Die FDP forderte eine Infotafel am Bismarck-Turm in Bayenthal.
Denkmal in KölnBraucht der Bismarck-Turm eine Informationstafel?

Der Bismarckturm in Bayenthal.
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Der Historiker und Direktor des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs, Ulrich Soénius, äußert sich im Interview zur aktuellen Diskussion über das Denkmal für Otto von Bismarck in Bayenthal.
Seit mehr als 120 Jahren steht Bismarck-Säule in einem Park an der Rheinuferstraße. Sie ist damals von Bürgerinnen und Bürger finanziert worden?
Ja, das war damals eine Bewegung im ganzen Land. Vor allem Studentenverbindungen wollten Bismarck als jemanden ehren, der für die Einigkeit des deutschen Vaterlandes stand. Sie haben Spenden für solche Denkmäler gesammelt.
Als historische Figur ist der ehemalige Reichskanzler aber auch umstritten?
Es ist in der Tat nicht ganz einfach, ihn einzuordnen. Auf der einen Seite hat er seine Ziele teilweise mit brachialer Gewalt durchgesetzt, hat sich auch gegen Abgeordnete und Beamte in preußischen Ministerien gewandt. Teilweise hat er aber auch versucht, mit dem politischen Gegner zumindest in Gespräche zu führen. Es gab zum Beispiel ein berühmtes Gespräch mit dem SPD-Gründer Ferdinand Lassalle. Bismarck polarisierte also und griff nach der Macht, er hat aber stets versucht, den besten Weg für seine Politik zu finden.
Die FDP Rodenkirchen fordert eine Informationstafel am Denkmal. Kann die überhaupt dieser Ambivalenz gerecht werden?
Immerhin wäre es ein Anlass, sich mit geschichtlichen Ereignissen und Personen zu beschäftigen. Nachdem die Stadt den Turm vor einigen Jahren freigelegt hat, sieht man Bismarck sehr deutlich in einer martialischen Art und Weise mit Rüstung und Schwert dargestellt. Das ist natürlich heutzutage überhaupt nicht mehr zeitgemäß, man kann es nur aus der damaligen Zeit heraus verstehen. Ich glaube schon, dass es solcher Monumente bedarf, um sich mit Geschichtsthemen auseinanderzusetzen. Aber diese Person Bismarck auf einer Tafel zu erklären, halte ich für enorm schwierig. Über ihn sind dicke Biographien geschrieben worden. Deshalb wäre mir die Vorstellung lieber, dass man darüber eine Art Projekt macht und sich etwa an der Volkshochschule mit dem Thema Bismarck in der Geschichte auseinandersetzt. Man könnte auch über das Internet Möglichkeiten schaffen, sich mit der Person zu beschäftigen – auf einer Infotafel könnte man das ja mit einem QR-Code verlinken.