Manfred Theisen schreibt Bücher gegen Populismus und macht Workshops an Schulen. In seinem aktuellen Roman „Escape“ sperrt er Jugendliche in einen Raum ein, um ihnen zu zeigen, wie Demokratie funktioniert.
Roman über Demokratie und JugendKölner Autor auf Mission gegen den Populismus

Buchautor Manfred Theisen beim Gespräch in der Rundschau-Redaktion
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Es ist gar nicht so einfach, sich mit Manfred Theisen zum Gespräch zu treffen. Der Kölner Buchautor ist bundesweit viel unterwegs, macht Lesungen und Workshops zum Beispiel für das Goethe Institut oder die Stiftung Lesen. Besonders häufig ist er auch an Schulen, um dort junge Menschen für das Thema Demokratie zu begeistern. Im Mittelpunkt seiner Vorträge steht dabei der Jugend-Roman „Escape – Der Schlüssel sind wir“, der in diesen Tagen im CBT-Verlag erschienen ist.
Einen Termin für einen Redaktionsbesuch bei der Rundschau schiebt der Ehrenfelder dann doch noch dazwischen – schließlich hat er hier vor vielen Jahren als Redakteur gearbeitet. Inzwischen hat er etliche Bücher geschrieben. Das aktuelle Werk handelt von einer Gruppe Jugendlicher, die in einen Escape-Room geschickt werden, um an einem Experiment in Sachen Demokratie teilzunehmen. Sie sollen Aufgaben lösen, um den Schlüssel zum Verlassen des Raumes zu erarbeiten. Die Gruppendynamik, die dabei entsteht, illustriert anschaulich die Entwicklung verschiedener Charaktere in einer Gesellschaft unter Druck – ein hochaktuelles Thema also.
Macht und Ohnmacht
Eingeschlossen in dem Raum, sollen die Jugendlichen in dem Roman unter anderem ein Land nach ihren Vorstellungen entwerfen. Einer fordert, dass es jemanden geben müsse, der für alle die Entscheidungen trifft: „Wenn alle etwas zu sagen haben, ergibt das nur ein Gulasch von Gequatsche.“ In den Situationen, die die Mädchen und Jungen in der Geschichte erleben, sind sie allerdings immer wieder aufeinander angewiesen. Macht und Ohnmacht liegen dabei eng beieinander.
Die „einsperrten“ Jugendlichen erfahren, wie wichtig die Recherche von Fakten ist, um sinnvolle Entscheidungen zu treffen. In einem Seitenhieb geht es darum, dass im schulischen Unterricht niemand so richtig verstanden habe, was in diesem Zusammenhang die Bezeichnung des Journalismus als „Vierte Gewalt“ des Staates bedeute. Und die sogenannte „Künstliche Intelligenz“ (KI) wird in ihrer Absurdität geschildert, wenn ihr ungehindert geglaubt wird.
Großes Interesse an Schulen
„Demokratie ist eine zarte Blume, die immer wieder aufs Neue geschützt werden muss“, sagt der studierte Politikwissenschaftler Manfred Theisen im Gespräch. Dass das ein wenig pathetisch klingt, ordnet er sogleich selbst ein. Deshalb habe er den Weg des Jugendromans genutzt, um junge Menschen für das Thema zu begeistern. „In meinen Gesprächen an Schulen stelle ich immer wieder fest, wie groß das Interesse wird, wenn man sich richtig damit beschäftigt.“
Zu seinen Workshops gehören auch Recherche-Übungen. Dazu greift er häufig ein Beispiel auf, das auch in dem Buch geschildert wird. Denn durch den Kinofilm über „Barbie“ habe sich aktuell wieder verbreitet, dass Ruth Handler die populären Plastikpuppen erfunden habe. Das stimmt aber nicht. „Da schaue ich meist in erstaunte Gesichter, wenn ich das erzähle“, sagt Theisen: „Es lässt sich aber leicht recherchieren.“
Bücher werden Pflichtlektüre
Für Manfred Theisen ist es faszinierend, dass seine Bücher inzwischen im Vorfeld seiner Schulbesuche zur Pflichtlektüre im Unterricht werden. „Damit erreiche ich junge Menschen, die meine Werke sonst wahrscheinlich nicht lesen würden. Und sie lesen sie recht intensiv, weil sie diese auch interpretieren müssen.“ Das Gespräch mit dem Autor vor Ort ist dann stets die Krönung der Unterrichtseinheit. Im Mittelpunkt stehen dann oft auch Themen wie Bürokratie oder Rechtsstaatlichkeit. „Es mag verführerisch klingen, wenn – wie in vielen Ländern der Welt derzeit zu beobachten – einzelne Personen sich das Recht herausnehmen, Entscheidungen zu treffen, ohne sich rechtfertigen zu wollen“, meint Theisen: „Es geht aber auch darum, dass andere Menschen genauso Ansprüche haben, die berücksichtigt werden müssen.“
Aktuell beschäftigt sich Manfred Theisen schon wieder mit einem neuen Buch, das im Sommer herauskommen soll. Gemeinsam mit seiner 19-jährigen Tochter Emilia hat er die KI-Sprachanwendung ChatGPT als „beste Freundin“ der Hauptfigur eines Romans befragt. Die Ergebnisse seien manchmal wirklich überraschend gewesen: widersprüchlich, falsch, gefährlich. „Auch in diesem Buch wird sich wieder zeigen, wie wichtig es ist, nicht alles zu glauben, was einem aus dem Netz als Wahrheit präsentiert wird“, betont der Autor: „Man muss kritisch sein, sich informieren, hinterfragen. Sonst droht die Demokratie zugunsten von autoritären Systemen zu verschwinden. Das kann niemand ernsthaft wollen.“
