„Königslust“Linus erfüllt sich seinen Traum vom Trödelladen in der Kölner Südstadt
Köln – Im „Königslust“ in der Südstadt gibt es nichts, was es nicht gibt: Einen kopfnickenden Pop-Art-Goethe in Lebensgröße. Eine Schulbank aus dem 19. Jahrhundert. Kristallene Lüster von hohem Wert. Ein Alpaka. Antiquarische Möbel. Zwei freundliche Blues Brothers im Eingangsbereich.
Linus erfüllt sich einen Traum
In diesem Paradies für Sammler und Trödler hat ein weiteres Unikat seinen natürlichen Lebensraum: Michael Büttgen, der in Köln als Linus weitaus bekannter ist. Der 57-Jährige, der in den vergangenen 25 Jahren durch seine „Talentprobe“ über die Stadt hinaus Berühmtheit erlangt hat, liebt Antiquitäten, Sammlerstücke und Trödelmärkte über alles, ebenso alles was trashig und poppig ist.
Und so entschied der Entertainer, sich einen Traum zu erfüllen: Einen Laden, in dem sich „wertvolle Kunst mit schrägem Design und Trödel verbinden“, erklärt Büttgen. Im Rechtsrheinischen entwickelt sich sein Geschäft „Königslust“ prächtig, die Niederlassung in Rath existiert seit 2012. Nun hat sich Linus als Südstadt-Fan einen Traum erfüllt – einen eigenen Laden auf der Severinstraße.
Und genau dort, am Anfang der Vringsstroß, befindet sich nun dieses Eldorado für Eigentümliches. Hier findet man Sessel mit pinkem Polster etwa oder einen Hans Rosenthal in Lebensgröße, Schallplatten und Comics aus Omas Zeiten. Alles jedoch kultig, gut erhalten und anregend. „Es gibt aktuell eine Renaissance an kitschigen und kleinen Möbeln, an Vintage-Gegenständen, an Vinyl. Gerade junge Menschen richten sich ihre Wohnung nicht mehr mit Eiche und Ledersofas ein. Diesen Trend schätze ich sehr und freue mich, dazu etwas beizutragen. Ich kombiniere gerne verschiedene Epochen, vom Historismus bis hin ins Jahr 2017.“
Eigene Auktionen für Linus ein Ziel
Auch aus kunsthistorischer Sicht lohnt sich der Besuch in der Severinsstraße 175 – Möbel und Gemälde aus der Gründerzeit und im Jugendstil machen den Ladenbesuch zu einem Museumsrundgang. „Wir haben auch neue Möbel hier, die zu einem Bruchteil von dem zu haben sind, was sie sonst kosten“, so Büttgen. „Wichtig ist mir, dass alles etwas Freundliches ausstrahlt.“ So zeigt ein großes Bild aus der Nachkriegszeit etwa den ersten Rosenmontagszug im Jahre 1946.
Jeder Kunde erhält hier eine Tasse Kaffee und etwas Süßes, kann beim Betrachten schwelgen oder staunen. Auf den ersten Blick wirkt nichts verstaubt und aus dem Keller hervorgeholt. Linus fährt für die Möbel ins benachbarte Ausland, kauft bei Auktionen oder bei Wohnungsauflösungen.
„Ich trödele, seitdem ich denken kann. Mein Ziel ist es, hier irgendwann auch Auktionen zu machen und diese mit einer kleinen Show zu verbinden. Der Kunde soll reinkommen, mit auf eine Zeitreise genommen werden und mit einem Lächeln rausgehen.“ Linus scheint sein neues Glück gefunden zu haben – abseits von der Showbühne hat der Ur-Kölner nun eine neue Bestimmung gefunden: Inmitten von Kronleuchtern, Prunksesseln und Schaufensterpuppen erwacht die Lust des Trödel-Königs.