PersonalmangelWie die Kölnbäder neue Rettungsschwimmer sucht

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Ein junger Mann springt von einem Startblock im Aggripabad in Köln.

Schwung holen und hinein ins kühle Nass: Philipp Stober war einer der Teilnehmer im Agrippabad.

„Saisonkräfte-Speed-Dating“ heißt die Offensive der Kölnbäder, die in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal stattfindet. Die Bäder suchen Personal für die Freibadsaison. Dabei geht es nicht nur um Studierende und junge Leute, auch Quereinsteiger und Jobsuchende sind gefragt.

„Das Freibad ist heute wegen Personalmangels geschlossen.“ Diese Nachricht liest niemand gern, besonders nicht an brennend heißen Sommertagen, wie sie Köln im Juli und August 2022 erlebt habt. Gerade bei den derzeit winterlichen Minusgraden träumen Sonnenanbeter bereits von einem Freibadtag im Hochsommer. Damit daraus kein Albtraum von verschlossenen Toren wird, gehen die Kölnbäder in die Offensive: Beim „Speed-Dating“ für Rettungsschwimmer hofft das Unternehmen, neue Saisonkräfte zu finden.

Bereits zum ersten von drei Terminen kommen einige Interessenten ins Agrippabad in der Innenstadt. Nach einem kurzen Kennenlernen-Gespräch mit Uwe Adebahr, dem Personalleiter der Kölnbäder, geht es gleich zur Sache: Schwimmen, in die Tiefe tauchen, der Sprung vom 3-Meter-Brett. Alles unter den geschulten Augen von Schichtleiterin Laura Wirtz, Fachangestellte für den Bäderbetrieb. Die häufigste Frage vor dem Sprung ins kühle Nass: „Soll ich schön oder schnell schwimmen?“ Dabei kommt es darauf an diesem Tag noch nicht an.

Crash-Kurs im Schwimmbad

Eigentlich geht es erstmal nur um Potenzial und Engagement. Denn wer beim Speed-Dating ausgewählt wird – also ein „Match“ zwischen Kandidat und Kölnbäder – bekommt die Chance, in einem mehrwöchigen Crash-Kurs seine Fertigkeiten zu verbessern und sich gezielt vorzubereiten. „Drei bis vier Monate lang können die potenziellen Saisonkräfte anschließend kostenfrei in einem Schwimmbad ihrer Wahl regelmäßig trainieren“, erklärt Personalchef Adebahr. Tipps können sie sich dabei jeweils vom Personal vor Ort holen.

Richtig ernst wird es kurz vor der Freibadsaison, je nach Wetterlage Ende April/Anfang Mai. Doch was muss eine Saisonkraft eigentlich können? Die Mindestanforderung ist das deutsche Rettungsschwimm-Abzeichen der DLRG in Silber. Dafür müssen sie unter anderem auf Zeit oder in Kleidung schwimmen, 25 Meter weit tauchen und auch eine kombinierte Übung absolvieren, die fast alle dieser Fähigkeiten auf einmal testet und damit eine Art Rettungseinsatz simuliert. Denn das ist das Ziel der Saisonkräfte: Im Ernstfall Leben retten. Deswegen gehört auch ein gültiger Erste-Hilfe-Kurs zu den Voraussetzungen.

Ein Schild mit der Aufschrift „Schwimmer“ kennzeichnet das tiefe Sportbecken im Agrippabad.

Das Schwimmerbecken im Agrippabad

Es ist die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen. Einen solchen „Nebenjob mit Sinn“ sucht auch Philipp Stober. Der 24-Jährige erklärt: „Ich möchte nicht nur irgendwo Regale einräumen.“ Außerdem stand der 24-Jährige im vergangenen Jahr selbst vor verschlossenen Schwimmbad-Toren. „Und letztes Jahr wollte ich ins Freibad, aber es war zu, weil Bademeister fehlten.“ Er macht also aus der Not eine Tugend.

Auch mit dabei ist Jonas Maas (23). Der Maschinenbaustudent hatte bereits im vergangenen Jahr von der „Speed-Dating“-Aktion der Bäder gehört, aber den Termin verpasst – und sich geärgert. Diesmal versucht er es. Die Idee kommt nicht von ungefähr, seine Geschwister haben in der Heimat in Münster auch schon als Rettungsschwimmer gearbeitet.

Badehose und Lebenslauf

Uwe Adebahr hat aber nicht nur Studenten im Blick, wenn es um sein Personal geht, sondern auch Quereinsteiger und Personen auf Jobsuche. Wer sich bewährt, hat auch den Ausblick auf einen Job für mehr als nur einen Sommer. „2022 hatten wir etwas über 40 Bewerber, 20 davon haben als Saisonkräfte gearbeitet und 10 haben wir anschließend weiterbeschäftigt“, so Adebahr. In diesem Jahr suchen die Kölnbäder rund 60 Saisonkräfte, 40 Prozent davon als Aushilfen, 60 Prozent in Voll- oder Teilzeit.

Zwei weitere Termine „Speed-Dating“ gibt es noch: Am Freitag, 3. Februar, von 15 bis 18 Uhr und am Samstag, 4. Februar, von 10 bis 15 Uhr – jeweils im Agrippabad. Neben Badebekleidung sollten Interessierte einen Lebenslauf und Zeugnisse mitbringen. Die Teilnahme ist auch spontan möglich.

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