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BürgerentscheidJa der Münchner zu Olympia legt Messlatte für Bewerbung von Köln hoch

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Entwurf für ein temporäres Olympiastadion, das nach den Spielen zu einem grünen Stadtzentrum umgestaltet wird. Es könnte im neu geplanten Kölner Stadtteil Kreuzfeld oder in Essen stehen.

Entwurf für ein temporäres Olympiastadion, das nach den Spielen zu einem grünen Stadtzentrum umgestaltet wird. Es könnte im neu geplanten Kölner Stadtteil Kreuzfeld oder in Essen stehen.

Münchens deutliches Votum für eine Olympia-Bewerbung erhöht den Druck auf die Konkurrenz. Im April 2026 sollen Bürgerentscheide in 16 NRW-Kommunen klären, ob die Region Rhein-Ruhr mithalten kann.

Nachdem sich die Münchnerinnen und Münchner am Sonntag bei einem Bürgerentscheid mit einer deutlichen Mehrheit von 66,4 Prozent dafür ausgesprochen haben, dass sich die bayerische Landeshauptstadt für die Austragung der Olympischen Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 bewerben soll, wächst der Druck auf Köln und die Region Rhein-Ruhr. Stand jetzt, wollen 16 nordrhein-westfälische Kommunen ebenfalls als Sieger aus dem Rennen um die deutsche Olympia-Bewerbung hervorgehen. Wie berichtet, sind auch in NRW zu dieser Frage Bürgerentscheide geplant, ebenso in Hamburg, während Berlin darauf verzichten will.

Bürgerentscheide in NRW am 19. April 2026 geplant

Im September 2026 entscheidet der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), mit welcher Stadt oder Region er sich beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) für die Spiele bewerben will: Rhein-Ruhr, Berlin, Hamburg oder München? Wie groß die Unterstützung der Bevölkerung in NRW für die Spiele ist, soll am 19. April 2026 herausgefunden werden. Dann sind in allen 16 beteiligten Städten Bürgerentscheide geplant: Duisburg, Essen, Köln, Düsseldorf, Dortmund, Gelsenkirchen, Oberhausen, Recklinghausen/Herten, Mönchengladbach, Pulheim, Krefeld, Monheim, Leverkusen, Bochum, Wuppertal und Aachen. Ob das Münchner Ergebnis dabei erreicht oder gar übertroffen werden kann, dürfte mit darüber entscheiden, wem der DOSB den Vorzug geben wird.

„Das Votum aus München ist eine tolle Entscheidung für den Sport. Ich sehe es als Herausforderung und Ansporn für Köln und Rhein-Ruhr, jetzt alles für eine erfolgreiche Bewerbung zu tun“, sagt Oliver Seeck (SPD), Vorsitzender des Sportausschusses im Kölner Stadtrat. Er glaube, „dass man die Menschen in Köln für Olympia begeistern kann“. Köln sei international bekannt und solle als größte Stadt in NRW bei der Bewerbung selbstbewusst auftreten. Für diese Aufgabe sei der künftige Oberbürgermeister Torsten Burmester prädestiniert, so Seeck, er war früher selbst Vorstandsvorsitzender des DOSB. Um die Bevölkerung bei der Bewerbung für die Spiele mitzunehmen, sei es wichtig, damit konkrete Verbesserungen zu verbinden – etwa beim Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und beim Wohnungsbau.

Olympia-Stadion im Kölner Norden für weitere Nutzung im Anschluss

Ein neues Olympia-Stadion im Kölner Norden im geplanten neuen Stadtteil Kreuzfeld könne nach den Spielen zu Wohnungen umgebaut werden. Oder aber zu einem neuen Fußballstadion für den 1. FC Köln mit mehr Plätzen als bisher in Müngersdorf. „Beides sind spannende Ideen“, so Seeck. In Köln sei die Wohnungsnot groß, und es fehle – anders als im Ruhrgebiet – ein großes Fußballstadion. „Man darf nicht nur die zweimal zwei Wochen der Olympischen und Paralympischen Spiele im Blick haben.“

Die Visualisierung zeigt, wie ein temporär genutztes Olympiastadion in Köln nach den Spielen zum Wohnviertel umgenutzt werden könnte.

Die Visualisierung zeigt, wie ein temporär genutztes Olympiastadion in Köln nach den Spielen zum Wohnviertel umgenutzt werden könnte.

Der designierte OB Torsten Burmester hatte Anfang Oktober erklärt, NRW müsse seine Olympia-Bewerbung mehr auf Köln zuschneiden, er sagte: „Es ist nun einmal so, dass insbesondere der Kölner Dom weltweit bekannt ist, und daran müssen wir anknüpfen, wenn wir Erfolg haben wollen.“

Kölns Stadtsprecher Alexander Vogel erklärte auf Anfrage: „Dass die Münchner Bürgerinnen und Bürger sich für Olympia ausgesprochen haben, macht deutlich, welche Bedeutung Großsportereignisse für viele Menschen haben. Die Stadt Köln hat gemeinsam mit der Region Rhein-Ruhr ein einzigartiges Konzept an die Startlinie gebracht, das auf die verbindende Wirkung des Sports setzt.“

Der Kölner Stadtrat hatte im April beschlossen, dass vor einer finalen Entscheidung des DOSB ein Bürgerentscheid durchgeführt wird. Nachhaltigkeit solle bei den Spielen eine große Rolle spielen. Vor einer Entscheidung solle die Stadt darstellen, welche Chancen und Kosten auf Köln zukommen könnten. Bislang hat die Verwaltung noch keine konkreten Vorbereitungen für einen sogenannten Ratsbürgerentscheid getroffen. Die beteiligten Kommunen stünden dazu im Austausch mit dem Land NRW, so Vogel.

Kölner ab 16 Jahren dürfen an Abstimmung teilnehmen

Gemäß Gemeindeordnung NRW kann der Stadtrat mit Zweidrittelmehrheit beschließen, dass über eine Angelegenheit der Gemeinde ein Bürgerentscheid stattfindet. Über die gestellte Frage kann nur mit Ja oder Nein abgestimmt werden. Entschieden wird sie im Sinne der Mehrheit der gültigen Stimmen. Diese Mehrheit muss mindestens zehn Prozent der wahlberechtigten Bürger betragen – in Köln rund 81.000 Menschen. Abstimmungsberechtigt sind alle, die bei einer Kommunalwahl wahlberechtigt wären – Deutsche und EU-Bürger, die mindestens 16 Jahre alt sind und seit mindestens drei Monaten in Köln wohnen. Vor dem Bürgerentscheid werden die Bürger per Post benachrichtigt.