Für 62 Millionen EuroKöln plant neue Radwegbrücke über den Rhein

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So soll die neue Fuß- und Radwegbrücke im Süden der Kölner Hohenzollernbrücke aussehen.

So soll die neue Fuß- und Radwegbrücke im Süden der Kölner Hohenzollernbrücke aussehen.

Das Kölner Altstadtpanorama könnte sich in einigen Jahren verändern: Direkt neben der Hohenzollernbrücke soll eine neue Fuß- und Radwegbrücke gebaut werden - für 62,5 Millionen Euro.

Seit Jahren wird in Köln über eine neue Brücke für den Fuß- und Radverkehr auf der Südseite der Hohenzollernbrücke diskutiert. Bislang müssen sich Fußgänger und Radfahrer dort einen gemeinsamen Weg teilen, der nur vier Meter breit ist. Das führt nicht selten zu brenzligen Situationen zwischen eiligen Radfahrern und bummelnden Touristen, die hier gerne in Gruppen stehen bleiben und Fotos mit den Liebesschlössern machen.

Schon lange ist klar, dass die Situation so nicht bleiben kann. Die Stadt geht von einer Zunahme des Radverkehrs an dieser Stelle um durchschnittlich vier Prozent pro Jahr aus. Doch die bisherigen Überlegungen für eine neue Fuß- und Radwegbrücke sorgten für Kontroversen. Es wurde daran gedacht, die vorhandene Eisenbahnbrücke um eine vierte Bogenbrücke mit ähnlichen Dimensionen zu erweitern. Nach einem ersten Entwurf meldete Dombaumeister Peter Füssenich Bedenken an, sah den Blick auf das Weltkulturerbe Kölner Dom gefährdet.

Im März 2020 beschloss der Kölner Stadtrat, Pläne für eine neue Fuß- und Radwegbrücke ausarbeiten zu lassen. Nun liegen die Ergebnisse vor. Demnach soll das Bauwerk als filigrane Konstruktion mit elf Metern Breite angelegt werden, von denen 9,10 Meter als nutzbare Breite für Fußgänger und Radfahrer zur Verfügung stehen sollen. Die Stadtverwaltung strebt einen Baubeschluss im Jahr 2026 an. Die Kosten werden derzeit mit 62,5 Millionen Euro beziffert. Zunächst soll der Rat am 21. März 2024 die Weiterführung der Planungen beschließen. Dafür sind weitere 2,0 Millionen Euro vorgesehen, bisher wurden 1,6 Millionen Euro ausgegeben.

Fünf Brückenvarianten untersucht

Die Stadt hatte fünf Varianten untersuchen lassen. Alle basieren auf der Konstruktion einer dreifeldrigen Stabbogenbrücke aus Stahl, analog zu den Bestandsbauwerken. Diese wurden hinsichtlich möglicher Verkehrsraumbreiten, Wirtschaftlichkeit und der städtebaulichen Wirkung aus unterschiedlichen Sichtbeziehungen bewertet. Die nun bevorzugte Variante (siehe Foto) schnitt laut Stadt am besten ab und biete den Brückennutzern „die beste Sicht auf den Dom“. Konstruiert ist sie als schlanker Brückenüberbau mit mittigem Bogenträger und nach innen geneigten Hängern. Die Stadt betont: „Der Brückenneubau tritt gestalterisch und konstruktiv bewusst mit den bestehenden Brücken in einen Dialog. Durch das Aufgreifen von prägenden Elementen des Bestandes gliedert sich die Ergänzung als viertes Bauwerk harmonisch ein und ergänzt die Brückenfamilie mit seiner eigenständigen und klaren Konstruktion.“

Mit elf Metern wird die neue Brücke in der Breite der historischen Straßen- und Stadtbahnbrücke geplant, die im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde. Die noch vorhandenen Widerlagertaschen und die Fundamente der alten Brückenpfeiler im Rhein („Senkkästen“) sollen dafür wiederverwendet werden. Wie der Fuß- und Radverkehr künftig auf der neuen Brücke verteilt werden soll, stehe noch nicht fest und solle „im Rahmen der weiteren Planungsschritte“ entschieden werden, teilte die Stadt auf Nachfrage mit.

Elf Meter breit soll die neue Fuß- und Radwegbrücke im Süden der Kölner Hohenzollernbrücke werden.

Elf Meter breit soll die neue Fuß- und Radwegbrücke im Süden der Kölner Hohenzollernbrücke werden.

Man habe sich gegen den Nachbau einer vierten Bogenbrücke in den Dimensionen der bestehenden Eisenbahnbrücke entschieden, weil ein solches Bauwerk für eine Geh- und Radwegbrücke „statisch überdimensioniert“ wäre und damit „ungleich teurer“ und unwirtschaftlich, so die Stadt. Für die Vorzugsvariante benötige man rund 4.150 Tonnen Stahl. Dagegen bestehe die von 1980 bis 1985 errichtete nördliche Bogenreihe für die S-Bahn-Erweiterung  aus 8.750 Tonnen Stahl - mehr als doppelt so viel. Baue man eine Brücke diesen Stils nach, bedeute das Mehrkosten von aktuell etwa 27,4 Millionen Euro und einen Mehrausstoß von 6900 Tonnen Kohlendioxid. „Um dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit sowie einer ressourcenschonenden Planung gerecht zu werden, wurde daher eine Nachbildung des historischen Brückenzuges planerisch nicht weiterverfolgt“, so die Stadt.

Dombaumeister sieht erheblichen Eingriff ins Panorama

Dombaumeister Peter Füssenich sagte der Rundschau, er habe „großes Verständnis“ dafür, dass die Hohenzollernbrücke für den wachsenden Fuß- und Radverkehr erweitert werden soll. Doch den neuen Entwurf sieht er mit Skepsis. „Die gestalterischen Eingriffe in das ikonische Köln-Panorama mit dem Dom bleiben erheblich. Das muss man sehr sorgsam abwägen.“ Im Umfeld des UNESCO-Weltkulturerbes Kölner Dom müsse ein solches Projekt eng mit dem Denkmalschutz abgestimmt werden, dazu gehörten der Stadtkonservator, die Bezirksregierung Köln und der Internationaler Rat für Denkmalpflege (Icomos). Nach Ansicht des Dombaumeisters würde der Bau einer vierten Bogenreihe im Stil der Eisenbahnbrücke „das Erscheinungsbild weniger beeinflussen“. Gleichwohl verstehe er auch, dass die Stadt Köln aus Kostengründen kein überdimensioniertes Bauwerk errichten wolle.

Füssenich weist auch darauf hin, dass bislang völlig offen ist, wie die elf Meter breite neue Brücke an das Domumfeld angeschlossen werden soll. Die bisherigen Zuwegungen seien schon heute überlastet. „Wenn der Fuß- und Radverkehr hier noch weiter zunimmt, muss dringend geklärt werden, wie man die Engstellen beseitigen will.“ Dieses Thema betreffe dann auch die Urheberrechte der Architekten von Philharmonie, Museum Ludwig und Heinrich-Böll-Platz, Busmann und Haberer. „All das sind Fragen, die geklärt und einer Gesamtbetrachtung unterzogen werden müssen“, so Füssenich.

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