In fünf Jahren„Jüdisches Gymnasium in Köln wird kommen“

Lesezeit 2 Minuten
David Klapheck ist neuer Geschäftsführer der Synagogen-Gemeinde.

David Klapheck ist neuer Geschäftsführer der Synagogen-Gemeinde.

Köln – Es ist der größte Wunsch der jüdischen Gemeinde in Köln. Die jugendlichen Mitglieder haben ihn sogar mal auf T-Shirts gedruckt, als Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ihre Synagoge in der Roonstraße besuchte. „Ein jüdisches Gymnasium für Köln“, war darauf zu lesen. Und nun sieht es so aus, als sei die Gemeinde der Erfüllung dieses Wunsches einen großen Schritt näher gekommen.

Der neue Geschäftsführer der Synagogen-Gemeinde, David Klapheck, sagt auf Nachfrage der Rundschau: „Ich hoffe, spätestens in fünf Jahren werden wir wieder ein jüdisches Gymnasium in Köln haben.“

Es sind zum einen die Gespräche mit der Stadt Köln, die ihn so zuversichtlich machen. Vorstandsmitglied Bettina Levy führt sie mit der Stadtverwaltung. Klapheck berichtet: „Wir sind in diesen Verhandlungen schon weit, sehr weit gekommen.“ Zum anderen ist es eine Zusage der Ministerpräsidentin Hannelore Kraft.

„Jüdisches Gymnasium in Köln wird kommen“

Als sie im Jahr 2015 die Synagoge in Köln besuchte, gab sie sich noch verhalten: „Eine gute Idee, über die wir reden sollten, auch über die Finanzierung“, sagte sie damals angesichts der T-Shirts. Vor wenigen Wochen, als die Ministerpräsidentin mit Vertretern jüdischer Gemeinden den fünften Änderungsvertrag zwischen dem Land und den jüdischen Landesverbänden unterschrieb, sagte sie: „Das jüdische Gymnasium in Köln wird kommen.“

Die weiteren Gespräche will Klapheck dazu nutzen, um die Fragen nach dem Lehrplan und der Finanzierung zu klären. „Wir gehen von einem siebenstelligen Betrag pro Jahr für den Betrieb der Schule aus“, sagt der Geschäftsführer der Synagogen-Gemeinde. Hürden, die er aber nicht als Hindernis sieht, so dass er sicher ist, das jüdische Gymnasium werde in spätestens einem halben Jahrzehnt stehen.

„Antisemitismus nimmt immer mehr zu“

Für die jüdische Gemeinde in Köln ist diese Einrichtung existenziell wichtig. Noch immer wird ein neuer Rabbiner gesucht. Der bisher letzte, Rabbiner Jaron Engelmayer, hat die Synagogen-Gemeinde Ende 2014 verlassen. Dass er in der Nähe Kölns keine weiterführende jüdische Schule für seine Kinder finden konnte, war nicht der alleinige Grund für den Weggang, aber durchaus ein Aspekt für die Entscheidung.

Von einem weiteren Grund, warum sich die Gemeinde ein jüdisches Gymnasium wünscht, kann Gemeindemitglied Ruth Schulhof-Walter berichten: „Der Antisemitismus auf den Schulhöfen auch in Köln nimmt immer mehr zu“, sagt sie. „Die jungen Mitglieder unserer Gemeinde ziehen sich bei solchen Vorkommnissen stark zurück. Sie sind zerrissen zwischen ihrem Leben in dieser Stadt und ihrem Glauben.“ Dabei soll das jüdische Gymnasium dieses Zurückziehen nicht befördern. Die Einrichtung wird allen Konfessionen offen stehen. Die Schule soll vielmehr helfen, Vorurteile zu überwinden.

Rundschau abonnieren