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Steinschlag von Kirchendach in KölnSpielfläche neben Groß St. Martin zu — Neue Kita-Räume gesucht

4 min
Ein trauriger Anblick: Die Außenfläche der Kita liegt komplett unter einem Netz, das Steine abhalten soll. Seit Oktober 2024 ist sie gesperrt.

Ein trauriger Anblick: Die Außenfläche der Kita liegt komplett unter einem Netz, das Steine abhalten soll. Seit Oktober 2024 ist sie gesperrt.

Vielfalt, Gemeinschaft und zwei Sprachen - sein Konzept möchte das Kita-Team unbedingt weiterführen. Jetzt hofft es auf Hilfe. Ein Besuch vor Ort.

Mehr Köln geht kaum. Die Kindertagesstätte Groß St. Martin liegt im Schatten der romanischen Kirche inmitten der Altstadt. 43 Kinder verbringen hier ihren Tag. Und das hört man, wenn sie wie gerade aufgeregt durcheinanderrufen – auf Deutsch und Spanisch. Denn jetzt haben die „Abejas“, was auf Spanisch „Bienen“ heißt, ihre Draußenspielzeit. Sobald Schuhe und Regenjacken angezogen sind, würden die Kinder der bilingualen deutsch-spanischen Kita am liebsten nach draußen stürmen.

Bloß, so einfach ist das nicht. Ihr Außengelände ist seit Monaten gesperrt. Im Sand neben den Kirchenmauern wachsen wilde Ahorn-Setzlinge, das Wegekreuz mit den bunt bemalten Pfeilen nach Brasilien, Kuba, Chile oder Spanien ist ein Farbfleck im verwaisten Areal. Der Grund: Im Oktober 2024 waren direkt neben dem Spielgelände kleinere Steine von Dach und Fassade der Kirche gefunden worden. „Das Erzbistum hat sofort reagiert, Wartungs- und Sichtprüfungen eingeleitet, den Platz gesperrt und eine Netzplane anbringen lassen“, schildert Guido Geiss, Leiter des Trägers von „CariKids“, einer Tochter der Caritas Köln. „Wir können aber nicht garantieren, dass ein Stein oder Ziegel, der sich hoch oben an den Türmen löst, nicht doch durch das Netz schlägt und ein Kind verletzt.“ Wann die Sanierung von Groß St. Martin beginnt und wie lange sie dauern wird, sei noch offen, so Geiss. „Und auch danach bleibt eine große Unsicherheit. Wir können es nicht verantworten, dort später wieder Kinder spielen zu lassen.“

Gut zu Fuß: Mit Kita-Helfer Diego Viteri und Leiterin Swenja Leuffen ist ein Teil der Gruppe in der Altstadt unterwegs.

Gut zu Fuß: Mit Kita-Helfer Diego Viteri und Leiterin Swenja Leuffen ist ein Teil der Gruppe in der Altstadt unterwegs.

Weil in NRW ein Außenbereich Pflicht ist, hat das Kita-Team ein Konzept entwickelt, um den Kindern ausreichend Bewegung zu ermöglichen. Den quirligen „Bienen“ Carla, Raffael, Maximilian, Finja, Adrian, Henry und Mali etwa, die es nach einer sachten Ermahnung von Kita-Leiterin Swenja Leuffen sogar schaffen, ruhig hintereinander die Treppe herunterzugehen. Jeden Donnerstag laufen die 22 Kinder der Gruppe zur befreundeten Kita „Casa Italia“ nahe St. Gereon und spielen dort auf dem Außengelände; die Schildkröten-„Tortuga“-Gruppe ist montags dran. Zweimal die Woche kommt der Spielebus, sonst bewegen sich die Zwei- bis Sechsjährigen auf den Wiesenstücken der Altstadt.

Wir haben eine katholische Grundhaltung. Unser Leitgedanke ist, dass wir friedlich miteinander auskommen, Vielfalt gestalten und leben.
Guiodo Geiss, Leiter der CariKids gGmbH

Diese „Zwischennutzung“ ist der Kita noch bis Sommer 2027 gestattet. „Wir müssen bis Februar 2026 ein Konzept vorlegen, wie es für uns an einem anderen Ort weitergehen wird“, so Leuffen. Doch den gibt es nicht. „Wir haben Aufrufe in sozialen Netzwerken gemacht, bei städtischen Genossenschaften und den Gemeinden gefragt und sind mit der Stadt Köln im Austausch“, schildert Geiss.

Direkt unter dem Kirchturm liegt die gesperrte Spielfläche.

Direkt unter dem Kirchturm liegt die gesperrte Spielfläche.

Denn weitermachen möchten der Träger, das Kita-Team und die Eltern unbedingt. „Wir sind die einzige öffentlich finanzierte bilinguale deutsch-spanische Kita in Köln. Zu uns kann jeder kommen“, sagt Geiss. „Wir haben viele Kinder aus Spanien oder Südamerika, bei denen ein Elternteil spanisch spricht, aber auch Kinder aus anderen Ländern.“ Dabei geht es dem Team nicht nur um die Sprache, sondern darum, ein Gefühl für eine andere Kultur zu bekommen. „Wir haben eine katholische Grundhaltung. Unser Leitgedanke ist, dass wir friedlich miteinander auskommen, Vielfalt gestalten und leben“, so Geiss. „Das tun wir gemeinsam mit Kindern und Eltern.“

Eine der wenigen Kitas in der Altstadt

Die 1978 gegründete Kita ist seit Mitte der 1980er Jahre bilingual und mit der Casa Italia eine der ältesten zweisprachigen Kindertagesstätten in Köln. „Entstanden sind sie aus ehemaligen Einrichtungen für sogenannte Gastarbeiterkinder“, erklärt Guido Geiss. Seit mittlerweile über 40 Jahren integriere man hier Kinder und ihre Familien erfolgreich in die Stadtgesellschaft. Zugleich ist die Kita Groß St. Martin eine der letzten Kitas in der Kölner Altstadt; genutzt wird sie überwiegend von Eltern aus der gesamten Innenstadt. „Jetzt hoffen wir auf private Vermieter“, sagen Leuffen und Geiss.

Die benötigten Räume sollten möglichst zentral, innenstadtnah oder, falls sie in einem etwas weiter entfernten Stadtteil liegen, mit dem ÖPNV gut erreichbar sein. Sie müssen mindestens 350 Quadratmeter groß sein und ein Außengelände haben. Wer der Kita Räume vorschlagen möchte, erreicht CariKids-Leiter Guido Geiss unter der Rufnummer 0221 98577 136 oder per Mail unter der Adresse: guido.geiss@caritas-koeln.de.