Kölner FeuerwehrAngekommen in der Moderne

Zum Werkstattzentrum an der Gummersbacher Straße gehört unter anderem die Kfz-Werkstatt.
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Köln – Die neue Welt trägt die Hausnummer 33. Hinter der grauen Fassade an der Gummersbacher Straße in Deutz verbirgt sich sozusagen der Maschinenraum der Kölner Feuerwehr. Für 34 Millionen Euro ist hier neben einer Feuerwache auch ein modernes Werkstattzentrum entstanden. „Zwischen den früheren Gegebenheiten und den jetzigen liegen Welten“, schwärmt Stefan Ortmann, der den Fuhrpark und die Werkstätten managt.
Früher waren die Fachwerkstätten auf verschiedenen Feuerwachen beheimatet, nun funktioniert die Anbindung der Wachen durch einen neuen Botendienst. Die wichtigsten Neuerungen im Überblick:
Gerätewerkstatt
Lino Thönig kann mit Drucksituationen umgehen. Wenn er auf den Knopf drückt, schießt Wasser mit fünf bar durch die Schlauchprüfanlage. In der Spitze müssen die Schläuche eine Minute lang 16 bar aushalten. Dann sind sie einsatztauglich. In einem 23 Meter langen Edelstahlbecken werden Schläuche automatisch gewaschen, dann lässt Thönig sie an einer langen Kette in den Trockenturm fahren. „Im Sommer dauert das Trocknen einen Tag, im Winter drei bis vier Tage.
Freiwillige Feuerwehr profitiert
27 Löschgruppen hat die Freiwillige Feuerwehr in Köln, meist in den Randbezirken. Auch sie profitieren erheblich von den neuen Logistik-Konzepten. Der zentrale Botendienst versorgt künftig auch die Freiwillige Feuerwehr mit Ausrüstung oder holt Fahrzeuge ab, die zur Inspektion müssen. Früher mussten die Ehrenamtler dies selbst erledigen und hierfür nach der Arbeit im Berufsverkehr zum Teil quer durch die Stadt fahren. „Für uns bedeutet dies einen erheblichen Zeitgewinn“, sagte Michael Wehle, Sprecher der Freiwilligen Feuerwehr. (tho)
Alles nur durch die Kaminwirkung“, weiß er. In großen Kartons lagern Reserveschläuche, nebenan stehen Kettensägen, Tauchpumpen, unzählige Leitern und Regale voller Wasserrohre. Zudem werden hier sämtliche Feuerlöscher der Feuerwehrgebäude gewartet.
Sanitätsmittellager
Auch die Feuerwehr hat aus der Corona-Pandemie gelernt. Das Palettenlager ist gut gefüllt mit Einmal-Handschuhen und OP-Masken. „Es werden jetzt viel größere Mengen gelagert, damit keine Engpässe entstehen können“, sagt Jens Reinhold. Leiter des Werkstatt-Zentrums. Gleich nebenan lagert in dutzenden blauen Plastikkisten Nachschub für den Rettungsdienst.

Die Kleiderkammer im neuen Werkstattzentrum.
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Alle zwei bis drei Tage erhalten die elf Kölner Feuerwachen vom Botendienst neues Verbandsmaterial, Beatmungsschläuche und anderes Verbrauchsmaterial für die Rettungswagen. In Bilderstöckchen verfügt die Stadt jetzt über ein eigenes Pandemie-Lager, hier wird Ware im Wert von rund fünf Millionen Euro aufbewahrt.
Atemschutzwerkstatt
Zur Ausrüstung der Feuerwehr gehören insgesamt 735 Sauerstoffflaschen. „Damit sind wir am Limit. Zur Ausstattung neuer Feuerwehrfahrzeuge und zur Sicherstellung der Aus- und Fortbildung ist dringend eine Aufstockung des Bestandes nötig“, sagt Ortmann. Früher oder später durchläuft jede Flasche den Arbeitsbereich von Friedhelm Söntgen. Viele Flaschen sind verrußt, ebenso die dazugehörigen Pressluftatmer.Die Werkstatt ähnelt einer Großküche, die Tragegurte landen in Waschmaschinen, die Lungenautomaten verbringen sechs Minuten bei 60 Grad in einer Spülmaschine. Anschließend werden die Flaschen mit 300 bar Luft gefüllt. „Eine Flasche hat ein Volumen von 6,8 Litern. Bei anstrengenden Einsätzen reicht das manchmal nur für 30 Minuten“, weiß Söntgen.

Ein Blick in die Gerätewerkstatt.
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Bevor die Flaschen wieder in den Dienst gehen, testet eine Puppe die Atemautomatik- „Die Puppe atmet 40 x 2,5 Liter pro Minute. Nur Geräte, die dem standhalten, gehen wieder zurück auf die Wache“, erklärt Söntgen. Hell und großzügig sind die Räume gestaltet.
Kleiderkammer
Auf der Feuerwache in Weidenpesch hat die alte Kleiderkammer ihrem Namen alle Ehre gemacht. Wer eine neue Uniform brauchte, wartete an einer abgenutzten Holztheke, irgendwann kam dann ein Mitarbeiter aus dem über zwei Etagen verteilten Lager mit ein paar Kleidungsstücken zurück. Die neue Kleiderkammer ähnelt jetzt einem geräumigen Kleidershop.Es gibt Umkleidekabinen, Kleiderständer mit Helmen, Gürteln, Oberhemden und Jacken. Weil alle Werkstätten in Deutz zusammengezogen wurden, ist der Shop nun 45 Stunden pro Woche geöffnet. Früher war nur zweimal pro Woche auf. In einem Nebenraum sitzt Rosa Schlösser, sie ist Schneiderin und kümmert sich um kleine Schäden, die bei Einsätzen an der Kleidung entstanden sind. „Manchmal nähe ich auch die Tragegurte der Atemschutzgeräte, das ist der Vorteil dieses Standorts“, sagt sie. Auch die Jugendfeuerwehr wird hier ausgestattet.
Kfz-Werkstatt
Neuerdings kommt der Tüv direkt zur Feuerwehr. Zur 1100 Quadratmeter großen Werkstatt-Halle gehören Bremsprüfstand und Hebebühnen. Hier ist nun viermal so viel Platz wie in der alten Werkstatt auf der Wache in Lindenthal. „Der Bremsenverschleiß bei Rettungswagen ist groß. Die Zahl der abgefahrenen Seitenspiegel hat aber nachgelassen“, sagt Patrick Weiser, Leiter der Kfz-Werkstatt. Sechs Mechaniker und drei Meister arbeiten hier, auch zwei Auszubildende. Die Halle ist zwölf Meter hoch, um auch die Drehleitern ein Stück weit ausfahren und testen zu können. „Das Modernste, was es derzeit gibt“, so Weiser.