Das Junge Theater Köln zeigt „Mein Onkel David“ an drei Terminen in der Alten Feuerwache und lädt zum Begleitprogramm „Widerstand gegen Antisemitismus“ ein.
In der Alten FeuerwacheDoku-Theater zu Shoa-Opfern präsentiert Flucht, Hoffnung und Neuanfänge

Yaroslava Gorobey in der Theater-Dokumentation „Mein Onkel David“.
Copyright: Polina Kluss
Eine Frau sucht Antworten auf die verloren gegangene Geschichte ihrer Familie. Dafür muss sie das Interregnum des Schweigens brechen, denn die Fragen zielen auf die Zeit der Shoa – dem Völkermord an europäischen Juden zur Zeit des Nationalsozialismus. In jahrelanger Recherche begab sich Svetlana Fourer auf den schweren Weg ihrer Vorfahren, die während der Nazi-Herrschaft zu Opfern des Rassenwahns wurden.

Regisseurin Svetlana Fourer erzählt mit „Mein Onkel David“ die Geschichte ihrer Familie während und nach der Shoa.
Copyright: Thomas Dahl
In „Mein Onkel David“ überwindet die Regisseurin schließlich eine Dekaden währende Sprachlosigkeit und gibt den Familienmitgliedern wieder eine Stimme. Gehört wird auch David Idelevich Ochland, Fourers Onkel, der die Gefangenschaft im Konzentrationslager überlebte. Das Dokumentationstheater mit Schauspielerin Yaroslava Gorobey ist als „begehbare Erinnerung“ konzipiert und erzählt von Flucht, Hoffnung, Hoffnungslosigkeit, Wut und Neuanfängen.
Hätte ich diese Antworten nicht erhalten und dieses Stück nicht schreiben können, wäre ich verrückt geworden
Mit der Aktrice als Stadtführerin begibt sich das Publikum über einst belebte Plätze der Kleinstadt Kamjanez-Podilskyj. Im August 1941 wurden hier mehr als 23.000 jüdische Kinder, Frauen und Männer von SS-Truppen ermordet. Begleitet wird Gorobey von Komponist Matthias Bernhold, der dem Schmerz und der Unverständnis angesichts begangener Verbrechen gegen die Menschlichkeit einen Soundtrack widmet, der die Stille als sakrales wie beunruhigendes Element in den Raum entlässt.
Ein Video-Interview mit dem Onkel, Fotografien und alte Telefonaufnahmen ergänzen die rund 120-minütige Inszenierung, die bereits im Frühjahr 2025 ihre Premiere erlebte und nun an drei weiteren Terminen in der Halle der Alten Feuerwache am 24., 25. und 26. September zu sehen ist.
„Hätte ich diese Antworten nicht erhalten und dieses Stück nicht schreiben können, wäre ich verrückt geworden“, berichtet Regisseurin und Texterin Svetlana Fourer über den persönlichen Stellenwert der Produktion. Neben den Aufführungen kommt es im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln und im Forum der Volkshochschule am Neumarkt zur Ausrichtung der internationalen Konferenz „Widerstand gegen Antisemitismus – Kreative Methoden in Bildung und Kultur“, die den Pfad aus der Vergangenheit zum Terroranschlag der Hamas auf israelische Zivilisten am 7. Oktober 2023 in die Gegenwart führt.
„Mein Onkel David“, Junges Theater Köln, Alte Feuerwache Köln, Halle, Melchiorstraße 3, 50670 Köln, 24./25./26. September 20 Uhr, Regie: Svetlana Fourer, Mit: Yaroslava Gorobey, Musik: Matthias Bernhold, Tickets: 7,00/14,00/20,00 Euro (Solidarisches Preismodell), „Widerstand gegen Antisemitismus“: 25. September 8.30 Uhr bis 17 Uhr, NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, Appellhofplatz 23–25, 50667 Köln, 26. September 9 Uhr bis 19 Uhr, Forum Volkshochschule am Neumarkt, Cäcilienstraße 29–33, 50676 Köln, Anmeldungen zur Konferenz sind über die Internetpräsenz www.junges-theater-koeln.de möglich.