Für Gründerin Jenny Klein steht fest: Es gibt durchaus alkoholfreie Weine, die nicht wie „besserer Traubensaft“ schmecken, sondern wirklichen Genuss versprechen. Man muss sie nur finden.
„Zero Wine Club“Kölner Start-up setzt auf Probierboxen mit alkoholfreiem Wein

Jenny Klein ist die Gründerin des „Zero Wine Clubs“.
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Eines kann man Jenny Klein bestimmt nicht nachsagen: dass sie Entscheidungen auf die lange Bank schiebt. Zu Beginn dieses Jahres praktizierte sie erstmals den „Dry January“, das heißt, sie verzichtete einen Monat komplett auf Alkohol.
Dabei gewann sie zwei Erkenntnisse. Erstens: Körper und Geist profitierten enorm von der Auszeit. Zweitens: Als bekennende, passionierte Weingenießerin wollte sie trotzdem nicht dauerhaft auf ihr Lieblingsgetränk verzichten. Da lag der Gedanke an alkoholfreien Wein nicht weit. Allerdings ist der Markt dort bei weitem noch nicht so entwickelt wie etwa beim Bier. Heißt im Klartext: Zwar findet man heute in jedem gut sortierten Supermarkt durchaus eine Auswahl an alkoholfreien Weinen, doch allzu oft haben diese in Sachen Geschmack und Qualität noch viel Luft nach oben.
Da traf es sich gut, dass bereits im Februar in Düsseldorf die „ProWein“ stattfand. Zahlreiche der dort vertretenen internationalen Winzer hatten neben konventionellen Rebsäften auch alkoholfreie Varianten im Angebot. Am Ende der Messe und nach zahlreichen Verkostungen stand für Klein fest: Es gibt durchaus alkoholfreie Weine, die nicht wie „besserer Traubensaft“ schmecken, sondern wirklichen Genuss versprechen. Man muss sie nur finden.
„Zero Wine Club“: Preis ähnlich wie Winzerwein
Oder eben finden lassen. Und genau zu diesem Zweck gründete Klein ihr Start-Up „Zero Wine Club“. Die Idee: Statt sich selbst auf gut Glück durch die Anbieter zu testen, bestellt man eine Probierbox – entweder sortenrein als Rot-, Weiß- oder Schaumwein oder von allem etwas. Jede Box enthält vier Flaschen unterschiedlicher Weingüter. Der Preis von 54,90 Euro unterscheidet sich nicht wesentlich von alkoholischem Winzerwein. Dabei muss man aber bedenken, dass die Herstellung der alkoholfreien Varianten auch nicht unbedingt weniger aufwendig ist.
Ab September erweitert Klein ihr Angebot um die monatliche „Tasting Box“. Dabei steht jeden Monat ein anderes Weingut im Mittelpunkt, aus dessen Angebot drei bis vier unterschiedliche alkoholfreie Weine zum Kunden kommen. Zusätzlich enthält die Box Informationen zum Weingut und „Food Pairing“-Tipps, also Vorschläge, welcher Wein zu welchem Essen passt. Wenn ein Tropfen besonders mundet, kann man diesen direkt beim Winzer nachbestellen. Die Tasting Box ist im Abo-System erhältlich. Das Drei-Monats-Abo kostet monatlich 59,90 Euro. Wer vorab für sechs Monate bestellt, zahlt 54,90 Euro.
Unterscheidung zwischen „alkoholfrei“ und „0,0%“
Eine Besonderheit, die den „Zero Wine Club“ von anderen Anbietern unterscheidet: Hier wird noch einmal zwischen „alkoholfrei“ und „0,0%“ unterschieden. Was nämlich viele nicht wissen: Auch als „alkoholfrei“ bezeichnete Getränke können und dürfen bis zu 0,5 Prozent Alkohol enthalten. Normalerweise sei das kein Problem, so Klein. Selbst ein handelsüblicher Fruchtsaft enthalte minimale Mengen Alkohol, die der Körper aber sofort abbaue. Wer aber ganz auf Nummer sicher gehen will, kann über sie auch gänzlich freie Varianten beziehen.
Das Geschäftsmodell des „Zero Wine Clubs“ basiert auf den gemischten Boxen, einzelne Flaschen sind nicht im Programm. „Wenn jemand aber unbedingt einen bestimmten Wein haben möchte und mich etwa per Direktnachricht über Instagram kontaktiert, finden wir bestimmt eine Lösung“, sagt sie. „Es geht mir nur darum, dass ich nicht einfach ein weiterer Onlineshop bin.“
Das nächste Projekt ist auch schon in Arbeit und soll, wenn alles klappt, gegen Ende des Jahres an den Start gehen: Eine App, die mittels KI ermittelt, welcher alkoholfreie Wein dem herkömmlichen Lieblingstropfen geschmacklich am nächsten kommt. All das stemmt die Sülzerin übrigens zurzeit noch neben ihrem Vollzeitjob als IT-Cyberberaterin. Kann sie sich vorstellen, diesen zugunsten des Weingeschäftes aufzugeben? „Je nachdem, wie der ,Zero Wine Club' sich entwickelt, ist es sicher denkbar, meine Stunden als Beraterin zu reduzieren“, sagt sie. „Aber das wird sich mit der Zeit zeigen. Im Moment ist es gut so, wie es ist und ich mag meinen Job.“ Außerdem, fügt sie augenzwinkernd hinzu, brauche sie einfach immer „so ein kleines Hobby parallel zur Arbeit.“