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Planung soll vertieft werdenKölns Kulturdezernent will Zentraldepot für die Museen

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Das hier noch im Bau befindliche Depot des Museums Boijmans Van Beuningen. Das vollverspiegelte runde Gebäude soll auch das weltweit erste Museumsdepot sein, das für Besucher voll zugänglich ist.

Das  öffentliche Depot des Museums Boijmans Van Beuningen in Rotterdam ist ein leuchtendes Beispiel.

Kölns Kulturdezernent Stefan Charles macht Ernst mit den Plänen für ein neues Zentraldepot der Kölner Museen. Im Oktober soll der Kölner Stadtrat 900.000 Euro für die weitere Planung lockermachen.

Noch in diesem Jahr sollen 300.000 Euro in die Planung für ein neues Zentraldepot der Kölner Museen fließen, im nächsten Jahr noch mal 600.000 Euro. Das schlägt Kulturdezernent Stefan Charles dem Stadtrat vor, der am 26. Oktober den Bedarf für ein zentrales Depot mit 50.000 Quadratmetern Fläche feststellen soll.

Bereits im Februar hatte Charles betont, wie wichtig und dringend aus seiner Sicht die Schaffung eines Zentraldepots in Köln ist. Ein „verantwortungsbewusster und bewahrender Umgang mit Kunstwerken“ nach internationalen Standards gehöre zum Selbstverständnis der Kölner Museen, doch einige könnten dieser Verantwortung nicht oder nur eingeschränkt gerecht werden. Manche Depots erfüllten nicht die konservatorischen Anforderungen und seien „zur Unterbringung von Kulturgut nicht geeignet“. Die Sammlungsbestände seien heute zu hohen Mietkosten an 15 verschiedenen Standorten in bis zu 15 Kilometern Entfernung zu den Museen untergebracht, die Lager- und Sicherheitstechnik entspreche teils „nicht den musealen Standards“, so Charles.

Obwohl viele Museen aus allen Nähten platzen, ist der Plan für ein Zentraldepot in der Politik nicht unumstritten. Für den Bau sind aktuell stolze 280 Millionen Euro veranschlagt, er gilt als eines der wenigen Großbauprojekte, auf die die Stadt angesichts der allgemeinen Kostenexplosion verzichten könnte. In der Beschlussvorlage für den Stadtrat, die am Montag Thema im Bauausschuss ist, betont Charles nun noch einmal, wie wichtig das Vorhaben sei.

Dort heißt es, die Depotsituation sei „uneinheitlich, aber grundsätzlich als kritisch einzuschätzen. Zum Teil besteht ein erhebliches Risiko für fortschreitenden Kulturgutverlust.“ Die Raumsituation entspreche teils nicht den aktuellen gesetzlichen Vorgaben des Arbeits- und Brandschutzes, die klimatischen Rahmenbedingungen seien schlecht.  Besonders prekär: „Große Teile der Sammlungen sind mit als Gefahrstoff klassifizierten Bioziden belastet.“ Das sei sowohl ein arbeitshygienisches Problem als auch durch Querkontamination „eine Gefahr für das gesamte eingelagerte Kulturgut“.

Sieben städtische Museen haben laut Charles bereits im Jahr 2018 den dringenden Bedarf zur Einrichtung eines Zentraldepots angemeldet: Museum für Angewandte Kunst, Museum Schnütgen, Museum Ludwig, Stadtmuseum, NS-Dokumentationszentrum, Rautenstrauch-Joest-Museum und Römisch-Germanisches Museum. Neu hinzugekommen sei nun das Museum für Ostasiatische Kunst, das Bedarf nachgemeldet habe. Lediglich das Wallraf-Richartz-Museum habe ausreichende eigene Räumlichkeiten und keinen Bedarf.

Ein Zentraldepot bringe, so Charles, „deutliche Synergieeffekte, etwa gemeinsame Nutzung von Werkstätten und Arbeitsbereichen (Flächen und Technik), Schonung von Personalressourcen im Bereich Sicherheit, Verwaltung und Logistik sowie Wissenstransfer in den entsprechenden Abteilungen“, betont der Kulturdezernent.  Die bisherigen Planungen hätten gezeigt, „dass für die Erstellung umfassender Grundlagen zusätzliche vertiefte Untersuchungen zur Schadstoffbelastung der Sammlungen erforderlich sind. Diese haben grundlegende Auswirkungen auf das Depotkonzept und den zukünftigen Betrieb.“ Die Standort- und Grundstücksfrage sowie die möglichen Optionen Bau durch die Stadt Köln, Investorenverfahren oder Auslagerung an eine externe Gesellschaft müssten im weiteren Projektverlauf geklärt werden.

Die Standortfrage will Charles noch in diesem Jahr entscheiden. 2024 sollen ein detailliertes Betriebskonzept, ein Zeit- und Maßnahmenplan sowie die Umzugsplanung erstellt werden.