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Ganz der Alte...Stromberg feiert Premiere im Kölner Cinedom – großer Andrang

3 min
Stromberg-Premiere

Christoph Maria Herbst (Bernd Stromberg, Mitte) mit Laszlo Branko Breiding (Julian) Milena Dreissig (Jennifer Schirrmann), Diana Staehly (Tanja Steinke) und Bjarne Mädel (Berthold Heisterkamp) (v.l.)

Riesenandrang herrschte bei der Stromberg-Fan-Premiere im Kölner Cinedom. Der Film lief parallel in neun Sälen.

Die Stromberg-Anhänger strömen von allen Seiten herbei. Klobrillenbärte und farblich gewagte Krawatten überall. Während des offiziellen Foto-Termins fordert ein beglatzter Anhänger im Trenchcoat mit dem gezückten Handy-Foto ein freundliches Lächeln von Bernd Stromberg für die Mitarbeiterzeitschrift der Capitol-Versicherung ein. Die Übergänge zwischen Film und Fantum im Cinedom sind aufgebrochen. 

21 Jahre nach der Ausstrahlung der ersten Staffel ist der berühmteste Versicherungsabteilungsleiter der Film- und Fernsehgeschichte wieder da. „Stromberg - Wieder alles wie immer“ feierte am Donnerstag in gleich neun Sälen Fan-Premiere. Christoph Maria Herbst gibt den widerlichen und doch kultigen Chef mit kreisrundem Haarausfall, mit gewohnter Biestigkeit und ist naturgemäß noch mehr aus der Zeit gefallen. „Büro ist Krieg“ ist sein Motto, und daran hat sich auch in Zeiten der Abwesenheit nichts geändert. „Stromberg war immer präsent in allen sozialen und asozialen Medien“, diktiert Herbst schelmisch grinsend vor der Kölner Premiere in die Mikrofone. „Stromberg ist sich treu geblieben, er hat damals schon Dinge gesagt, die man nicht sagen durfte. Er ist in den 70er Jahren stehen geblieben. Und da hängt er immer noch fest.“

Stromberg ist noch immer nicht „woke“

Tatsächlich dürfte „woke“ für Stromberg immer ein Fremdwort bleiben. Im zweiten Spielfilm um den schrägen Chef plant ein großer Sender eine Wiedersehen-Show mit der abgewickelten Abteilung Schadensregulierung. „Versicherung - was für ein Quatsch“, wird Stromberg gegen Ende des Films sagen - und da blickt er schon auf sein Lebenswerk zurück, das in Trümmern liegt. Oder doch nicht ganz? Zuvor wird er nach allen Regeln der Kunst und auf verschiedenen Metaebenen demontiert. Denn mehr noch als vor zwei Jahrzehnten liegt der Abteilungsleiter des Grauens richtig arg neben den Grenzen des guten Geschmacks. Und neben allem, was man noch sagen darf.

Stromberg

Dabeisein ist alles: Stromberg-Fans

Das wird im Studio kritisch beäugt, und während die Produzenten abwägen, ob dieser Mann noch auf den Bildschirm darf, haben das die Protestler vor der Tür längst entschieden. „Nehmt die Glatze von der Glotze“ fordern sie - während nebenan die Anhänger „ihren Chef“ gegen die Stürme des Zeitgeistes entschieden abfeiern. 

Neben Stromberg selbst sind auch die „Graupen“ aus dem Büro mit dabei. Mehr oder weniger ist es die Originalbesetzung: Von Bjarne Mädel (als Berthold „Ernie“ Heisterkamp) und Oliver Wnuk (als Ulf Steinke) über Diana Staehly (als Tanja Steinke) und Milena Dreißig (als Jennifer Schirrmann) bis hin zu Ralf Husmann (Drehbuch) und Arne Feldhusen (Regie). „Stromberg ist immer noch das Sexsymbol von früher“, sagt Bjarne Mädel am Rande der Premiere. Er sagt - etwas ernsthafter - über „seinen Chef“: „Man hat immer schon zwischen Bewunderung und Mitleid geschwankt.“ Aber es habe enormen Spaß gemacht, die alten Figuren wieder aufleben zu lassen. Ernie hat inzwischen ein Fachbuch über Mobbing geschrieben. „Mir macht das alles nichts mehr aus“, sagt er sehr häufig. Stimmt kein Wort.