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Mehr als 10.000 InteressierteOrgel-Konzert stiftet Chaos am Dom

3 min
Tausende wollten das Konzert von Anna Lapwood im Kölner Dom erleben.

Tausende wollten das Konzert von Anna Lapwood im Kölner Dom erleben.

Tausende wollten die Organisten Anna Lapwood im Kölner Dom erleben. Aus einem Konzert wurden schließlich zwei.

Als Künstler benötigt man vor allem Improvisationstalent und Kreativität. Als sich am Dienstagabend mehr als 10.000 Interessierte in der kilometerlangen Warteschlange vor dem Kölner Dom versammelten, reagierte die Organistin Anna Lapwood kur vor ihrem Gastspiel bei den sogenannten Orgelfeierstunden mit beidem. Denn der Dom bot nur Platz für 3800 Zuhörer. Als um 19 Uhr genug Menschen vor dem Dom warteten, um ihn mehr als zweimal zu füllen, musste ein kreativer Lösungsansatz her. Die junge Britin verschlankte kurzfristig das Programm: Statt 70 Minuten mussten 45 Minuten reichen. Dafür spielte sie die Show zweimal in Folge, um möglichst vielen Gästen gerecht zu werden. Die Entscheidung, welche Songs nun aus dem Programm fallen, improvisierte sie. Und tat dies auf eine Art, die sonst nicht bei den regelmäßigen Orgelkonzerten dienstagabends vorkommt: Sie ließ sich das Publikum per Applaus-Abstimmung zwischen zwei Titeln entscheiden. Das brachte ihr viel Zustimmung.

Die Warteschlange für das Konzert war kilometerlang und reichte bis zum Neumarkt. Hier an der Ecke Cäcilienstraße.

Die Warteschlange für das Konzert war kilometerlang und reichte bis zum Neumarkt. Hier an der Ecke Cäcilienstraße.

Aus einem Konzert wurden kurzerhand zwei

Kritiker der Hochkultur konnten dem Abend wohl wenig abgewinnen. Doch eines kann man Anna Lapwood nicht absprechen: Sie bringt dem Orgelspiel eine Welle der Aufmerksamkeit. Eine Welle, die die Organisatoren von Dommusik und auch die Domschweizer vollkommen überrollte. Mit einem solchen Andrang hatte kaum jemand gerechnet, bis auf die Organistin selbst. Wie die Rundschau erfuhr, hatte sie vorgewarnt, dass sie über die sozialen Medien von Tausenden gehört hatte, die kommen wollten, ob aus Kanada, Holland oder auch Belgien. Sie hatte vorgeschlagen, eine Ticketreservierung einzuführen, auch wenn der Eintritt frei war. Doch ihr Wunsch wurde nicht gehört.

Anna Lapwood

Anna Lapwood

Als um 19 Uhr genug Menschen vor dem Dom warteten, um ihn mehr als zweimal zu füllen, verschlankte die Organistin kurzfristig das Programm. Statt 70 Minuten mussten 45 Minuten reichen. Dafür spielte sie die Show zweimal in Folge, um möglichst vielen Gästen gerecht zu werden. Die Polizei kam hinzu, wie bei Großevents am Dom üblich mit Einsatzkräften der Bereitschaftspolizei. Diese sorgten dafür, dass die Gäste des ersten Konzerts sicher das Langhaus des Doms verlassen konnten, doch das dauerte. Runde zwei startete dann nicht wie geplant um 21 Uhr, sondern erst gegen 21.30 Uhr.

Die Polizei sprach von je 3800 Gästen im Dom bei den Konzerten und noch einmal so vielen, die vergeblich vor dem Dom warteten. Das Ordnungsamt der Stadt Köln wies bereits gegen 21 Uhr die auf der Hohe Straße die Wartenden daraufhin, dass sie vermutlich nicht mehr in die Kathedrale kommen werden. Doch einfach aufgeben wollten die wenigsten. So zeigte die Welt der sozialen Medien neben viel Kritik an der schlechten Organisation und den chaotischen Zuständen aber auch Bilder von Menschen, die noch bis zuletzt an den Türen des Doms die Musik auch von draußen verfolgten.