Dieter Thomas Kuhn im Interview„In Köln ist immer große Party, die Stadt ist eine Bank“

Lesezeit 4 Minuten
Dieter Thomas Kuhn singt auf einer Bühne.

Schlaghosen und Brusthaartoupet: Dieter Thomas Kuhn auf der Bühne.

Mit seinen Schlager-Covern ist Dieter Thomas Kuhn seit über 30 Jahren erfolgreich. Am Freitag tritt er in Köln auf.

Dieser Mann ist ein Phänomen: Seit über 30 Jahren covert Dieter Thomas Kuhn mit seiner Band Schlagerlieder, erhielt dafür den Echo sowie den deutschen Schallplattenpreis. Für seine Shows schmeißt er sich in Glitzeranzüge und Plateauschuhe, macht sich eine Föhnfrisur und klebt sich sein Brusthaartoupet auf. Nun kommt der Schwabe mit seinem bewährten Erfolgsrezept zurück auf die Bühne: Am Freitag (22. September) macht der gelernte Masseur und medizinische Bademeister Thomas Kuhn Station in der Lanxess Arena. 

Was erwartet die Fans am kommenden Freitag in der Arena?

Eine nicht endende Party. Bei unseren Konzerten feiern die Menschen den Schlager, das Leben und sich selbst. Bei uns kann man die vielen  herrlichen Songs, die jeder kennt, mitsingen und eine bunte Show genießen. In Köln ist es ohnehin immer eine große Party, die Stadt ist eine Bank. Die Fans sollten sich auf rund drei Stunden Schlager und Lebensfreude einstellen. Oft findet das kein Ende, das schockiert mich manchmal selbst. Insgesamt wird es einen Querschnitt durch die Geschichte des deutschen Schlagers geben, von „Hello Again“ über „Michaela“ bis hin zu „Griechischer Wein“. Natürlich machen wir auch sehr viel Interaktion mit dem Publikum, wie immer dürfen beispielsweise die Damen  nach vorne kommen und eine Trophäe mitnehmen, auch Brusthaar. (lacht)

Dieter Thomas Kuhn: Verschmolzen mit der Kunstfigur

Verhöhnen Sie den Schlager, oder feiern Sie ihn?

Natürlich verarschen wir den Schlager nicht. Wir haben in den Anfangszeiten ironisch auf diese Zeit der 70er geschaut, meine Jugend, ohne sie zu verunglimpfen. Aber wir lieben diese Sachen unglaublich. Auch wenn ich eigentlich Punk und Soul-Fan war - plötzlich haben wir mit Mitte 20 Schlager gespielt, und konnten es nicht fassen, dass wir es schätzen. Dann kam dazu, dass man so etwas nicht in Jeans und T-Shirt machen kann. Also habe ich Second-Hand-Klamotten gekauft, Schlaghosen und Plateauschuhe, und meine Band mit jeder Menge Glitzer ausgestattet.

Sie haben mal gesagt: Zwischen Ihnen und der Kunstfigur Dieter Thomas Kuhn gibt es keinen Unterschied mehr, sie sind eins. Was bedeutet dies?

Ich muss zugeben, dass ich über die Jahre mit der Figur verschmolzen bin. Am Anfang wollte ich eine Trennung, einen Unterschied machen, dies habe ich mittlerweile aufgegeben. Mein Leben dreht sich um diese Figur, das habe ich kreiert und auf die Spitze getrieben. Vor ein paar Jahren hat mir mein Gitarrist und Kumpel Philipp Feldtkeller gesagt: „Als du zum ersten Mal die Schlager gespielt hast, da warst du wirklich authentisch. Du hast gesungen, als ob dies zu dir gehört hätte.“ Offensichtlich ist das wirklich ein Teil von mir. Dieses Romantisierende, Überzogene schätze ich tatsächlich.

Schlagerlieder sind einfach tolle Musik, das wird oft vergessen. So billig und eintönig, wie der Schlager manchmal dargestellt wird, ist er nicht.
Dieter Thomas Kuhn

Warum überlebt der Schlager, und warum funktioniert er so gut in Deutschland?

Man weiß es nicht, es ist wirklich verrückt. Schlagerlieder sind einfach tolle Musik, das wird oft vergessen. So billig und eintönig, wie der Schlager manchmal dargestellt wird, ist er nicht. Uns gibt es jetzt seit 32 Jahren, wir haben es auf eine Art wiederbelebt. Roland Kaiser oder Howard Carpendale tragen sicherlich auch eine Mitschuld am Erfolg des Schlagers. (lacht) Mit den Mallorca-Schlagern, die seit ein paar Jahren auf dem Markt sind, habe ich allerdings keine Berührungspunkte. Das ist alles zu gleichförmig und simpel.

Wer ist Ihr persönlicher Lieblingsinterpret, und was singen Sie am liebsten?

Unser ganzes Programm ist unser Favorit. Man sagt mir allerdings nach, dass ich Udo Jürgens sehr gut nachsingen kann, er sei mir fast schon zu ähnlich. Natürlich imitiere ich auch die verschiedenen Dialekte, auf meine Art. Ich bin allerdings kein Comedian, sondern Sänger und Entertainer. Ganz wichtig ist mir der Kontakt zum Publikum, das gehört zu einer guten Show einfach dazu.

Sie sind jetzt 58 Jahre alt und seit über 30 Jahren auf der Bühne. Wie lange wollen Sie die Fans noch glücklich machen?

Nochmal 30 Jahre wäre natürlich toll. Die Rolling Stones schaffen das ja auch, warum nicht ich. Zuletzt habe ich auf der Abi-Feier meiner Tochter gespielt. Danach hat sie mich sogar auf meiner Tournee begleitet, sie scheint also stolz auf mich zu sein. Mittlerweile ist mein Publikum natürlich gereift, aber es kommen auch junge Leute nach, und manche bringen wiederum ihre Oma mit. Offenbar funktioniert unsere Show weiterhin.

Thomas Kuhn ist eher ein langweiliger Typ. Ich mag meine kleine Heimatstadt Tübingen, gehe gerne Shoppen und freue mich daher auch sehr auf Köln.
Dieter Thomas Kuhn

Wie ist Thomas Kuhn privat?

Thomas Kuhn ist eher ein langweiliger Typ. Ich mag meine kleine Heimatstadt Tübingen, gehe gerne Shoppen und freue mich daher auch sehr auf Köln. Abends trinke ich mit Freunden ein Glas Sekt und freue mich des Lebens. Einen Paradiesvogel wie auf der Bühne sieht man dann aber meistens nicht, das lebe ich nur auf der Bühne aus.

Stimmt es eigentlich, dass Sie ihr Brusthaartoupet als Meterware kaufen?

Ja, das stimmt tatsächlich. So kann ich schnell für Nachschub sorgen, die Mädels reißen mir das ja richtig vom Körper. Also schneide ich mir jeden Abend vor den Shows ein Stück davon ab. Da bin ich einmal mehr ein richtig sparsamer Schwabe. Und was weg ist, ist weg!

Rundschau abonnieren