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Ausstellung in der VHSWeibliche Schönheit ohne Haare

Lesezeit 3 Minuten

Frauen mit Alopecia Areata, Kreisrunder Haarausfall genannt, haben sich für das Projekt fotografieren lassen.

Köln – Lisa Haalck war elf Jahre alt, als einer Friseurin zum ersten Mal eine kahle Stelle an ihrem Kopf auffiel. Als immer mehr Haare ausfielen, später auch Achselhaare, Augenbrauen und Wimpern, bekam sie die Diagnose: die Autoimmunerkrankung Alopecia Areata, auch Kreisrunder Haarausfall genannt. Erst seit ein paar Jahren, so erzählt sie, kann sie beim Blick in den Spiegel sagen: „Ich bin schön.“

Zu sehen ist die Ausstellung „Schönlinge“ bis zum 25. Mai.

Heute ist Lisa Haalck 29 Jahre alt – und aus der Verzweiflung über ihren kahlen Körper ist mittlerweile eine Art Inspiration geworden. Ihre Ausstellung „Schönlinge“ ist derzeit in der Kölner Volkshochschule zu sehen. Die sehenswerten Porträts von Fotografin Ingrid Hagenhenrich zeigen Frauen mit Alopecia Areata, entstanden sind sie 2015. Für Haalck, eine gebürtige Münsteranerin, war es wichtig, auch in Köln auszustellen. „Hier habe ich studiert, auch in Köln habe ich mich viel mit mir und meinem Körper auseinandergesetzt.“

Krankheit erfordert Mut

Kreisrunder Haarausfall wird von der Forschung oft eher stiefmütterlich behandelt, obwohl knapp 1,5 Millionen Deutsche von der Krankheit betroffen sind. Das eine Heilmittel gibt es nicht, manchmal kommen die Haare auch einfach so wieder zurück. „Mir wurde gesagt: Du bist doch gesund. Es ist nur ein rein kosmetisches Problem“, erzählt die 29-jährige Lehrerin. Dass aber vor allem die Psyche der Betroffenen – Männer und Frauen aller Kulturkreise und jeder Altersgruppe – unter der Situation leide, werde oft vergessen. „Im Fitnessstudio hat mal einer zu mir gesagt: ,Chemo, oder?’. Dabei sehe ich absolut nicht aus, als hätte ich Krebs.“

Die Ausstellung zeigt 27 Frauen in ganz privaten Situationen, mit ihren Partnern, Kindern oder Haustieren – auch ein Grund, warum die Porträts nicht verkauft werden sollen. „Es geht um die Auseinandersetzung mit Verletzlichkeit“, sagt Haalck. „Ist eine Frau auch ohne Haare schön? Ich sage ja. Frausein, das hat immer auch etwas mit Mut und Stärke zu tun.“ Lisa Haalck hat selbst erfahren, wie viel Kraft es kostet, sich auch ohne Perücke oder Kopftuch zu präsentieren, zu ihrem Makel zu stehen. Zum Teil zeigte sie sich engsten Freunden erst nach Jahren „oben ohne“: „Bis dahin war es ein permanentes Versteckspiel.“ Die Frauen für das Projekt fand sie über Facebook. Zusammen mit der Fotografin besuchte sie diese in ganz Deutschland. „Für viele war es das erste Mal, dass sie mit Glatze fotografiert wurden“, erzählt Lisa Haalck. „Das waren sehr emotionale Begegnungen.“

Zu sehen ist die Ausstellung „Schönlinge“ bis 25. Mai in der ersten Etage des VHS-Studienhauses am Neumarkt, Cäcilienstraße 25. Geöffnet ist es montags bis freitags von 9 bis 21.30 Uhr, samstags und sonntags von 9 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei.