Atlas Copco Energas im Kölner Süden ist wichtiger und integraler Bestandteil einer weltweiten Branchengröße.
Lieferungen in die ganze WeltWas das Unternehmen Atlas Copco im Kölner Süden macht

Spezialanfertigungen auf Kundenwunsch: Hier eine Kompressor-betriebene industrielle Wärmepumpe. Aufbau und Service vor Ort natürlich inbegriffen.
Copyright: Nabil Hanano
Auf den ersten Blick wirkt das Firmengelände von Atlas Copco Energas in Sürth ziemlich unscheinbar. Und auch der zweite vermag zunächst nicht viel Sensationelles offenbaren: Der kompakte Empfang besteht aus einem Schalter und ein paar Sesseln, an der Wand einige Bilder, ein Büchlein zum Blättern über die Firmengeschichte. Kaum etwas deutet darauf hin, dass von hier aus tonnenschwere Kompressoren und Expander in die ganze Welt geliefert werden. In einigen Bereichen wie dem LNG-Transport ist die Atlas Copco Group unangefochtener Marktführer. „Wir drängen uns nicht ins Rampenlicht“, sagt Geschäftsführer Daniel Springmann. „Ein wenig Understatement passt ganz gut zu uns.“
Vielleicht liegt es daran, dass Atlas Copco in Köln immer ein wenig unter dem Radar läuft. Dabei waren das Unternehmen und seine Vorgänger immer stete Begleiter der Stadtentwicklung: Die Anfänge des industriellen Standortes im Kölner Süden lassen sich bis ins Jahr 1871 zurückverfolgen. Seit 1984 wird hier unter dem Namen Atlas Copco Energas produziert. Heute ist das 66.000 Quadratmeter große Firmengelände von Wohngebieten umsäumt, 2500 Quadratmeter sind zugemietet. Hier befinden sich die Ausbildungswerkstatt sowie die Sozialräume. Die Atlas Copco Energas GmbH zählt zu den weltweit führenden Unternehmen in der Kompressoren- und Turboexpander-Technologie. Der Fokus liegt Unternehmensangaben auf Technologien für kundenspezifische Anwendungen.

Geschäftsführer Daniel Springmann.
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Die Produkte von Atlas Copco Energas werden im Energiebereich, vor allem bei erneuerbaren Energien, in chemischen und petrochemischen Prozessen sowie im Bereich Industriegase eingesetzt. Ein großer Schwerpunkt liegt auf der Abscheidung, Nutzung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid. Das Unternehmen ist Teil der schwedischen Atlas Copco Group, 2024 erzielte der Konzern einen Umsatz von 15 Milliarden Euro und beschäftigte zum Jahresende rund 55.000 Mitarbeitende, 650 davon in Köln.
Wie viele Industrieunternehmen in Köln, will auch Atlas Copco Energas nicht weg aus der Domstadt. Und momentan sieht man auch wenig Veranlassung dafür, denn einen akuten Flächenbedarf hat man derzeit nicht. Auf dem firmeneigenen Gelände wäre theoretisch sogar Platz für Erweiterungen oder Umstrukturierungen. Was Springmann Sorgen bereitet, sind die Zuwegungen für die 40-Tonner, die zum Gelände müssen und auch wieder weg. Genau wie das Personal, über drei Schichten wochentags verteilt. Er weiß um die Kölner Wohnungsnot und die Notwendigkeit, neuen Wohnraum zu schaffen. „Aber sollte tatsächlich wie angedacht noch ein neues Quartier Richtung Rhein hinunter unmittelbar bis an das Firmengelände heran entstehen, dann muss man sich vorher Gedanken machen und mit uns reden. Eine Stichstraße mit Kita oder Schule direkt am Firmengelände ist sicher keine Option“, sagt er.
Die Aussagen von Wirtschafts- und Stadtentwicklungsdezernent Andree Haack zu dem Thema lassen an der Idee eines neuen Wohnquartiers allerdings ohnehin zweifeln. „Was heute Gewerbe ist, bleibt auch Gewerbe“, hatte er mehrfach der Rundschau gegenüber geäußert. Und ein neues Quartier in unmittelbarer Nähe von gewachsenen Produktionsstätten ist nur schwer vorstellbar. Die werden zurzeit für rund 20 Millionen Euro modernisiert, inklusive neuer Dächer mit Photovoltaik über der Haupthalle und dem langfristig geplanten Umstieg auf Wärmepumpen. Die einst ikonischen Sheddächer werden zwar verschwinden, dafür hält eine moderne und energieeffiziente Neukonstruktion Einzug.
Viel hört man nicht vom Schichtbetrieb in den Hallen. Das „Packaging“, das Vorbereiten für den Export, läuft weitgehend unaufgeregt und reibungslos. Nur die Probeläufe bringen dann und wann Unruhe ins Gebälk. Im Inneren der großen Halle ist ein großer Teil der Ausstattung bereits auf dem neuesten Stand der Technik, andere Maschinen werden peu á peu ausgetauscht und durch moderne ersetzt. Um die Einsparung von Arbeitsplätzen geht es dabei nicht, eher um Präzision und Effektivität.
Atlas Copco in Köln: Standort hat Vorteile
Die könnte durchaus noch weiter gesteigert werden, ist sich Springmann sicher. Auch im internationalen Vergleich. „Wir haben hier alles, was wir brauchen. Wir müssen uns nicht verstecken.“
Was die Herstellung in Deutschland betrifft, sieht man den Standort bei Atlas Copco durchaus konkurrenzfähig. „Es hat unbestritten seine Vorteile, hier zu produzieren“, sagt Springmann. Qualifiziertes, motiviertes Personal, Qualitätsbewusstsein, auch Lebensqualität. Die Vorschriften aber seien umfangreicher, die Verfahren teilweise deutlich komplexer. Wenn die mehrere Tonnen schweren Turbomaschinen nach Übersee verschifft werden, spart man sich mittlerweile oft den Weg nach Hamburg und nimmt die Benelux-Route, Antwerpen oder Rotterdam. „Bis man hier mal alle Sondergenehmigungen für so einen Transport beisammen hat - das dauert,“ meint Springmann.
Schon Kleinigkeiten können für den Export eine fatale Auswirkung haben. Das Holz für die Verpackungen beispielsweise muss behandelt sein, insekten- und parasitenfrei. Die Importländer wollen schließlich keine ungebetenen Gäste vorfinden. Taucht kurz vor Abreise doch mal ein blinder Passagier auf, verzögert sich sofort die ganze Abreise. Verpackungen neu, Papiere neu, Genehmigungen neu. „Das geht schnell in den Millionenbereich“, sagt Springmann.
Köln sei kein schlechter Standort, betont der Geschäftsführer. Auch wenn der Verkehr oft nervt, wenn sich wieder einmal ein falsch abgebogener 40-Tonner im Wohngebiet festfährt oder man an manchen Verwaltungsvorgängen bisweilen verzweifeln möchte. Doch das Verständnis für produzierendes Gewerbe nehme bei der Stadt wieder zu, sagt Springmann. „Wir fühlen uns besser gehört.“ Das sei nicht immer so gewesen. Immerhin beschäftige man hier über 600 hoch qualifizierte Menschen und bilde 54 Azubis aus. „Das ist auch alles andere als Standard“, so Springmann.