Der Wasservogel wurde nur sechs Monate alt. Claudia Scherping von „Schwäne Köln“ appelliert an Hundehalter, ihre Tiere unbedingt anzuleinen.
„Drei Sekunden“Schwan stirbt nach Angriff durch Hund am Stadtwaldweiher in Köln

Dieser Jungschwan wurde am Stadtwaldweiher in Köln von einem Hund schwer verletzt.
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„Innerhalb von drei Sekunden.“ Claudia Scherping ist immer noch mitgenommen von der Nachricht, dass der Schwan nicht mehr lebt. „Er ist vor sechs Monaten im Rautenstrauchkanal geschlüpft. Er war ein sehr kräftiger, gesunder Jungschwan.“
Claudia Scherping steht am Samstag, dem 8. November, gegen 11 Uhr am Kölner Kahnweiher, kurz vor der Vogelinsel östlich des Weihers. Sie kümmert sich ehrenamtlich um die Wasservögel, die hier leben. Plötzlich sprintet, so erzählt sie, ein Hund auf einen Schwan auf der Wiese zu. „Wissen Sie, ein Schwan ist wie ein Jumbo-Jet. Der braucht eine Startbahn, um loszufliegen. Wenn er sich angegriffen fühlt und nicht fliehen kann, bäumt er sich auf.“ In diesem Moment habe der Hund zugebissen – in den Bauch des Wildvogels.
Hund beißt Schwan in den Bauch
Sie sei sofort hingelaufen. „Es ging alles sehr schnell. Der Hund war innerhalb von drei Sekunden bei dem Schwan.“ Zu dieser Zeit spazierten mehrere Parkbesucher im Kölner Stadtwald. Sie riefen ihr zu, sie solle ihren Hund anleinen. „Ich habe gerufen: Das ist nicht mein Hund!“ Der Hund lief weg, Claudia Scherping kümmerte sich sofort um den schwer verletzten, blutenden Schwan. Eine Halterin oder ein Halter des Hundes war nicht in Sicht.
„Später haben mir die Leute erzählt, dass sich die Halterin hinter einem Baum versteckt habe“, erklärt Claudia Scherping. Sie bat die Spaziergänger, bei ihr zu bleiben, bis ihr Mann käme. Beide haben Erfahrung mit Schwänen und kennen einen vogelkundigen Tierarzt. Sie brachten ihn schnellstmöglich dorthin.

Das Bild zeigt Claudia Scherping bei einem Rettungseinsatz am Rhein. (Archivbild)
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Das Tier wurde operiert und die Wunde genäht. „Bei einem Hundebiss kommt es aber auf die Zeit danach an. Das kann sich immer schnell entzünden.“ Sie sollte Recht behalten. Das Tier starb am 12. November an einer Sepsis, die durch den Hundebiss verursacht wurde.
Schwan stirbt nach Hunde-Angriff an Sepsis
Es ist nicht das erste Mal, dass Claudia Scherping einen Wasservogel nach einem Angriff durch einen Hund versorgt. Erst im April wurde in Köln-Rodenkirchen ein Schwan von einem Hund attackiert. Auch dieses Tier war im Nachgang gestorben. „Ich bekomme E-Mails, wissen Sie. Manchmal steht drin, es sei angeblich ein Fuchs gewesen, denn Hunde würden so etwas nicht tun. Oder dass ich Schuld sei, dass Giftköder für Hunde ausgelegt werden.“ Die Ehrenamtlerin betont, dass Hunde nicht das Problem seien. „Sie müssen angeleint werden oder zumindest auf Zuruf kommen. Der Hund an sich hat einen Jagdtrieb, wissen Sie.“
Claudia Scherping und ihr Mann sind seit zehn Jahren ehrenamtliche Weiherpaten der StEB Köln (Stadtentwässerungsbetriebe Köln). Sie betreiben auch die Website „Schwäne Köln“. Um solche schlimmen Ereignisse in Zukunft zu vermeiden, sieht sie einige Ansatzpunkte – vor allem bei der Stadt Köln.
Sie wünscht sich deutlichere Schilder im Stadtwald, da ihr die vorhandenen zu klein sind. „Es gibt ja auch eine Anleinpflicht. Aber die Hundehalter leinen die Hunde erst dann an, wenn sie die Leute vom Ordnungsamt sehen.“ Auch die Konsequenzen seien nicht hart genug. Entweder würden die Leute bei den stichprobenartigen Kontrollen nur verwarnt oder sie würden die Strafen „einfach eben zahlen“, wenn sie denn mal erwischt würden.
Hundehalter erweisen sich nicht immer einsichtig
Claudia Scherping spricht auch Hundehalter an, die ihren Hund nicht anleinen. Sie habe schon oft erlebt, dass die Halter „beratungsresistent“ seien: „Ich werde beschimpft oder ignoriert. Ein vernünftiger Dialog ist manchmal schwierig.“ Dann fühle sie sich oft hilflos. „Ich möchte aber weiter aufklären.“ Unterstützung wünscht sie sich auch von ihren Mitmenschen und den verantwortungsvollen Hundebesitzern: „Haben auch Sie Mut und sprechen Sie die Hundehalter an, die ihre Tiere nicht anleinen.“
Die Leinenpflicht für Hunde in der Stadt Köln gilt rechtlich gesehen überall da, wo Menschen zusammenkommen, wie beispielsweise in Fußgängerzonen, Parks, bei Kindergärten, Schulen oder öffentlichen Veranstaltungen.
Auf Anfrage der Redaktion bestätigte die Stadt Köln, dass der Fall dem Amt für Landschaftspflege und Grünflächen gemeldet wurde. Größere Schilder seien nicht geplant. „Die Stadt Köln verzichtet auf eine großflächige Beschilderung, da dadurch der Eindruck entstehen würde, Fütterungsverbote oder Leinenpflichten existierten nur an den beschilderten Stellen – diese gelten aber überall (außer auf Hundefreilaufflächen).“ Außerdem würden die Schilder erfahrungsgemäß schnell entfernt, beschädigt oder beschmiert.
Stadt Köln: Ordnungsamt kann nicht überall sein
Der Sprecher erklärt, das Ordnungsamt kontrolliere sehr viele Örtlichkeiten und reagiere auf Beschwerden. Allerdings könnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Köln nicht überall gleichzeitig sein. Das Töten eines Wildtieres durch einen Hund habe nur dann Konsequenzen, „wenn er wie eine Waffe auf das Tier gehetzt wird“. Dann liege Wilderei vor, die aber schwer zu beweisen sei. „Daher wird in der Regel nur der Verstoß der Leinenpflicht gerügt.“
