Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

UmfrageSo teuer sind Pflege-Plätze in Köln

Lesezeit 6 Minuten
Pflege kostet Kraft, und im Pflegebereich fehlen viele Fachkräfte.

Pflege kostet Kraft, und im Pflegebereich fehlen viele Fachkräfte.

In Köln sind Pflegeheimplätze teurer geworden. Der Eigenanteil übersteigt meist dreitausend Euro, bedingt durch hohe Personalkosten.

Kölner Pflegeheime werden immer teurer. Unter 3000 Euro im Monat – nach Abzug aller Zuschüsse der Pflegekasse ist ein Platz kaum zu haben. Daran ändern auch die zum Jahresanfang gestiegenen Leistungen der Pflegeversicherung nichts. 97 Pflege-Einrichtungen gibt es nach Angaben der Stadtverwaltung in Köln. Ein Blick auf www.pflegelotse.de, einem Angebot des Verbands deutscher Ersatzkassen (vdek), zeigt: Nur die bundesweit agierende Korian Deutschland GmbH, Teil eines internationalen Pflegekonzerns, bietet hier Plätze für unter 3000 Euro Eigenanteil.

Die Bewohner des von Korian betriebenen Zentrums für Betreuung und Pflege Phönix in Nippes zum Beispiel zahlen laut Pflegelotse im ersten Jahr 2450,61 Euro im Monat selbst (ab Pflegegrad 2). Die städtischen Pflegeheime der Sozialbetriebe Köln (SBK) dagegen liegen am oberen Ende der Preisspanne: Hier liegt der Eigenanteil im ersten Jahr ab Pflegegrad 2 über 4000 Euro. Wie kommt es, dass die städtischen Pflegeheime vergleichsweise teuer sind? Vor allem durch die Personalkosten, erklärt Gabriele Patzke, Geschäftsführerin der SBK: „Der Tarifabschluss 2023 war recht hoch.“ Als städtische Einrichtung sind die SBK an den Tarif des öffentlichen Dienstes gebunden. Außerdem, so Patzke, hätten sie mehr Personal als andere Anbieter.

Eigenbeteiligung um 269 Euro gestiegen

Unter Bundesgesundheitsminister Spahn gab es für Einrichtungen, die alle ihre Stellen besetzen konnten, zur Belohnung zusätzliches Personal. Mittlerweile müssten die SBK diese Stellen, die sie nicht wieder abbauen wollten, jedoch selbst finanzieren. Hinzu komme: „Wir halten unser Personal.“ Das bringe mehr Qualität in die Pflege, aber auch mehr Kosten: „Je älter und erfahrener die Pflegefachkräfte sind, desto mehr verdienen sie auch.“ Laut Vdek zahlen nordrhein-westfälische Pflegeheimbewohner im ersten Jahr durchschnittlich 3312 Euro selbst. Damit sei die Eigenbeteiligung innerhalb eines Jahres im Schnitt um 269 Euro gestiegen. Mehr und besser bezahltes Personal – auf diese Formel bringt Detlef Silvers, Leiter des Geschäftsbereichs Pflege bei der Caritas Köln, diese Preissteigerung. Aber auch die Inflation und höhere Baukosten beziehungsweise Darlehenszinsen schlügen sich in den Kosten des Pflegeheimes nieder. Denn Bewohner im Pflegeheim zahlen nicht nur für Pflege, sondern auch für Unterkunft, vergleichbar der Miete, und Verpflegung, wo die Inflation zu Buche schlägt. Und schließlich werden auch noch die Investitionskosten, also alle Kosten für Bau, Umbau oder Erweiterung eines Heimes inklusive Kreditkosten, auf die Bewohner umgelegt. „Haupttreiber der Entwicklung waren die Personalkosten“, sagt Silvers, „das ist der gesellschaftlichen Forderung geschuldet, Pflegefachkräfte besser zu bezahlen“.

Pflegereport zeigt gestiegene Lohnkosten auf

Er verweist auf den aktuellen Pflegereport der Barmer Ersatzkasse, wonach die Lohnkosten in der Pflege von 2015 bis 2023 um 53 Prozent gestiegen sind – gegenüber einer Steigerung von 23 Prozent in den anderen Berufen. Und es gab weitere Umbrüche: 2022 wurde ein neues Personalbemessungsverfahren eingeführt. Danach müssen die Einrichtungen in vielen Fällen mehr Personal einstellen als zuvor. So kommt es, dass die Bewohner des erst 2023 eröffneten Caritas-Altenzentrums St. Josef in Porz jetzt 18 Prozent mehr als zu Beginn zahlen. „Dort haben wir im ersten Betriebsjahr mit dem Personalbemessungsverfahren ermittelt, wie viel Personal wir wirklich brauchen“, erklärt Detlef Silvers. Im Caritas-Altenzentrum St. Bruno dagegen zahlen die Pflegebedürftigen im ersten Jahr seit 1. Januar 2025 62 Euro weniger als noch 2024: 3549 Euro für die Pflegegrade 2 bis 5 im ersten Jahr. Allerdings schätzt Silvers, dass die Erleichterung nicht von langer Dauer sein wird. Schließlich werde die jetzt ausgehandelte Tariferhöhung im öffentlichen Dienst, an dem sich auch die Caritas orientiert, letztendlich auch auf die Bewohner umgelegt.

Doch wer kann sich das leisten? 7910 Bewohnerinnen und Bewohner leben laut Stadtverwaltung in den Kölner Pflegeheimen. In 3854 Fällen, also knapp der Hälfte, zahlt das Sozialamt „Hilfe zur Pflege“, das heißt, es übernimmt den Eigenanteil. Im 878 Fällen wird Wohngeld in Pflegeheimen gezahlt. In Nordrhein-Westfalen gibt es außerdem noch eine dritte Möglichkeit: das Pflegewohngeld. Hier übernimmt das Sozialamt nur die Investitionskosten. Das ist in Köln 380 mal der Fall. Ist eine Änderung in Sicht? Es gibt seit Jahren Vorschläge, wie die Pflegebedürftigen im Heim finanziell zu entlasten wären: zum Beispiel die Investitionskosten und auch die Ausbildungsabgabe generell aus Steuermitteln zu finanzieren. Geschehen ist bisher wenig. Einen Lichtblick gibt es: Da die Löhne für Pflegefachkräfte mittlerweile ein vergleichbares Niveau zu anderen Berufen erreicht hätten, erwartet Detlef Silvers nur noch moderate Preissteigerungen, nicht mehr in dem Umfang wie zuletzt. Trotzdem: „Pflege wird nicht billiger.“

Beispiele

Haus 1 im Städtischen Seniorenzentrum Köln-Riehl, nach Angaben der Sozialbetriebe Köln: Die Pflege kostet 2815,68 Euro für den Pflegegrad 2. Nur 805 Euro davon zahlt die Pflegekasse. Es bleiben 2010 Euro, die die Bewohner selbst zahlen müssen. Mit höherem Pflegegrad steigen die Kosten für die Pflege, aber auch die Leistung der Pflegekasse. Es bleiben immer 2010 Euro Eigenanteil für die Bewohner. Deshalb wird er Einrichtungseinheitlicher Eigenanteil genannt (EEE). Der EEE wird gebraucht, um einen weiteren Zuschuss der Pflegekasse zu berechnen, der mit der Aufenthaltsdauer der Pflegebedürftigen steigt: von 15 Prozent im ersten Jahr bis zu 75 Prozent im vierten Jahr. Die 15 Prozent werden vom EEE plus einer Ausbildungszulage von 150 Euro berechnet. In unserem Beispiel sind es 324 Euro, die ein Bewohner danach im ersten Jahr zusätzlich von der Pflegekasse bezahlt bekommt. Es bleiben ihm ein Anteil von 1837 Euro – allein an den Pflegekosten. Unterkunft und Verpflegung: Hinzu kommen 790,92 Euro für Unterkunft und 609,01 Euro für Verpflegung. Macht zusammen 3237 Euro. Investitionskosten: Und damit ist immer noch nicht Schluss: Auch die Kosten für Bau und Umbau der Gebäude werden – so ist es gesetzlich vorgeschrieben – auf die Bewohner umgelegt. Fürs Haus 1 sind das 793,66 Euro. Gesamter Eigenanteil: Alles in allem müssen die Pflegebedürftigen nach Abzug aller Zuschüsse der Pflegeversicherung 4030,92 Euro im Monat zahlen.

Hier gibt es Hilfe

Zu teuer: Wer Schwierigkeiten hat, das Pflegeheim aus eigener Tasche zu zahlen, sollte Hilfe beim Sozialamt suchen. Das prüft, welche der folgenden Möglichkeiten in Frage kommt:

Wohngeld: Die Mietkosten, also die Kosten für Unterkunft, werden übernommen. Pflegewohngeld: Die Investitionskosten (Bau und Instandhaltung) werden übernommen.

Hilfe zur Pflege: Der gesamte Eigenanteil wird übernommen. Kinder werden erst ab einem Bruttojahreseinkommen von 100 000 Euro herangezogen. Das Einkommen ihrer Ehepartner wird dabei nicht berücksichtigt. Informationen bietet das Beratungstelefon der Stadt Köln für Senioren und Menschen mit Behinderung an: 0221/221-2 74 00.

Verschiedene Portale bieten erste Informationen zu Kosten und Qualität der Pflegeheime: www.pflegelotse.de www.pflegefinder.de