Empörung in der Kölner SüdstadtPostbank schließt Filiale am Severinstor

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Die Filiale am Kartäuserwall schließt im ersten Quartal. 

Köln-Innenstadt – Die Wellen der Empörung schlagen hoch in der Südstadt. Als „blanken Horror“ bezeichnet Alice Baker die geplante Schließung der Postbank-Filiale am Kartäuserwall. Die Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft rund um Bonner Straße/Chlodwigplatz appelliert an die Postbank-Vorstände: „Man hat als Bank doch die Verantwortung, da zu sein. Vor allem für die älteren Menschen.“

Am Montag war mitgeteilt worden, dass die Filiale schräg gegenüber von der Severinstorburg im ersten Halbjahr geschlossen wird. Als Grund gibt Postbank-Sprecher Oliver Rittmaier an, dass immer mehr Kunden das Online-Banking nutzen, sodass sich der Betrieb der Filiale wirtschaftlich nicht rechne. Auch die Geldautomaten würden abgebaut.

Die Bank bleibt so lange geöffnet, bis ein Ladeninhaber gefunden ist, der die Postdienstleistungen übernimmt. Danach wird die Post an dieser Stelle Geschichte sein. „Das ist der Fluch der Privatisierung“, schimpft Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne). „Hier sieht man die Brutalität, die entsteht, wenn öffentliche Aufgaben abgegeben werden, die eigentlich zur Daseinsvorsorge gehören. Dieser Konzern handelt absolut nicht im Sinne des Gemeinwohls.“

Bürgermeister Hupke will Aktuelle Stunde

Der Bürgermeister wird für die kommende Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt eine Aktuelle Stunde zum Thema auf die Tagesordnung setzen. Letztlich sei zwar die Bundespolitik gefragt, „aber wir vor Ort müssen das auch besprechen. Wir sind ja dafür da, dass wir die Menschen hier nicht alleine lassen.“

LeerstandSeverinstrasse

Mehrere Ladenlokale auf der Severinstraße sind zur Zeit  nicht vermietet.

Karl-Heinz Walter von der Interessengemeinschaft (IG) Severinsviertel zweifelt am Sinn der Post-Schließung. Er hat sehr oft lange Schlangen vor der Filiale gesehen. „An fehlendem Kundenzuspruch kann es also nicht liegen.“ Für die IG, die die Interessen der ortsansässigen Händler vertritt, sei die Schließung eine ganz schlechte Nachricht. „Die Filiale hat viele Leute auch auf die Severinstraße zum Einkaufen gelockt.“

Weite Wege zum Paket-Abholen in der Südstadt

Gerade für ältere Leute sei es unzumutbar, ihre Pakete demnächst in der Post am Bayenthalgürtel oder an der Breite Straße abzuholen. „Zumal“, ergänzt Alice Baker, „die Bonner Straße wegen der Baustelle zur Zeit eine Zumutung ist. Und das auf Jahre bleibt.“

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Walter kritisiert auch, dass es nun für Postbank-Kunden nicht mehr möglich sei, in Chlodwigplatz-Nähe gebührenfrei Geld abzuheben. Postbank-Sprecher Rittmaier verweist auf die Möglichkeit, Geld im sogenannten „Cash-Back-Verfahren“ an der Kasse bei Aldi, Lidl und Penny „abzuheben“. „Dann muss man da aber auch einkaufen“, entgegnet Walter.

Bankensterben in der Kölner Südstadt

Der IG-Vorsitzende erinnert sich an das „Bankensterben“ in der Südstadt. Rund um den Chlodwigplatz und entlang der Severinstraße wurden Filialen der Deutschen, der Dresdner, der Santander Bank und der Targo Bank sowie der Sparkasse geschlossen worden: „Und das Angebot der Sparkassen-Filiale am Chlodwigplatz ist nur noch minimal.“ Alice Baker hat das selbst erlebt: „Da wird man für ein Beratungsgespräch in ein kleines Zimmer geführt. Und dann sieht man den Berater. Auf einem Bildschirm.“

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