Köln in FernostWas im japanischen Kyoto an Köln erinnert – 60 Jahre Städtepartnerschaft

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Kölsch als Marke: Kneipe im Einkaufsviertel Avanti am Bahnhof

Kölsch als Marke: Kneipe im Einkaufsviertel Avanti am Bahnhof

In der ehemaligen Kaiserstadt erinnert vieles an Köln - Kölsch gibt es allerdings nicht.

„Diogenes“ steht in alt-griechischen Buchstaben unter dem bunten Mosaik, das den berühmten Philosophen (413 bis 323 v. Chr.) darstellt. Es ist sechseckig eingefasst und geschützt unter Plexiglas. Eine Steinplatte unterhalb des in einem Beet liegenden Objekts informiert auf Japanisch und Deutsch: „Geschenk der Stadt Köln 1973“. Bei dieser Gabe handelt es sich um die Replik eines Bildfelds aus dem sogenannten Philosophenmosaik im Römisch-Germanischen Museum. Die abwechslungsreiche mehrfarbige Rosette aus den römischen Zeiten der Domstadt befindet sich in einem eigens gestalteten Bereich neben dem mächtigen Rathaus – ein nüchterner vierstöckiger Bau – im Herzen von Kyoto. Dort informiert die japanische Großstadt anhand einer Weltkarte über ihre 14 Städtepartnerschaften auf mehreren Kontinenten.

Jede Stadt ist mit ihrem Wappen sowie der Jahreszahl vertreten, in dem die Verbindung zu der ehemaligen jahrhundertealten Kaiserstadt Japans entstanden ist. Das Kölner Stadtwappen befindet sich links oben in der Ecke, der Beginn der Städtepartnerschaft datiert aus dem Jahr 1963. Auch einige andere Städte sind dort wie Köln vertreten, um auf die Verbindung zu der rund 1,5 Millionen Einwohner großen Stadt aufmerksam zu machen.

Blick auf die 1,5 Millionen Einwohner große Metropole Kyoto.

Blick auf die 1,5 Millionen Einwohner große Metropole Kyoto.

Ausgangspunkt für die Partnerschaft der Domstadt zur ehemaligen Kaiserstadt mit weit über 1000 Jahren Geschichte war der Besuch von Studenten einer Akademischen Vereinigung im Jahr 1962. Deren Teilnahme an einem internationalen Hochschuldialog hatte die Gruppe auch nach Kyoto geführt. Mit Beschluss des Rates der Stadt am 21. Januar 1963 begann die Partnerschaft mit der Metropole in Fernost. Zehn Jahre nach Aufnahme der bis heute vor allem in Kultur, Verwaltung sowie im Jugend- und Sportbereich lebendigen Städtepartnerschaft gaben Vertreter der Stadt Köln die eigens genannte Replik nach Japan.

Die Replik wurde am 29. Januar 1973 auf dem Rathausplatz laut Kyotoer Stadtverwaltung neben Objekten wie einer Puccini-Statue aus Florenz, einer Straßenlaterne aus Paris und einem Gaslicht aus Boston präsentiert. In ihrer Abendausgabe berichtete die Kyoto-Zeitung unter der Überschrift „Freundschafts-Mosaik enthüllt“. Die Zeitung wusste über die Rosette zu berichten: „Das Original ist wohl ca. 220 n.Chr., als Köln Teil des Römischen Reiches war, erstellt worden. Damals schmückte es einen Boden eines Gebäudes und wurde 1844 entdeckt. Zusammen mit Abbildungen von Sokrates und anderen wird das Original im Römisch-Germanischen Museum aufbewahrt und ist einer der wichtigsten (Schätze) in Köln.“

Was es in Kyoto auch nicht gibt: Kölsch

In Kyoto, wo ähnlich wie in Köln die Tradition und Moderne nah beieinander liegen, wurde der 60. Jahrestag durch Veranstaltungen der Stadtverwaltung sowie durch das dortige Goethe-Institut gewürdigt. Die deutsche Kultureinrichtung war vor 60 Jahren in der ehemaligen japanischen Hauptstadt gegründet worden und präsentierte in seiner Villa Kamogawa unter anderem eine Fotoausstellung mit Motiven vom Dom. Die Fotografien hatte der international bekannte Künstler Koken Nomura während seiner Zeit in Köln aufgenommen. Eine nach Köln benannte Straße lässt sich in dem für seine über 1600 Tempel und 400 Schreine bekannten kulturellen Zentrum im Land der aufgehenden Sonne aber nicht finden. „Straßennamen sind in Japan eher selten und daher gibt es auch keine Kultur der Benennung von Straßen mit Orten oder Berühmtheiten“, erklärt Pia-Tomoko Meid von der Deutsch-Japanischen Gesellschaft (DJP) Köln. Was es in Kyoto auch nicht gibt: Kölsch – auch wenn es die nach einer Kölschsorte benannte Kneipe im Einkaufsviertel Avanti am Bahnhof nahelegt.

Im zu Ende gehenden Jahr hat insbesondere die DJP Köln durch eine Reihe von Veranstaltungen das runde Jubiläum gewürdigt. Auch beim Beginn war die DJG Köln aktiv beteiligt. Seitdem bemüht sie sich intensiv um deren inhaltliche Ausgestaltung. Seit 1995 gehört die Förderung der Partnerschaft auch zu den in der Satzung festgelegten Zielen der Gesellschaft. Wer sich in Köln auf Spuren aus der fernöstlichen Metropole begeben will, findet in der Innenstadt nicht nur die Kyotostraße und den Kyotoplatz, sondern kann sich insbesondere im Museum für Ostasiatische Kunst sowie dem Japanischen Kulturinstitut, beide am Aachener Weiher, informieren. Dort blühen im Frühjahr japanische Zierkirschen – und auch sie erinnern malerisch schön an diesen Brückenschlag vom Rheinland nach Japan.

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