Vor EU-EntscheidungKöln verzichtet auf Plastikgranulat bei neuen Kunstrasenplätzen

Gutes Gefühl: Sportdezernent Robert Voigtsberger streichelt den neuen Kunstrasen am Salzburger Weg.
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- Im Stadtgebiet liegen auf 32 von 41 Plätzen die kleinen Körnchen.
- Die Kosten für einen Austausch des Granulats liegen im fünfstelligen Bereich – pro Platz.
Köln – Noch hat die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) das feine Plastikgranulat auf Kunstrasenplätzen nicht verboten – in Köln soll das Material jedoch der Vergangenheit angehören. Auf zwei neu gelegten Kunstrasenplätzen am Salzburger Weg in Junkersdorf ist bereits Kork als Füllmaterial verwendet worden. „Falls ein Verbot für Plastikgranulat kommt, hoffen wir auf eine Übergangsfrist oder Bestandsschutz für bestehende Plätze“, sagt Sportdezernent Robert Voigtsberger.
Stadtweit gibt es 41 Kunstrasenplätze, auf 32 liegen die kleinen Plastikkörnchen. Sieben Plätze sind mit Kork und zwei mit Sand verfüllt worden. Der Austausch des Plastikgranulats wäre teuer, die Kosten beziffern die Experten des Sportamts auf rund 85.000 Euro pro Platz. Insgesamt müssten drei Millionen Euro aufgewendet werden, sollte die EU ein sofortiges Verbot des Plastiks aussprechen. Große Sportverbände haben sich bereits für eine Übergangsfrist bis 2026 ausgesprochen. Bis zum Jahr 2025 plant die Stadt den Bau weiterer 25 Kunstrasenplätze.
Rücksicht auf die Umwelt
Seit Januar 2019 stuft die ECHA die auf vielen Plätzen genutzten Kügelchen, die Hautabschürfungen verhindern und die Gelenke schonen sollen, als Mikroplastik ein. Die Verwendung des Materials – Kunststoffteilchen mit einem Durchmesser unter fünf Millimetern – will die EU mit Rücksicht auf die Umwelt verringern. Das EU-Parlament hat sich bereits auf ein Verbot von Wegwerfplastik geeinigt.
25 neue Plätze bis 2025
Bereits beschlossen ist der Bau von Kunstrasenplätzen in der St.-Tönnis-Str. (SG Worringen),
Kuhweg (KKHT Schwarz-Weiß)
Rolshover Str. (SV Gremberg/Humboldt), Ivenshofweg (SpVg Rheindörfer Köln-Nord),
Mielenforster Kirchweg (TSV Merheim) und Rochusstr. II (DJK Roland West). Diese Plätze sollen bis 2023 entstehen. Bis 2015 sollen insgesamt 25 Plätze gebaut werden, hierfür muss eine Prioritätenliste erstellt werden.
Kunstrasen garantiert laut Stadt rund 2000 Nutzungsstunden pro Jahr, auf Asche sind es 1500 und auf Naturrasen nur 800. Im Winter kann auf Kunstrasen meist durchgespielt werden. (tho)
Am Salzburger Weg und der Ostkampfbahn hatte die Stadt vor der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, die in Deutschland ausgetragen wurde, die ersten städtischen Kunstrasenplätze bauen lassen. Nun folgte erstmals der Austausch des Belags, denn die Haltbarkeit liegt bei rund zwölf Jahren. „Der Unterbau der Plätze hält etwa 35 Jahre“, erklärt Holger Reul vom Sportamt.
Wegen der Diskussion um das Plastikgranulat muss die Stadt bereits alle geplanten Kunstrasenplätze umrüsten und mit einem Filter vor der Versickerungsanlage ausstatten. Denn selbst wenn nun Kork ausgestreut wird, können noch immer Kunstrasenfasern ins Abwasser gelangen. In Hamburg wird laut Stadt ausschließlich Sand als Füllmaterial verwendet.