestehende Traditionshaus zum 31. August geschlossen, während die anderen beiden Standorte von Galeria Karstadt Kaufhof an der Hohe Straße und in Nippes erhalten bleiben.

„Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Alle waren schockiert“, berichtet eine Mitarbeiterin, die seit mehr als 40 Jahren im Betrieb ist. Es habe Gerüchte gegeben, dass die neuen Eigentümer eher die Hohe Straße schließen würden. Doch die Hoffnung auf Rettung habe getrogen. Eine Kollegin sagt: „Irgendwie hat man noch gar nicht richtig realisiert, dass in vier Monaten Schluss sein soll.“

Wir sehen generell eine positive Nachfrage nach Mietflächen sowohl in unserem Objekt als auch in der Nachbarschaft im Allgemeinen.
Erklärung von Aroundtown SA, Eigentümer der Karstadt-Immobilie

Nun steht die Frage nach der künftigen Nutzung des mehr als 3000 Quadratmeter großen Karstadt-Areals in bester Lage (siehe Grafik) im Raum. Eigentümer Aroundtown SA, eines der größten Gewerbeimmobilienunternehmen Deutschlands mit Sitz in Luxemburg, hatte das Objekt 2020 erworben und 2021 bei der Stadt Köln eine Bauvoranfrage für einen Abriss und Neubau gestellt. Vom Architekturbüro Petersen aus Berlin ließ Aroundtown Entwürfe erstellen und präsentierte sie der Politik.

Da es für das Grundstück keinen Bebauungsplan gibt, ist ein Verfahren nach Paragraf 34, Baugesetzbuch, geplant. Es lässt Investoren gewisse Freiheiten. Der Eigentümer könnte Wohnungen und Büros bauen, dazu im Erdgeschoss Geschäfte und Gastronomie. Beim Volumen des Baukörpers und der Zahl der Geschosse muss er sich an der Nachbarbebauung orientieren. Die denkmalgeschützte Fassade an der Breite Straße von 1914 müsste erhalten bleiben.

Das Umfeld von Karstadt in Köln

Das Umfeld von Karstadt in Köln

Im Mai 2022 erteilte die Stadt dem Eigentümer einen positiven Bauvorbescheid. Damit darf noch nicht gebaut werden, aber es sind schon wichtige Fragen eines späteren Bauantragsverfahrens „im Detail rechtlich bindend geklärt“, so die Stadt.

Der Vorbescheid sei drei Jahre gültig, also bis Mai 2025. Er könne „jeweils um ein Jahr verlängert werden, wenn sich baurechtlich nichts geändert hat (beispielsweise wenn ein neuer Bebauungsplan oder gesetzliche Änderungen eingetreten sind)“.

Bislang noch kein Bauantrag gestellt

Um abreißen und neu bauen zu können, müsste der Eigentümer einen Bauantrag stellen. Das ist laut Stadt bisher aber nicht geschehen. Nach Rundschau-Informationen hat Aroundtown SA einen „Plan B“ in der Tasche und ist dazu in Gesprächen mit der Stadt. Dabei würde offenbar nicht das ganze verschachtelte Gebäude abgerissen, sondern es könnten Teile erhalten bleiben.

Auf Anfrage der Rundschau wollte sich Aroundtown nicht zu Details des Projekts und des Mietvertrags äußern. Das Unternehmen erklärte: „Das bekannte Gebäude befindet sich in einer erstklassigen Lage. Wir sehen generell eine positive Nachfrage nach Mietflächen sowohl in unserem Objekt als auch in der Nachbarschaft im Allgemeinen.“

Das Karstadt-Gebäude (r.) grenzt direkt an die Passage des Olivandenhofs (l.) an, wo der Outdoor-Ausrüster Globetrotter sitzt.

Das Karstadt-Gebäude (r.) grenzt direkt an die Passage des Olivandenhofs (l.) an, wo der Outdoor-Ausrüster Globetrotter sitzt.

Das Unternehmen bestätigte: „Wir prüfen derzeit auch verschiedene Optionen für die zukünftige Entwicklung des Objekts. Dieser Prozess ist in vollem Gange. Dazu sind wir unter anderem mit der Stadt Köln im Gespräch.“

Die Stadtverwaltung erklärte dazu auf Anfrage: „Das Gebäude an der Breite Straße prägt das Umfeld und hat eine positive Ausstrahlung auf den Stadtraum. Es würde die Stadt freuen, wenn möglichst viel, mindestens aber seine äußere Gestalt unter Beachtung des Denkmalschutzes, erhalten werden könnte.“

Fraglich ist, wie sich die Aufgabe des Warenhauses auf das Umfeld mit dem Olivandenhof, der Einkaufspassage „Quincy“ sowie vielen Geschäften, Cafés und Restaurants auswirkt. Das ehemalige Schuhhaus Görtz gegenüber von Karstadt steht bereits seit Mitte 2023 leer.

Die Stadt betonte,   natürlich habe man ein Interesse daran, dass am bisherigen Karstadt-Standort Breite Straße „weiterhin auch Einzelhandel stattfindet“. Das klassische Warenhauskonzept sei seit mehr als 30 Jahren auf dem Rückzug. „Die Erfahrung zeigt, dass Mischnutzungen mit Einzelhandel und Gastronomie im Erdgeschoss, Gesundheitsdienstleistungen, Hotels sowie Wohnen gut zusammen funktionieren. In der Schließung von unrentablen Standorten – vor allem durch das Freiwerden von großen Flächen in der Innenstadt – können sich auch neue Chancen für die intelligente und zukunftsfähige Nachnutzung ergeben, von denen der Standort nachhaltig profitiert“, unterstrich die Verwaltung.

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