Der Mann, von dem Matthias Rödder dachte, er sei ein Traumtyp, entpuppte sich als schwerkrimineller Betrüger. Eine Sky-Serie erzählt seine unglaubliche Geschichte.
Spektakulärer KriminalfallNeue Serie „Love Scam“ zeigt, wie Kölner einen Liebesbetrüger entlarvte

Matthias Rödder (44) gab aus Liebe einen sechsstelligen Betrag für einen Betrüger aus. Nach der Trennung half nur eine jahrelange Therapie.
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„Auf einmal war er da. Er war charmant, witzig, und angeblich ein erfolgreicher Anwalt. Er hat mich einfach umgehauen – und plötzlich war er ein Teil meines Lebens.“ Schauspieler und Sänger Matthias Rödder war 2013 in Köln auf der Schaafenstraße feiern. Ein Flirt mit seinem Traummann wird bald zum jahrelangen Alptraum und schließlich Ausgangspunkt einer spektakulären TV-Doku-Serie, welche nun deutschlandweit und international auf Sky ausgestrahlt wird.
Die gefeierte Kinopremiere von „Love Scam – Die Geschichte eines unglaublichen Betrugs“ fand am Donnerstag auf dem Seriencamp Festival Ehrenfeld statt. Rödder blickt in dem dreiteiligen Werk ohne Scham zurück auf eine Zeit, in welcher ihm nicht nur finanziell, sondern auch psychisch der Boden unter den Füßen weggezogen wurde.
All dies geschah durch einen Mann, der ihm nicht nur vier Jahre lang eine Beziehung vorgegaukelt hatte, sondern als schwerkrimineller Betrüger jahrelang im Kölner Nachtleben und an Kölner Gerichten sein Unwesen trieb. Schamlos machte er sich an Männer heran und ergaunerte sich zunächst ihr Vertrauen – und dann ihr Geld, wie die Doku zeigt.

Der Betrüger Dennis W. wusste laut Matthias Rödder (r.) genau wie er sein Mitleid erregen und ihn so manipulieren konnte.
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Was Rödder mit Dennis W. (Name geändert) zwischen 2013 und 2017 erlebt, enthält mehr Dramatik als die meisten Hollywood-Filme. Von Anfang an verbreitet Dennis W. Unglaubwürdiges, zum Beispiel eine baldige Anstellung am Europäischen Gerichtshof. „Es gab von Anfang an Freunde, die ihre Zweifel hatten – ein erfolgreicher Anwalt ohne richtige Wohnung, ich musste ihm diese erstmal einrichten. Aber ich wollte das nicht hinterfragen“, erinnert sich Rödder. „Und Dennis wusste, dass ich eine sensible Person bin, bei der man den Mitleidsknopf drücken kann.“
In der Sky-Serie lässt sich Rödder direkt zu Beginn in die Psychiatrie einweisen, mental völlig am Boden – eine Tatsache aus dem Jahr 2017. Der angebliche Anwalt hat sein Opfer jahrelang finanziell und emotional ausgenutzt und abhängig gemacht. „Dennis ist ein Narzisst und Soziopath. Sein einziges Talent ist die Lüge – darin ist er allerdings genial“, blickt Matthias Rödder zurück. „Ich war das perfekte Opfer. Er konnte sich problemlos bei mir einnisten, mich manipulieren.“
Bei einer falschen Anklage gegen Rödder, die Dennis W. fingiert hat, soll Rödder beispielsweise tausende Euros Anwaltskosten zahlen. Oder ein Pferd, welches sich Dennis W. wünscht, wird für 15.000 Euro von Rödder finanziert – 6.000 Euro behält der Betrüger dabei heimlich ein. „Wenn man alles zusammenzählt, habe ich für Dennis eine mittlere fünfstellige Summe in diesen Jahren ausgegeben. Das Geld war aber harmlos im Vergleich zu dem, was er mir sonst angetan hat.“ Selbst vor Rödders Identität machte Dennis nicht Halt, wie sich in der letzten Folge der Doku zeigt.

Die Kölner Schaafenstraße ist eine Partymeile und Treffpunkt für queere Menschen. Dort lernte Matthias Rödder den Betrüger Dennis W. (Name geändert) kennen.
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In Wirklichkeit ist Dennis W. ein ehemaliger Erzieher, ständig mit dem Gesetz in Konflikt, zeitweise auf Bewährung. Oft erfindet er Versicherungsfälle und kassiert problemlos ab, hinterzieht dazu große Steuersummen. Er geht sogar so weit, vor echten Gerichten als falscher Anwalt mit Robe aufzutreten.
Erst nach vier Jahren erkennt Rödder das Netz der Lügen. Er nimmt umgehend Kontakt mit Gerichten und anderen Geschädigten auf, sichert Beweise und übergibt diese der Polizei. So kann Dennis W. schließlich zur Strecke gebracht werden. „Love Scam“ dokumentiert dies genau und setzt sich auch mit den emotionalen Qualen anderer Opfer einfühlsam auseinander.
Rödder verbrachte nach der Trennung viele Jahre mit Therapien. Was er bis heute nur schwer aufbringen kann, ist Vertrauen: „Es braucht sehr viel Überwindung, gerade beim Kennenlernen.“ Heute lebt er weiterhin in Köln, sein Widersacher jedoch auch. „Jeden Tag könnte ich ihm begegnen“, befürchtet der Sänger, „aber ich habe das im Griff, ich bin heute viel größer als vor ihm“.
Dennis W. ist seit 2023 aus dem Gefängnis entlassen, nachdem er 2018 verurteilt wurde, und arbeitet heute in einem Pflegeheim. Dort glaubt man laut Recherchen der Filmemacher an die Resozialisierung des Übeltäters.
Rödder möchte mit der Doku Mut machen: „Ich habe es mit geringer Unterstützung geschafft, einen notorischen Betrüger zu überführen. Die Staatsanwaltschaft Köln hat sich da nicht mit Ruhm bekleckert – ein Hauptkommissar stand mir hingegen bis zum Schluss zur Seite. Ich bin heute froh, einen wirklich schlechten Menschen aus dem Verkehr gezogen zu haben, zumindest zeitweise, denn ich und auch die Gutachterin, welche den damaligen Prozess begleitete, glauben nicht daran, dass ein solcher Mensch sich jemals ändert“, erklärt der 44-Jährige stolz, aber auch warnend.
Die Sky Original Serie Love Scam umfasst 3 Episoden à ca. 35 Minuten. Ab 5. Juni ist sie bei Sky und dem Streamingdienst WOW zu sehen.