GründerszeneDieses Kölner Startup mischt beim veganen Eis ganz vorne mit

Lesezeit 4 Minuten
Fünf verschiedene Eissorten stehen in den verschiedenen Verpackungen nebeneinander.

Schlankes Angebot, schlanke Zutatenliste: Bei Nomoo konzentriert man sich auf das Wesentliche.

Das Kölner Startup Nomoo hat sich auf veganes Eis spezialisiert. Mittlerweile ist es zweitgrößter Anbieter in diesem Segment. 

Kaum sind die ersten Sonnenstrahlen im März zu sehen, zieht es die Deutschen wieder an die Eisdielen. Auch bei leichter Bewölkung sieht man Schlangen an den Eiscafés, so mancher schleckt sein Eis auch bei 11 Grad gerne draußen. Wie aber steht es um den nachhaltigen Konsum der süßen Kugeln?

Rund zwölf Prozent der Menschen in Deutschland ernähren sich laut einer aktuellen Umfrage des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels mittlerweile vegetarisch oder vegan. Besonders stark vertreten sind dabei Frauen und unter 30 Jahre - vegan hat also Zukunft. Bei Fleischersatzprodukten stapeln sich die veganen Produkte in den Supermärkten – aber wie sieht es beim Eis aus?

Vor acht Jahren den richtigen Riecher gehabt

Zwei junge Kölner hatten bereits 2016 den richtigen Riecher. Vor rund acht Jahren entschieden sie sich, das erste vegane Eis herzustellen. Nomoo nannten sie ihre neue Marke – „Kein Muh“ auf Deutsch. Glückliche Kühe und glückliche Genießer stellten die Zielsetzungen von Rebecca Göckel und Jan Grabow dar.

Bei der Gründung des Unternehmens waren die beiden gerade mal Anfang 20 und nicht zufrieden mit dem, was der Markt hergab: „Mein Mitgründer Jan wollte damals gerne vegan leben, hat es aber nach zwei Wochen erstmal aufgegeben – von Geschmack war damals bei den veganen Produkten keine Spur“, lacht die 27-jährige Rebecca Göckel.

Die Gründer Rebecca Göckel und Jan Grabow.

Die Gründer Rebecca Göckel und Jan Grabow.

Mitte 2016 studierte sie Medienmanagement, ihr Kollege Betriebswirtschaftslehre. Beide hatten Lust, sich selbstständig zu machen. Die Idee, es mit milchfreiem Eis zu versuchen, sei schnell fix gewesen, erzählt Göckel: „Es gab damals nur ein veganes Eis im Supermarkt – wir konnten das kaum glauben.“ Eiscreme hatte das Gründerteam bis dahin noch nie selbst gemacht, schon gar kein veganes. Im Internet haben sie nach Rezepten gesucht und sie so lange experimentiert, bis sie zufrieden waren. Nach ausgiebigen Einkäufen bereiteten sie ihre ersten Versuche in der WG-Küche zu, mit einer Fünf-Liter-Eismaschine, und lieferten sie tagsüber mit dem Fahrrad an Cafés und Gastronomen in Köln aus.

Das hatte einen richtigen Garagen-Flair.
Rebecca Göckel

Als die Nachfrage stieg, nutzten sie die Küche einer Kölner Salatbar für die Herstellung – nachts, wenn diese geschlossen hatte. „Das hatte damals einen richtigen Garagen-Flair“, erinnert sich Göckel. Später gaben sie und Grabow die Produktion an eine Hamburger Eismanufaktur ab. Den Schritt in den Einzelhandel gingen die Gründer erst, als sie im Februar 2018 beide ihr Bachelorstudium abgeschlossen und mehr Zeit für ihr Start-up hatten. „Damals habe ich nichts anderes gemacht, als bei den Supermärkten rund um Köln Klinken zu putzen“, schmunzelt Göckel. Im September 2018 erhielt Nomoo das mit 1000 Euro dotierte NRW-Gründerstipendium. Mehr finanzielle Unterstützung bekamen sie nicht: „Wir haben unser Unternehmen aus eigenen Mitteln gegründet. Am Anfang stellte das Ganze noch einen Werkstudentenjob dar.“

Drastische Folgen für den Klimawandel

Ein Beitrag, der den beiden die Augen öffnete, war die TV- Dokumentation „Cowspiracy“, in welcher schonungslos aufgezeigt wird, welche drastischen Folgen die tierische Ernährung für den Klimawandel haben kann. Also drängte sich für Göckel auf: „Wir müssen es einfach schaffen. Mit Eis hatten wir einen Bereich gefunden, der lecker schmeckt und trotzdem vegan ist – und womit wir auch die Kunden verführen können.“

Der Erfolg gibt Grabow und Göckel recht. Die Nomoo-Auswahl ist nicht so groß wie bei anderen Marken, dafür schmeckt das Eis mit gutem Gewissen sehr fruchtig. „Am beliebtesten ist das Mango-Eis. In jedem Becher steckt tatsächlich eine ganze Mango, und das schmeckt man auch“, sagt Rebecca Göckel. Aber auch sonst setzt man viel auf natürliche Zutaten: „Bei uns sind mehr Himbeeren, mehr Kakao oder mehr echte Vanille enthalten. Wir ersetzen die Milch mit Kokosmilch und erreichen insgesamt mehr Geschmacksintensität.“ Unser Eis enthält 30 Prozent weniger Zucker im Vergleich zu herkömmlichen Eissorten und eine schlanke Zutatenliste.

Bei 2000 Supermärkten im Angebot

Dafür sind die Preise meist höher sind als bei anderen Eissorten. 465 ml Mango-, Vanille, Kokos, Schoko- oder Waldbeereis gibt es für 5,99 Euro, ebenso die Sorten Nuss-Nougat, Banane-Schoko oder Limette-Minze. Dazu kommt eine kleine Größe mit 120 ml für 2,99 Euro sowie Fruchtsticks im Multipack für 3,99 Euro. Die kompakten Größen enthalten weitere Sorten wie Schwarze Johannisbeere, Erdbeer-Himbeer und Mango-Passionsfrucht.

Mittlerweile bieten rund 2000 Supermärkte in Deutschland und Österreich Nomoo an, von Rewe, Edeka, Kaufland und Hit bis zu Tegut. Durch Corona hat sich das Unternehmen vor allem auf den Einzelhandel konzentriert, in Köln soll es jedoch bald auch in Cafés und Restaurants angeboten werden. Ab März wird es Nomoo Eis am Stiel auch an Tankstellen geben. Mittlerweile sei man die zweitstärkste Eismarke im veganen Segment in Deutschland, betont Rebecca Göckel. „Unsere Strategie ist, über den Geschmack zu kommen. Nomoo ist eine Belohnung.“ 

Rundschau abonnieren