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Neues Lungenkrebs-ScreeningKlinik Merheim sucht Raucherinnen und Raucher

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Axel Goßmann und Beate Brings demonstrieren das Lungenkrebs-Screening.

Axel Goßmann und Beate Brings demonstrieren das Lungenkrebs-Screening.

Seit dem 1. Juli können Raucherinnen und Raucher im Merheimer Krankenhaus ein Lungenkrebs-Screening durchführen lassen.

Schon jetzt ist in der Lungenklinik des Krankenhauses Merheim ein Lungenkrebs-Screening zur frühzeitigen Erkennung der Erkrankung möglich. Rauchende Personen können es im Rahmen einer Studie wahrnehmen, die von der Britta und Peter Wurm-Stiftung gefördert wird. Das Verfahren soll ab April des kommenden Jahres zur Leistung der gesetzlichen Krankenkassen werden.

„Das Screening ist ein Angebot für 50- bis 75-jährige, symptomlose Menschen, die mindestens 25 Jahre lang geraucht haben oder weiterhin rauchen“, sagt Stéphane Collaud, Chefarzt der Lungenklinik in der Thoraxchirurgie. Axel Goßmann, Geschäftsführer und Chefarzt der Radiologie, ergänzt: „Auch die tägliche Menge der Zigaretten spielen eine Rolle. Die Probanden und Probandinnen sollen ungefähr eine Packung am Tag rauchen.“ Menschen, die vor zehn Jahren das Rauchen aufgegeben haben, können an der Studie nicht teilnehmen.

Das Screening hilft bei der Früherkennung von Lungenkrebs

Beate Brings, Leiterin des Rheinischen Tumorzentrums der Kliniken Köln, ist die erste Probandin des Lungenkrebs-Screenings in Merheim. Die 61-Jährige rauche bereits seit ihrem 14. Lebensjahr. „Ich war sehr nervös vor dem Termin. Das Screening geht sehr schnell, nach zwei Minuten war es vorbei“, berichtet Brings. „Dann kam schnell die Erleichterung, weil alles in Ordnung war.“ Besonders positiv habe sie empfunden, dass man angekleidet bleiben kann und sofort ein Ergebnis erhält.

Gemeinsam mit einer Pflegekraft demonstrier Brings und Goßmann den Ablauf: Die Patientinnen und Patienten legen sich mit über dem Kopf ausgestreckten Armen auf eine Liege, die durch einen offenen Ring geführt wird. Auf dem Bildschirm neben der Maschine erscheint das Bild der Lunge, das anschließend von Fachärztinnen und -ärzten der Radiologie ausgewertet wird.

„Das Screening ist auch für Menschen mit Klaustrophobie geeignet, da die Maschine kein enger Röhrentunnel, sondern ein offener Ring ist“, sagt Thomas Köster, Oberarzt der Radiologie, über das dort eingesetzte CT-Gerät. „Zudem werden keine Kontrastmittel oder Spritzen eingesetzt – anders als bei einer Kernspintomografie, vor dem viele Menschen Angst haben.“

Die Strahlenbelastung beim Screening sei sehr gering, erklärt Goßmann: „Wir sind hier mit der modernsten Technik ausgestattet“, sagt der Chefarzt. Es gäbe eine gesetzliche Vorgabe zur Strahlenbelastung. „Der Wert des Screenings liegt deutlich darunter. Natürlich hat jede Behandlung Risiken und Nebenwirkungen, aber der Nutzen des Screenings für die Patientinnen und Patienten überwiegt eindeutig das Risiko.“

Laut der Klinik gehe in Deutschland jede dritte Krebserkrankung bei Frauen auf Lungenkrebs zurück, bei Männern sei es jede zweite. Das durchschnittliche Erkrankungsalter läge bei 65 Jahren. „Das Screening könnte 5,5 Millionen Menschen in Deutschland ansprechen“, so Wolfram Windisch, Chefarzt der Lungenklinik in der Pneumologie. „Es schützt nicht vor einer Erkrankung, aber hilft bei der Früherkennung. Das verändert die Herangehensweise an diese Krankheit.“

Der bekannteste Risikofaktor für Lungenkrebs sei Tabak

Windisch bezeichnet das Verfahren als „irrsinnig“: „Der bekannteste Risikofaktor für Lungenkrebs ist das Rauchen von Tabak. Besser wäre es ja, wenn wir alle einfach gemeinsam aufhören zu rauchen.“ Er weist auf E-Zigaretten hin: „Das ist definitiv keine gesunde Alternative zu Tabak. Wir wissen noch nicht genug über die Langzeitfolgen von E-Zigaretten, weil sie noch nicht so lange im Umlauf sind.“ Nutzerinnen und Nutzer von E-Zigaretten werden derzeit nicht in die Studie einbezogen – noch nicht. „Langfristig werden wir uns aber auch damit befassen müssen.“

Das Screening soll auch zur Tabakentwöhnung beitragen. Bei Beate Brings zeige sich bereits eine Wirkung: „Ich habe vor und nach dem Termin intensiv darüber nachgedacht, wie ich mit dem Rauchen aufhören kann“, erzählt die 61-Jährige. Inzwischen habe sie ihren Zigarettenkonsum halbieren können. „Deutschland hat einen vergleichsweise hohen Anteil an Raucherinnen und Rauchern. Mit dem Screening ist es unsere Pflicht, ein strukturiertes Entwöhnungsprogramm anzubieten“, sagt Windisch.

Interessierte, die die Teilnahmevoraussetzungen erfüllen, können online einen Untersuchungstermin vereinbaren.