Christina Rücker von „Brillen Föhlisch“ kann viele Geschichten erzählen über ihre Erlebnisse am Eigelstein. Über Einbrüche, Diebe im Geschäft, jugendliche Täter, die Joints und Blut in dem Laden hinterlassen haben.
Einbrüche, Diebe und BettlerWie ein Brillenladen mit den Zuständen am Brennpunkt Eigelstein kämpft

Mit viel Aufwand im Einsatz gegen Einbrecher: Augenoptikermeisterin Christina Rücker.
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Aufgeben ist für Christina Rücker keine Option. Auch wenn es viel Aufwand, Kraft und Geld kostet. Die Augenoptikermeisterin von „Brillen Föhlisch“ muss sich täglich mit den Zuständen am Eigelstein auseinandersetzen. Das fängt schon damit an, dass sie jeden Kunden, der in das alteingesessene Geschäft möchte, erst einmal in Augenschein nimmt und dann entscheidet, ob sie die Tür öffnet. Geregelt wird der Einlass durch eine Klingel. „Seit der Corona-Zeit ist das so. Wir konnten damit die Maskenpflicht kontrollieren“, erklärt Rücker. Ändern würden sie die Maßnahme erstmal nicht. Denn die Augenoptikermeisterin hat zu viel erlebt in den vergangenen Jahren. Diebe, Räuber, Einbrecher und randalierende Kunden. „Es ist eindeutig schlimmer geworden“, betont Rücker. Früher hätten die sozial benachteiligten Menschen, wie sie es nennt, weitgehend friedlich im Hauseingang nebenan geschlafen. Heute werde in den Eingang uriniert, Müll hinterlassen und Drogen konsumiert. Auch aus diesem Grund ist neben der Türklingel zum Einlass ein Rollgitter vor dem Eingang, wenn das Geschäft geschlossen ist. „Kunden glauben, dass es wegen der Sicherheitsvorkehrungen ein exklusives Juweliergeschäft ist“, erzählt Rückert. Doch es ist „nur“ ein Brillengeschäft am Eigelstein.
Rücker kann viele Geschichten erzählen über ihre Erlebnisse am Eigelstein. Über Einbrüche, Diebe im Geschäft, jugendliche Täter, die Joints und Blut in dem Laden hinterlassen haben oder eine Versicherung, die nicht mehr zahlt. Der Schaden geht mittlerweile in die Tausende, wenn nicht so gar Zehntausende — so genau kann das die Augenoptikermeisterin nicht sagen. Aktuell beschäftigt sie sich mit zwei Taten vor wenigen Tagen. Nach einem Einbruch und einer zerschlagenen Scheibe wurde vor dem Geschäft eine Vodka-Flasche und eine Bierflasche gefunden — vermutlich die Tatwaffen. Im Polizeibericht heißt es: „Nach ersten Erkenntnissen hatte gegen 5 Uhr ein dunkelhaariger Mann mit einem unbekannten Gegenstand die Schaufensterscheibe des Geschäftes eingeschlagen und die Alarmanlage ausgelöst. Kurz darauf soll ein zweiter Mann durch das beschädigte Fenster gegriffen und die Auslage eingesteckt haben“.
Eigelstein in Köln: 64 Brillen bei einem Einbruch gestohlen
Die Flucht der Täter gelang über den Stavenhof ins Eigelsteinviertel. Gestohlen wurden Sonnenbrillen. Einen Tag später die nächste Attacke. Mit einem Poller schlug ein Unbekannter gegen eine weitere Scheibe. Diesmal kam nichts weg. Vor einem Jahr schlugen jugendliche Täter eine Scheibe ein und stahlen 64 Brillen. Der Vorfall soll auf das Konto der „Halsketten-Räuber“ gehen, die in Sommer 2024 am Eigelstein, Ebertplatz, Agnesviertel und weiteren Bereichen der Innenstadt rund 250 Straftaten begangen haben sollen. Die Serie hatte für viel Aufregung gesorgt. Die Verdächtigen waren teils minderjährige unbegleitete Flüchtige aus einer Unterkunft am Hauptbahnhof. „Aus aktuellem Anlass gibt es momentan keine Dekoration“, ist derzeit auf einem Schild hinter einer Sicherheitsscheibe bei „Brillen Föhlisch“ zu lesen. Kunden müssen nun zum Schauen in den Laden und die Klingel drücken.
Christina Rücker zeichnet ein düsteres Bild für die Zukunft der Geschäfte am Eigelstein: „Es wird in der kommenden Zeit viele Leerstände geben“. Der Eigelstein habe einen zu schlechten Ruf. „Ich wünsche mir mehr neue kreative Geschäfte am Eigelstein. Aber Neugründer werden abgeschreckt“, betont die Geschäftsfrau. Für sie kommt ein Umzug trotz aller Probleme nicht infrage. Das Geschäft habe seit Jahrzehnten am Eigelstein seinen Sitz.
Erneut auf die Probleme im Viertel macht der Bürgerverein Eigelstein aufmerksam — es ist eine Art Hilferuf: „Es gibt Drogendealer, die unbehelligt ihre illegalen Geschäfte abwickeln, eine offene Trinkerszene, psychisch Kranke, die schreiend über den Eigelstein laufen und von Tischen der Außengastronomien Essen und Getränke klauen, Kriminelle, die Schaufenster zerschlagen, und Vandalen, die die Außenbestuhlung der Gastronomen umwerfen und beschädigen“. Von agressiven Bettlern und Dieben weiß auch Angelika Dederichs vom „Weinhaus Vogel“ am Eigelstein zu berichten: „Gästen wird das Bier vom Tisch genommen und ausgetrunken. Die Gläser werden ein paar Meter weiter fallen gelassen. Anderen Kunden wird ins Essen gegriffen“. Es seien unhaltbare Zustände. „In den vergangenen Monaten sind mehrfach Kunden von außen ins Lokal gewechselt, um in Ruhe zu essen“.