Drei neue Stolpersteine an der Kurfürstenstraße erinnern an die jüdische Familie – mit Patenschaft des queeren Sportclub Janus zum Vereinsjubiläum.
ErinnerungskulturSüdstadt Sportclub Janus stiftet Andenken an jüdische Familie Wolf

Terry Mandel mit Stolperstein-Künstler Gunter Demnig vor dem Haus Kurfürstenstraße 10.
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Köln sei mittlerweile zu ihrer zweiten Heimat geworden, erzählt Terry Mandel. Im Oktober 2022 kam die heute 71-Jährige, die in der kalifornischen Hochschulstadt Berkeley lebt, erstmals hierher – zur Verlegung der fünf Stolpersteine für die jüdische Familie Silberbach, die in Marienburg lebte und der 1938 die Flucht in die USA gelang. Unter den fünf Vertriebenen befand sich auch ihre spätere Mutter Ingelore Silberbach, die Terry Mandel in Amerika auf die Welt brachte.
Tochter einer jüdischen Vertriebenen gründet Geschichtsprojekt
„Dies ist meine fünfte Reise nach Köln. Weite Teile des Jahres lebe ich schon hier, und habe mir extra für die Stadt ein Rad gekauft“, erläutert sie auf Englisch. Sie ist Mitglied bei den jüdischen Karnevalisten der „Kölschen Kippa-Köpp“ – „my very first Verein“, ergänzt sie schmunzelnd – und hat sich einen Freundeskreis in der Stadt aufgebaut. „Meine Freunde sagen mir, ich wirke wie ein kölsches Mädchen.“
Vor einigen Jahren begann sie, sich intensiv mit ihrer Familiengeschichte zu beschäftigen; mit ihrem 2023 gegründeten „The Unerasure Projekt“ (übersetzt in etwa: „die Auslöschung rückgängig machen“) setzt sie sich dafür ein, die Geschichte lebendig zu halten und weiterzutragen, sowie gemeinsam mit der jungen Generation gegen Ausgrenzung und Hass anzukämpfen.
Nun war die Nachfahrin der geflüchteten jüdischen Familie der Ehrengast bei der Stolperstein-Verlegung für Martha und Artur Wolf sowie ihrem Sohn Fritz vor dem Büro- und Medienhaus Kurfürstenstraße 10 in der Südstadt. Musikalisch begleitet von Fabienne Carlier am Akkordeon, verlegte Stolperstein-Künstler Gunter Demnig die drei Messingsteine auf dem Bürgersteig. Die Familie wurde 1941 deportiert, Artur Wolf im Juni 1942 im Ghetto Litzmannstadt ermordet, seine Frau und der erst sieben- oder achtjährige Fritz drei Monate später im Vernichtungslager Kulmhof (Chełmno). Mit Martha Wolf ist Terry Mandel verwandt; jene war eine Cousine ihres Großvaters.
Queerer Sportverein SC Janus stiftet Steine zum Vereinsjubiläum
Die Steine finanziert und deren Patenschaft übernommen, hat der queere Kölner Sportverein SC Janus, der sein 45-jähriges Bestehen feiert. „Wir wollen damit ein Zeichen gegen jegliche Art der Ausgrenzung und Verfolgung setzen“, so Janus-Mitarbeiterin Ingrid Blom-Böer. Man würde sich freuen, wenn weitere Vereine oder Personen dem Beispiel folgten. Der 1980 gegründete Verein, der sich primär an LGBT-Sportbegeisterte richtet, bietet rund 45 Sportarten an; zum Training nutzt man Sportplätze und -anlagen, Turnhallen, Bäder und Parks im ganzen Stadtgebiet.
Sportamts-Leiter Gregor Timmer gratulierte dem Verein zum jahrzehntelangen Einsatz für mehr Akzeptanz und gegen Diskriminierung. „Auch LGBT-Personen wurden von den Nazis verfolgt und ermordet“, erinnerte Mandel. „Meine Mutter und Schwester waren beide selbst sehr sportlich, deshalb würden sie sich heute auch mit uns freuen.“ Ein deutscher Vereins-Ableger ihres „Unerasure Projekt“ wird sich am 1. Juli in Köln gründen.