Kölner Jugendliche entwickeln eine Wahlplattform, um Erstwähler zu motivieren. Besonders wichtig sind ihnen Bildung, Klimaneutralität und Mobilität.
Erstwähler in KölnWorauf es jungen Leuten bei der Kommunalwahl ankommt

Im Zentrum der Macht: Schülerinnen und Schüler der Kaiserin Augusta Schule im Kölner Rathaus.
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Soll das Mensaessen in den Schulen kostenlos und in Bio-Qualität sein? Soll die Stadt für saubere, moderne und intakte Schultoiletten sorgen? Sollen die Radwege ausgebaut werden? Soll die KVB für Schülerinnen und Schüler kostenfrei sein? Das sind einige der Fragen, die Schülerinnen und Schüler der Kaiserin Augusta Schule umtreiben.
Sie nehmen an einem Wettbewerb teil, der jungen Leuten in Köln die Kommunalwahl näher bringen soll. Bei dem Demokratie-Wettbewerb des Vereins „Mehr Demokratie“ haben die Q2-Leistungskurse Deutsch und Mathematik sämtlichen Kölner Parteien insgesamt 23 Fragen gestellt. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz haben sie die Antworten in einer Art Wahl-O-Mat zusammengestellt. Ziel des Wettbewerbs ist es, Erstwähler zu motivieren, sich an der Wahl zu beteiligen.
„Offiziell ist es ja kein Wahl-O-Mat, weil das ein geschützter Begriff ist. Sein Zweck ist, die Unsicherheit der wählenden Personen zu durchbrechen. Viele wissen ja überhaupt nicht, welcher Partei man annähernd zustimmen könnte. Und deswegen wollten wir halt unser Kreuzchen clever erstellen, damit die Personen auch motiviert sind, wählen zu gehen, weil sie eben eine Idee haben, in welche Richtung es gehen könnte“, erklärt Jovana (18).
Geringe Wahlbeteiligung bei jungen Leuten
Vor allem bei jungen Leuten sei die Wahlbeteiligung niedrig. Viele in ihrem Umfeld interessierten sich wenig für Politik, erzählen die Jugendlichen. Ein Thema in Gesprächen sei das selten. Bei ihnen selbst hat sich das durch die Teilnahme am Wettbewerb inzwischen grundlegend geändert. „Je mehr wir uns damit beschäftigt haben, desto klarer wurde uns, wie wichtig Kommunalwahl ist“, sagt Sarah (18). Ihre Mitschülerin Anatoli (18) ergänzt: „Wir sind die Zukunft. Wir müssen ja gucken, dass Köln oder NRW generell nicht den Bach runtergeht. Wir wollen, dass wir Politiker oder Vertreter da haben im Stadtrat, die unsere Interessen vertreten.“
Durch die Beschäftigung hat sich das Bewusstsein auch bei Jaskaran (18) geändert: „Irgendwann kommt man zu diesem Punkt, wo man sagt ‚Ja, das ist interessant, da will ich auch partizipieren‘, weil man weiß, dass das ein Privileg ist, dass man überhaupt wählen darf und wählen kann.“
Dennoch: Selbst in einer Jugendorganisation einer Partei ist keiner der Jugendlichen. Einerseits störe sie der Mitgliedsbeitrag, andererseits sei es so, dass sie sich mit keiner Partei voll und ganz identifizieren könnten. „Es gibt dann schon die ein oder andere Sache, wo ich sage, es geht gar nicht und das kann ich nicht mit meiner Moral vereinbaren“, sagt Sarah.
Kritik an Worthülsen und Ausweichmanövern
Mobilität, Freizeit, Bildung, Kultur sind Themen, die den jungen Menschen wichtig sind. Aber auch Klimaneutralität und soziale Gerechtigkeit. Auf die Frage, was sie an Politikerinnen und Politikern störe, kommt die Antwort schnell und eindeutig: Lügen.
„Die sagen einfach was, um vielleicht in dem Moment den Menschen, die vor ihnen stehen, zu gefallen. Und dann denkt man so ‚Ja. Du willst einfach nur eine Show machen und beliebt sein, aber du stehst nicht dahinter‘“, sagt Sarah. Quentin (18) kritisiert die Fachsprache: „Für den durchschnittlichen Bürger kann man das auch so zusammenfassen, dass es für alle verständlich ist. Das funktioniert, das geht. Aber das machen die einfach ganz häufig nicht.“ Eine Mitschülerin ärgert sich über Ausweichmanöver: „Oftmals werden Fragen auch gar nicht richtig beantwortet, sondern es wird so drumherum geredet und Argumente werden nicht wirklich genannt. Und wenn was gesagt wird, dann macht das ganz oft gar keinen Sinn und es gibt gar keine Lösungen.“
Jaskaran denkt bei der Kritik an der Politik noch weiter: Wegen der schweren Sprache, die verwendet werde, würden Menschen daran gehindert, sich einzubringen. „Das ist eine Realität, die eigentlich nicht so weitergehen kann und nicht weitergehen sollte“, findet er. Dafür sei die Demokratie zu wichtig.
Das interaktive Projekt der KAS findet sich unter kaskommunalwahl.github.io.
