Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Anstieg teils 70 ProzentSeit der Pandemie leben deutlich mehr Hunde in Köln – besonders in einem Bezirk

Lesezeit 3 Minuten
Ein weißer Hund steht neben einer Tasche.

Der treue Blick verfing ganz besonders in der Einsamkeit während der Corona-Pandemie. 

Besonders ausgeprägt war der Zuwachs im Bezirk Innenstadt, wo jetzt 68 Prozent mehr Hunde leben als im März 2020. Die Tierheime beklagen, viele Halter würden ihre Hunde wieder abgeben wollen.

Die Zahl der Hunde in der Kölner Innenstadt hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich zugenommen. Im März 2020, also zu Beginn der Corona-Pandemie, waren im Bezirk Innenstadt 2025 Hunde gemeldet. Ende des Jahres 2021 war der offiziell bei der Stadt registrierte Bestand an Vierbeinern bereits auf 2547 gestiegen. Zwei Jahre später waren es   schon 3014.

Wie die Stadtverwaltung auf Anfrage eines Bürgers mitteilte, lebten Ende Februar  3409 Hunde in der Innenstadt. Das sind 1384 Tiere mehr als vor vier Jahren – ein Plus von 68,3 Prozent. Davon waren 698 große Hunde mit einem Gewicht ab 20 Kilogramm oder einer Schulterhöhe ab 40 Zentimetern, die gemäß Landeshundegesetz NRW beim Ordnungsamt angemeldet werden müssen. Die Zahlen belegen den vielerorts beobachteten Trend, dass sich viele Menschen während der Pandemie einen Hund angeschafft haben.

Jedoch gibt die Stadt zu bedenken, dass die Zahl der angemeldeten Hunde im Jahresverlauf stark schwanken kann. Aktuell seien in der Innenstadt 3431 Hunde registriert – weniger als in jedem anderen Stadtbezirk, teilte das Steueramt auf Anfrage der Rundschau mit. Den größten Bestand an Hunden habe der Bezirk Lindenthal mit aktuell 6159 Tieren. Gesamtstädtisch betrachtet, hat sich der Bestand seit der Pandemie um rund sechs Prozent erhöht. Waren Ende 2020 in Köln 40161 Hunde gemeldet, so stieg ihre Zahl bis Ende 2023 auf 43478 und ging dann leicht zurück. Aktuell sind 42 653 Vierbeiner registriert, davon 8443 meldepflichtige große Hunde.

Der Hunde-Boom in Köln macht sich auch in der Stadtkasse bemerkbar. Die Gesamteinnahmen aus der Hundesteuer stiegen von 5,9 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 6,7 Millionen Euro im vergangenen Jahr.

Stadthunde müssen „schussfest“ sein

Dass es im Einzelfall durchaus vertretbar sei, einen Hund im Innenstadtbereich zu halten, findet Romano Köllisch, Bereichsleiter für Hunde im Tierheim Dellbrück. Grundsätzlich komme es darauf an, ob der Hund artgerecht gehalten werde, genug Auslauf habe und nicht nur kurz durch die Straßenschluchten geführt werde. „Nicht jeder Hund passt in die Innenstadt“, gibt Experte Köllisch zu bedenken. Der Hund müsse − wie es im Fachjargon heißt − „schussfest“ sein. „Das bedeutet, dass er nicht schreckhaft ist und souverän“, erläutert Köllisch. „Man muss die Menschen noch viel mehr sensibilisieren, bevor sie sich für einen Hund entscheiden“, ist seine Überzeugung. Es gelte zu bedenken, dass ein Hund eigene Bedürfnisse habe, dass   man Zeit und auch Geld investieren müsse, Erziehung Nerven und Kraft koste.

Damit die individuellen Bedürfnisse möglichst mit denen des Hundes übereinstimmen, sollten sich Halter die Frage stellen, was sie für ein Mensch sind. „Ein Couchpotato wird nicht mit einem Husky glücklich werden, ein sehr agiler Mensch sollte sich keinen Mops anschaffen“, nennt Köllisch Beispiele.

Man muss die Menschen noch viel mehr sensibilisieren, bevor sie sich für einen Hund entscheiden.
Romano Köllisch, Tierheim Dellbrück

Bei der Vermittlung von Hunden wird in den beiden Kölner Tierheimen in Dellbrück und in Zollstock immer sehr genau geschaut, dass Hund und Halter zusammen passen. Gerade aber während der Pandemie als es den großen Run auf die Fellnasen gab, haben das offensichtlich viel zu wenige Menschen gemacht.

Die Folge ist (wie mehrfach berichtet), eine Abgabewelle in den Tierheimen. „Wir haben nach wie vor sehr viele Abgabeanfragen und zwar von weit über die Stadtgrenzen hinaus. Wir sind konstant unter Druck“, sagt Elke Sans, stellvertretende Leiterin des Tierheims Zollstock. Beide Kölner Tierheime platzen aus den Nähten.

„Viele Hunde, die bei uns abgegeben werden, haben Verhaltensauffälligkeiten“, berichtet Sans. Immer noch seien viele der Hunde solche, die während der Pandemie angeschafft und dann nicht konsequent erzogen worden seien. „Damals ging es den Leuten viel um die eigenen Bedürfnisse und darum, nicht alleine zu sein. Während der Pandemie wollten die Leute sogar Hühner für den Balkon haben“, sagt Sans.