Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

EhrenamtspreisKölner Montessori-Grundschule setzt sich für Umwelt und Demokratie ein

4 min
Eine Grundschülerin und ein Grundschüler halten ein Schild mit der Aufschrift „Ziele für nachhaltige Entwicklung“.

Lilou (links) und Leo setzen sich mit ihrer Schule für die Umwelt ein.

Für ihr Engagement im Bereich der 17 Nachhaltigkeitsziele wurde die Montessori-Grundschule am Pistorhof mit dem Kölner Ehrenamtspreis ausgezeichnet.

Leo mag viele Tiere. So viele, dass er keinen Liebling nennen kann, aber: „Ich mag vor allem Schildkröten“, sagt er. Dem Viertklässler ist es besonders wichtig, dass es keine Massentierhaltung mehr gibt und es allen Tieren gut geht. Auch Lilou hat einen Wunsch: „Die Leute sollen ihren Müll nicht auf den Boden, sondern in eine Mülltonne werfen“, sagt die Schülerin. Auch sie wünscht sich mehr Tierschutz und nennt als Beispiel Zirkustiere, die "oft Angst haben und aggressiv sind". 

Leo Wendt und Lilou Chermette sind Schülersprechende an der Ehrenfelder Maria-Montessori-Grundschule am Pistorhof. Die 10-Jährigen setzen sich für eine nachhaltige und gerechte Welt ein – und wurden dafür gemeinsam mit ihrer Schule mit dem Ehrenamtspreis „Köln Engagiert“ ausgezeichnet.

Die Grundschule setzt sich aktiv für die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (UN) ein – und hat mit einem selbstgedrehten Video den Ehrenamtspreis gewonnen. Gleich zu Beginn des Videos halten Leo und Lilou ein Schild mit der Aufschrift „17 Ziele für nachhaltige Entwicklung“ in die Kamera. „Wir wollen euch zeigen, wie wir uns für eine bessere Welt einsetzen“, sagt Lilou. Danach präsentieren ihre Mitschülerinnen und Mitschüler verschiedene Projekte zu den UN-Zielen, auch bekannt als Sustainable Development Goals (SDGs). Diese wurden 2015 von der UN beschlossen und gelten weltweit für alle Länder. Ziel ist es, eine bessere und nachhaltigere Zukunft für alle Menschen zu schaffen.

Kinder seien umweltbewusster als früher

Eines der Ziele thematisiert nachhaltige Städte und Gemeinden. Im Video berichten die Kinder von der Teilnahme an Fahrraddemos mit der Schule, bei denen sie sichere Radwege fordern. Bei der Erfüllung dieses Ziels ist die Schule besonders erfolgreich: Durch ihr Engagement und den Anträgen bei der Stadt hat sie als eine von drei Kölner Schulen eine Schulstraße durchsetzen können. Das heißt: Zu den Hauptverkehrszeiten am Morgen und Nachmittag ist die Straße vor dem Gebäude für Autos gesperrt.

Die Montessori-Grundschule bei einem Schulfest.

Selbstgebrachtes Besteck und Tupperdosen: Auch das Schulfest der Grundschule ist nachhaltig gestaltet.

Die Idee für das Video hatte die Schulleiterin Silke Schmolke. Gemeinsam mit dem Team der Grundschule hat sie ein Drehbuch geschrieben. „Wir fanden es schöner, wenn die Kinder zu Wort kommen“, sagt Schmolke. „Das Engagement war groß und die Kinder haben aktiv mitgemacht. Sie konnten sich aussuchen, was sie in dem Video sagen wollen.“ Mit dem Preis habe sie nicht gerechnet. „Die Freude im Kollegium und bei den Kindern war groß“, erzählt sie. 

Zahlreiche Projekte der Grundschule orientieren sich an den Nachhaltigkeitszielen. Im vergangenen Jahr stand zum Beispiel das Thema Wasser im Mittelpunkt. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Umweltstiftung untersuchten die Kinder im Projekt „Wasserdetektive“ verschiedene Gewässer und deren Ökosysteme. Ziel: den Kindern zeigen, dass sie selbst etwas bewegen können, statt sich von der Zukunft überfordert zu fühlen.

Laut Schmolke hätten die Kinder im Vergleich zu früher ein größeres Umweltbewusstsein. „Viele kommen bewusst zu Fuß oder mit dem Fahrrad, und wollen gar nicht, dass ihre Eltern sie zur Schule fahren“, schildert die Schulleiterin. „Wir haben hier eine engagierte Elternschaft, die das auch sehr unterstützt.“

Neben Umweltthemen spielt soziale Gerechtigkeit und Demokratiebildung eine große Rolle an der Schule. Jede Klasse hält wöchentlich einen Klassenrat ab, in dem verschiedene Anliegen besprochen werden. Einmal im Monat trifft sich außerdem der Kinderrat, in dem alle Klassen- und Schülersprechenden sich über schulweite Themen beraten.

Kinder sind die besten Vorbilder für Inklusion. Wir haben hier viele Schülerinnen und Schüler mit Sprachschwierigkeiten oder Gehhilfen. Die Kinder nehmen sie einfach an und verurteilen sie nicht.
Silke Schmolke, Schulleiterin der Montessori-Grundschule

Leo und Lilou sind Teil des Kinderrats. Als Beispiel über die demokratischen Entscheidungswege an der Schule nennen sie das Martinspferd. In den vergangenen Jahren hat die Schule an St. Martin ein Pferd beim Umzug mitlaufen lassen. „Wir haben aufgeschrieben, was gut und was schlecht daran war“, erklärt Leo. „Das Pferd gefällt den Kindern und ist ein Teil der Geschichte. Aber es könnte Angst haben, und oft werden die Pferde betäubt, damit sie ruhig bleiben.“ So habe sich der Rat gegen das Martinspferd entschieden – aus Tierschutzgründen.

Kinder und Lehrkräfte der Montessori-Grundschule am Pistorhof demonstrieren am Tag gegen Rassismus.

Auf Beschluss des Kinderrats: Die Grundschule demonstriert am Tag gegen Rassismus.

Auch am Internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März wurde auf Beschluss des Kinderrats demonstriert. „Die Hautfarbe und die Herkunft eines Menschen sind egal“, sagt Lilou. Leo ergänzt: „Jeder ist gleich viel wert und keiner soll ausgeschlossen werden.“ Laut Schmolke sind Kinder die besten Vorbilder für Inklusion: „Wir haben hier viele Schülerinnen und Schüler mit Sprachschwierigkeiten oder Gehhilfen. Die Kinder nehmen sie einfach an und verurteilen sie nicht.“

Für Leo und Lilou beginnt bald ein neues Kapitel: Der Wechsel auf die weiterführende Schule steht bevor. Die beiden können es sich vorstellen, erneut zu kandidieren. „Es macht Spaß, Schülersprecher zu sein“, so Leo. „Reden zu halten ist toll, obwohl ich davor immer nervös bin.“ Die Verabschiedung der Viertklässler hat bereits stattgefunden, wo die Kinder eine Abschiedsrede gehalten haben. „Die Drittklässler sind dann die neuen Viertklässler“, erzählt Lilou. „Wir haben ihnen gesagt, dass sie damit eine neue Verantwortung tragen.“