Kölner "Arche für Obdachlose“ feierte Einjähriges„Schön, dass so viele von Euch da sind“

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Aktiv für die Arche: Fabian Daniels, Manfred Post (Arsch Huh) Günter Wallraff, Jörg Frank, Rolf Börger (Caya-Arzt) , Brigitta Opiela, Erich Bethe, Klaus Orth, Franco Clemens, Linda Rennings (v.l.).

Aktiv für die Arche: Fabian Daniels, Manfred Post (Arsch Huh) Günter Wallraff, Jörg Frank, Rolf Börger (Caya-Arzt) , Brigitta Opiela, Erich Bethe, Klaus Orth, Franco Clemens, Linda Rennings (v.l.).

450 obdachlose Kölnerinnen und Kölner kommen zur Mülheimer Arche. Die Hilfe für sie wird ausschließlich aus Spenden finanziert.  

Feierstimmung lag in der Luft rund um die bunten Container der Arche für Obdachlose. Das Hilfsangebot am Rand des Mülheimer Stadtparks hat vor einem Jahr seine Türen geöffnet – 450 hilfebedürftige und oft obdachlose Kölnerinnen und Kölner kommen regelmäßig hierher. Gefeiert wurde, unter freiem Himmel gab’s Musik vom Duo anyway und von Musikern von Arsch Huh, die das Projekt von Anfang an unterstützt haben. Zahlreiche Stammgäste hatten es sich mit Stühlen auf dem Schotterplatz gemütlich gemacht und wurden von Erich Bethe, dem Vorsitzenden und Mitgründer des Vereins Arche für Obdachlose, persönlich begrüßt: „Schön, dass so viele von Euch da sind.“

Mittagessen, Dusche und medizinische Hilfe

Unter den Gästen waren auch Linda Rennings und Franco Clemens, die auf die Notlage der Menschen rund um den Wiener Platz immer wieder aufmerksam gemacht hatten, und Arche-Mitglied Günter Wallraff. In den Containern der Arche gibt es wochentags ein warmes Mittagessen, Getränke, die Möglichkeit, sich zu duschen und Wäsche zu waschen, eine Kleiderkammer und einen Aufenthaltsraum. Eine Tür weiter bekommen Menschen in der Sozialberatung Hilfe, etwa bei Ämtergängen, direkt gegenüber in der Caya-Praxis behandeln Ärzte und Ärztinnen ehrenamtlich bereits 150 Patienten und Patientinnen, die wohnungslos sind oder keine Krankenversicherung haben.

„Der Hilfebedarf ist noch größer als erwartet“, sagt Einrichtungsleiter Fabian Daniels vom SKM. Täglich kämen 40 bis 50 Menschen in die Arche. Sieben Sozialberatungen fänden im Schnitt täglich statt. 75 Menschen, die zuvor auf der Straße lebten, konnten in Hotelzimmer, Wohnprojekte oder gar Wohnungen vermittelt werden. Wie Jana. Die 67-Jährige kommt aus Porz-Lind regelmäßig in die Caya-Praxis.

Ich habe jetzt wieder einen Ausweis und eine Krankenversicherung
Jana (67)

Mit Hilfe der Sozialberatung hat sie die Anträge auf Leistungsbezug ausgefüllt. „Und ich habe jetzt wieder einen Ausweis und eine Krankenversicherung“, sagt sie. Auch Dieter ist Stammgast; er hat heute Geburtstag und einen Wunsch: „Viele der Leute hier gehen um 16 Uhr, wenn die Arche schließt, wieder zum Wiener Platz. Wir würden hierbleiben, wenn bis 20 Uhr auf wäre.“

 Auch im Linksrheinischen sehen die Arche-Initiatoren großen Hilfebedarf. „Wir wollen eine zweite Arche in der Nähe des Neumarkts aufbauen“, sagte Erich Bethe. Für die Mülheimer Arche hat der Verein im Vorjahr 300 000 Euro ausschließlich aus Spenden aufgebracht. „In 2023 werden wir noch 50 000 Euro mehr benötigen“, so Arche-Geschäftsführer Jörg Frank. „Ein zweiter Standort am Neumarkt ist nur mit finanzieller Beteiligung der Stadt möglich.“ Die hält Sozialdezernent Harald Rau, der zum Fest vor Ort ein Grußwort sprach, für „durchaus realisierbar“.

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