Im Historischen Archiv am Eifelwall können Gäste die Geschichte von starken Vorreiterinnen erleben.
„Wegbereiterinnen des Wandels“Ausstellung blickt auf erste Frauenbewegung in Köln

Den Errungenschaften der Kölner Frauenbewegung gibt sie eine Bühne: Kuratorin Daniela Wagner vor Exponaten der Ausstellung.
Copyright: Stephan Eppinger
Die Wurzeln der ersten Frauenbewegung in Köln reichen bis zur Revolution von 1848 zurück. Die neue, von Daniela Wagner kuratierte Ausstellung „Wegbereiterinnen des Wandels“ blickt im Historischen Archiv am Eifelwall bis zum 22. März auf die Protagonistinnen dieser Bewegung und erzählt deren Geschichte vom 19. Jahrhundert über die Weimarer Republik und die NS-Zeit bis zur Gründung der Bundesrepublik.
Im 19. Jahrhundert waren Frauen in der Ehe massiv benachteiligt. Sie schuldeten auch in Köln Gatten Gehorsam und konnten keine Verträge abschließen, auch ihr Vermögen wurde vom Ehemann verwaltet. Bei den ledigen Frauen waren es in vielen deutschen Gebieten die Väter, die die Vormundschaft über ihre Töchter bis zur Eheschließung behielten. Das galt durch den von den Franzosen eingeführte Code Civil aber nicht in Köln.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrten sich die Widerstände gegen die Ungleichbehandlung von Mann und Frau. Zunächst waren es einzelne Akteurinnen, später gründeten sich auch Vereine. Das galt insbesondere für die bürgerliche Frauenbewegung, aus der sich der Deutsche Frauenverein gründete, der 1903 seine Lokalgruppe in Köln bekam. Bekannte Protagonistinnen waren die aus wohlhabenden Verhältnissen stammenden Mathilde von Mevissen und Elisabeth von Mumm.
Dazu kam die proletarische Frauenbewegung aus dem Umfeld der Sozialdemokratischen Partei, die nicht nur die Gleichberechtigung der Frau anstrebte, sondern sich für die Schaffung einer sozialistischen Gesellschaft einsetzte. Zu den bekanntesten Akteurinnen in Köln zählte Marie Juchacz, die 1913 in Köln das Amt der Frauensekretärin der SPD übernahm und die später auch in den Zentralen Parteivorstand in Berlin vorrückte.
Kölnerin Mathilde von Mevissen gründete erstes Mädchengymnasium
In Köln aktiv war auch die konfessionelle Frauenbewegung mit dem 1903 in Köln gegründeten Katholischen Frauenbund und dem bereits um 1900 in Kassel an den Start gegangenen Deutsch-Evangelischen Frauenbund, der in Köln eine Ortsgruppe hatte. Zu den Protagonistinnen am Rhein zählte die Katholikin Helene Weber, die unter anderem die Soziale Frauenschule des Katholischen Frauenbunds in Köln leitete. Bekannte wurde auch Klara Caro, die 1926 in Köln einen Ortsverein des Jüdischen Frauenbundes gründete.
Zu den wichtigsten Tätigkeitsfeldern der Frauenbewegung zählte auch in Köln das Thema Bildung für Frauen, denen lange der Zugang zum Abitur genauso verwehrt war wie ein Studium oder eine berufliche Ausbildung. Die Rolle der Frau sollte auf Hausfrau und Mutter beschränkt bleiben. In Köln setzte sich ein Verein um Mathilde von Mevissen für ein Mädchengymnasium ein, das 1903 an den Start ging. Große Bedeutung hatte auch die Ausbildung in sozialen Berufen und die Professionalisierung Sozialer Arbeit.
Ein weiteres wichtiges Betätigungsfeld war das Wahlrecht für Frauen. Hier engagierte sich vor allem die proletarische Frauenbewegung, während im bürgerlichen und konfessionellen Bereich dieses Engagement umstrittener war. Bedeutung hatte zudem das Thema Sexualität, aber vor allem mit Blick auf die Abschaffung der Prostitution.
Erstarken in den 1970er Jahren
Im Ersten Weltkrieg entstand die Nationale Frauengemeinschaft. Thema war hier der Umgang mit knappen Ressourcen. So wurde beispielsweise eine Kochkiste für den effektiven Umgang mit Kohle entwickelt oder Kochkurse angeboten zum sparenden Umgang mit Lebensmitteln. Auch die Produktion von Kleidung und Schuhen war ein Tätigkeitsfeld.
In der Weimarer Republik, in der viele Forderungen wie das Wahlrecht für Frauen realisiert werden konnten, verlor die erste Frauenbewegung etwas an Schwung, bevor sie unter der Diktatur der Nationalsozialisten komplett zerstört wurde. Nach dem Kriegsende machten Mitglieder der Frauenbewegung wie Helene Weber als eine der „Mütter des Grundgesetzes“ bemerkenswerte Karrieren. Eine wirkliche Frauenbewegung gab es aber auch in Köln erst wieder ab den 1970er Jahren.
„Wegbereiterinnen des Wandels“, bis 22. März im Historischen Archiv, Eifelwall 5. Di bis So von 9 bis 16.30, Mi von 9 bis 19.30 Uhr. Es gibt ein umfangreiches Rahmenprogramm. Alle Infos online.
